Conan der Schwertkämpfer
nehmen?«
Yasmela hob die Hände. »Gewiß würde der König seine Pflichten wieder übernehmen. Ob er unsere Verbindung gestattet, weiß ich nicht. Doch glaube ich, daß ich ihn dazu überreden könnte.«
»Und das Königreich kann das Lösegeld, das Moranthes verlangt, nicht aufbringen?« fragte Conan.
»Nein. Vor dem Krieg mit Natokh hätten wir eine Summe aufbringen können, die er angenommen hätte. Doch Ophirs Preis ist gestiegen, während unsere Schätze schrumpften. Und nun fürchte ich, daß Moranthes meinen Bruder an den König von Koth verkaufen wird. Ich wollte, wir hätten einen Magier, der den armen Khossus aus seinem Verlies herauszaubern könnte. Aber nun muß ich gehen, mein Schatz. Pünktlichkeit war immer schon die Höflichkeit der Könige, und ich muß die Tradition unseres Hauses aufrechterhalten.«
Yasmela läutete eine kleine Silberglocke. Die beiden Leibmägde kehrten für die letzten Handreichungen zurück. Conan verbeugte sich und schritt rückwärts zur Tür, an der er stehen blieb. »Prinzessin«, sagte er, »deine Worte haben mich auf eine Idee gebracht.«
»Welche Idee, mein General?«
»Ich werde sie dir erzählen, wenn du einmal Zeit zum Zuhören hast. Einstweilen: leb wohl.«
Taurus, der Kanzler, strich das weiße Haar über einem Gesicht voll Sorgenfalten zurück, die sich im Laufe vieler Jahre eingegraben hatten. Er blickte Conan durchdringend an, der ihm in seinem Staatskabinett gegenübersaß.
»Ihr fragtet, was geschehen würde, falls Khossus ein vorzeitiges Ende widerführe? Nun, dann würde der Rat seinen Nachfolger wählen. Da er keine unmittelbaren Erben hat, dürfte die Wahl auf seine Schwester fallen, da Prinzessin Yasmela beliebt und gewissenhaft ist.«
»Und wenn sie die Ehre ablehnte?« fragte Conan.
»Dann käme wohl ihr Onkel Bardes an die Macht. Wenn Ihr, guter Conan, glaubt, die Krone selbst aufsetzen zu können, so vergeßt diesen Gedanken. Wir Khorajer sind sehr stammesbewußt. Niemand würde einen Fremden wie Euch als König akzeptieren. Das ist durchaus nicht abschätzend gemeint. Ich spreche lediglich die Tatsachen aus.«
Conan wehrte Taurus' Entschuldigung ab. »Ich achte ehrliche Männer. Doch was geschähe, wenn ein Narr auf den Thron käme?«
»Besser ein Narr, mit dem alle einverstanden sind, als zwei fähige Prinzen, die in ihrem Kampf um die Macht das Land verwüsten. Doch kamt Ihr nicht, um über die Thronfolge zu diskutieren, sondern mit einem Vorschlag. Habe ich recht?«
»Ich dachte, wenn ich mich heimlich nach Ophir begäbe und Khossus herausschmuggelte, würde es dem Königreich zugutekommen, oder nicht?«
Obgleich er ein erfahrener Staatsmann war, weiteten sich doch Taurus' Augen. »Erstaunlich, daß Ihr diesen Vorschlag macht. Erst vor ein paar Tagen sprach ein Seher darüber. Die Sterne, sagte er, kündeten, daß Conan genau dieses Abenteuer auf sich nehmen und zu einem guten Ende bringen würde. Da ich nicht viel von Magie und Astrologie halte, machte ich mir weiter keine Gedanken mehr darüber. Doch vielleicht ließe dieses Unternehmen sich wirklich erfolgreich durchführen.«
»Was war das für ein Seher?« fragte Conan überrascht.
»Rhazes, ein Corinthier, der erst kürzlich von Eruk hierherkam.«
»Ich kenne ihn nicht«, murmelte Conan. »Etwas, das die Prinzessin erwähnte, brachte mich auf diese Idee.«
Taurus blickte den Barbarengeneral scharf an. Er hatte Gerüchte über eine Affäre zwischen Conan und Yasmela gehört, aber er hielt es für klüger, nicht darüber zu sprechen. Allein der Gedanke einer Verbindung zwischen der verehrten Prinzessin und diesem rauhen barbarischen Söldner ließ Taurus schaudern. Doch trotz seines Klassenbewußtseins versuchte er, dem Retter Khorajas gegenüber fair zu sein.
»Ich halte es nur für eine schwache Hoffnung, den König auf diese Weise zu retten, aber wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir schnell handeln. Da wir Moranthes das geforderte Lösegeld nicht bezahlen können, wird er, fürchte ich, unseren jungen Monarchen an Strabonus von Koth ausliefern, der Ophir ein sehr vorteilhaftes Bündnis anbietet. Haben die Kothier Khossus erst in ihren Klauen, werden sie ihn zweifellos foltern, bis er zugunsten Strabonus' abdankt und ihn so zum Herrscher unseres Reiches macht. Natürlich werden wir gegen ihn kämpfen, doch das bittere Ende dürfte gewiß sein.«
»Wir schlugen Natokhs Armee«, erinnerte ihn Conan.
»Ja, das verdanken wir Euch. Aber Strabonus befehligt eine
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