Conan der Schwertkämpfer
los!«
Shanya starrte den schroffen Barbaren an, der sich mächtig gegen den blauen Himmel abhob und ihr eine Hand entgegenstreckte, um ihr aufzuhelfen. Ihre grünen Augen wurden weich. Einen Moment senkte sie die Lider und errötete, als sie sich plötzlich ihrer Nacktheit bewußt wurde. Dann warf sie ihren Kopf stolz zurück, zuckte die Schultern und sagte:
»Ich komme mit, Conan, doch nicht als Geisel, sondern als deine Führerin zur Grenze. Du hast mein Leben gerettet und sollst als Belohnung das Land der Khozgari ungehindert passieren dürfen.«
Conan hörte einen warmen Unterton in ihrer jetzt sanften Stimme, als sie mit einem leichten Lächeln fortfuhr: »Es könnte ganz interessant sein, ein wenig mehr über die Gepflogenheiten eines Barbaren aus dem Norden zu erfahren.«
Shanya räkelte ihren bezaubernden Körper, den die untergehende Sonne rosig tönte, und griff nach seiner Hand.
Conan blickte sie bewundernd an. »Bei Crom! Vielleicht sollte ich mir doch ein paar Tage länger Zeit lassen. Möglicherweise sind sie eine Woche Strafwache wert.«
Schatten in der Finsternis
Schatten
in der
Finsternis
S CHATTEN IN DER F INSTERNIS
Lin Carter und L. Sprague de Camp
Nach seiner Söldnerzeit in mehreren Ländern und einer Weile ab Pirat bei den schwarzen Korsaren der kushitischen Küste zieht es Conan in die schwarzen Königreiche. Danach kehrt er in den Norden zurück und verdingt sich erst als Soldat in Shem und dann in dem kleinen hyborischen Königreich Khoraja. Dem Abenteuer folgend, das in der Erzählung ›Natokh, der Zauberer‹ beschrieben wird (bei dem er die Armeen des schrecklichen Natokhs schlägt, eines schon lange toten, doch durch Magie wiedererweckten Zauberers), läßt Conan sich als General der khorajanischen Streitkräfte nieder. Er ist jetzt Ende zwanzig. Aber es kommt zu Komplikationen. Die Regentin, Prinzessin Yasmela, deren Liebhaber er zu sein glaubt, ist viel zu sehr mit Staatsgeschäften beansprucht, um Zeit für ihn zu haben. Ihr Bruder, König Khossus, wurde auf heimtückische Weise überwältigt und von dem feindlichen König von Ophir gefangengesetzt, wodurch Khoraja in eine gefährliche Lage geriet.
Auf der Straße der Magier in der shemitischen Stadt Eruk räumten die Kundigen der geheimen Künste ihr Handwerkszeug auf und schlossen ihre Läden. Die Seher hüllten ihre Kristallkugeln in Lammwolle; die Feuerleser löschten die Flammen, in denen sie ihre Visionen sahen; und die Magier putzten die Pentagramme von den abgetretenen Fliesen ihres Fußbodens.
Rhazes der Astrologe war ebenfalls damit beschäftigt, seinen Laden zu schließen, als ein Eruki in Kaftan und Turban auf ihn zukam und sagte:
»Schließt noch nicht, Freund Rhazes. Der König bat mich, Euch um einen letzten Rat zu ersuchen, ehe Ihr nach Khoraja aufbrecht.«
Rhazes, ein großer korpulenter Mann, murmelte widerwillig, doch dann verbarg er seinen Mißmut hinter einem höflichen Lächeln: »Tretet ein, tretet ein, hochgeehrter Dathan. Was wünscht Seine Majestät zu dieser späten Stunde?«
»Er begehrt zu erfahren, was die Sterne über das Schicksal der benachbarten Königreiche und Könige kundtun.«
»Ihr habt das Silber für meine Dienste bei Euch?« fragte der Astrologe.
»Aber natürlich, werter Meister. Der König erachtet Eure Vorhersagen als von großem Wert und verliert Euch deshalb nicht gern.«
»Wäre das tatsächlich der Fall, weshalb tat er dann nichts, um den Neid meiner erukischen Kollegen auf einen Fremden zu zügeln, und unternahm nichts gegen ihre Anpöbelungen? Doch selbst dafür wäre es jetzt zu spät. Bei Morgengrauen mache ich mich auf den Weg nach Khoraja.«
»Kann Euch denn nichts davon abhalten?«
»Nichts, denn größere Reichtümer erwarten mich dort, als sie dieser kleine Stadtstaat zur Verfügung hat.«
Dathan hob die Brauen. »Wie seltsam. Reisende aus Khoraja berichten, daß das Land in Armut lebt, seit Natokh nicht mehr ist – möge er in der Hölle schmoren!«
Rhazes überging diese Bemerkung. »Nun, so wollen wir die Sterne befragen. Bitte, setzt Euch.«
Dathan ließ sich auf einem Stuhl nieder. Rhazes stellte einen truhenähnlichen Gegenstand aus Messing vor ihn, der auf seinen vertikalen Flächen Gleitringe und Zeiger aufwies. Durch Öffnungen entlang seiner Seiten konnte man eine Vielzahl von Zahnrädern erkennen. Der Astrologe nahm Einstellungen vor, dann drehte er langsam einen silbernen Knauf am Ende eines herausragenden
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