Conan der Schwertkämpfer
daß unsere Schützen sie abschießen ...«
»Nein, sie muß um jeden Preis lebend gefangen werden. Aber wartet! Wie viele Armbrustschützen haben wir noch?«
»Etwa zwanzig, die kampffähig sind.«
»So hört. Befehlt den Burschen, ihre Armbrüste zu spannen, zu laden und mit ihnen zu Fuß den Hügel zu stürmen. Sie sollen einzeln und so geduckt wie möglich durch das Tor klettern, sich dann vor dem Burgfried verteilen und auf Befehl gleichzeitig schießen. Wenn nur einer der Verteidiger fällt, können unsere Schwertkämpfer sich auf den anderen stürzen und ihn überwältigen. Tötet die Männer, doch krümmt mir ja der Frau kein Haar!«
Mit zweifelnd gerunzelter Stirn zog der Hauptmann sich zurück, um den Angriff zu befehlen. Rigello beobachtete die Vorbereitungen. Er strich seinen Schnurrbart und sah sich bereits auf den Seidenkissen des Throns sitzen. Nichts, dachte er, kann mich jetzt noch aufhalten.
Doch plötzlich weiteten sich seine Augen. Seine Männer waren abgesessen und stürmten zu Fuß den Hang empor, als zwischen ihnen und der Burgruine eine Reiterschar in Rüstungen längst vergangener Zeit auftauchte.
Rigellos Mannen wichen erschrocken zurück, als die Neuankömmlinge mit vorgestreckten Lanzen und die Schwerter schwingend in flinkem Trott den Hügel hinabritten. Die Schützen warfen die Armbrüste von sich und rannten, so rasch sie konnten, zu ihren Pferden. Hastig schwangen sie sich in die Sättel und trieben ihre Tiere zu wilder Flucht an. Die Schwertkämpfer hielten einen Augenblick länger stand, dann schlossen sie sich den Kameraden an.
»Mitra!« brüllte Rigello und galoppierte zu der schwindenden Flut seiner Mannen. »Was ist in euch gefahren?« kreischte er. »Haltet an und kämpft, ihr Feiglinge! Zu mir! Zu mir!«
Mit dem Mut der Verzweiflung trieb Graf Rigello sein Streitroß den Hang empor. Er bahnte sich einen Weg durch seine fliehenden Mannen und ritt mitten hinein in die herankommenden Gegner. Und dann drang ein Armbrustbolzen in seinen Schädel.
8
»VIELLEICHT KREUZEN UNSERE WEGE SICH EINES TAGES WIEDER«
Die drei Verteidiger standen keuchend auf den Tortrümmern der Burgruine und schauten den fliehenden Ophiten nach.
»Ihr seid ein guter Schütze, Mädchen«, lobte Conan. Und lachend fügte er hinzu: »Falls Ihr einmal müde werden solltet, Königin zu spielen, könnt Ihr Euch in jeder Armee, die ich befehligen werde, als Armbrustschütze verdingen.« Doch dann runzelte er die Stirn. »Ich verstehe nicht, wie plötzlich diese ungewöhnliche Schar aus dem Nichts auftauchen, unsere Feinde verjagen und so unerwartet, wie sie gekommen war, wieder ins Nichts verschwinden konnte. Habt Ihr einen Zauber bewirkt?«
Marala lächelte ruhig. »Ja, den Zauber des Sternes von Khorala. Den guten Männern, die hier vor zweihundert Jahren fielen, war die Chance, ihr geliebtes Vaterland zu retten, nicht gegeben. Sie mußten bis zu diesem Tag warten, da der Stern und ich – und Ihr, da Ihr ihn mir gabt – sie befreite, damit sie ihre Pflicht tun konnten. Nun endlich ist es Alarkar und seinen Getreuen möglich, in Frieden zu ruhen.«
»Diese Reiter – waren sie aus echtem Fleisch und Blut oder heraufbeschworene Phantome, Geister, die ein Schwert wie Rauch durchdringen könnte?«
Die Königin hob die zarten Hände mit den Handflächen nach oben. Und während sie sie bewegte, glitzerte das Juwel mit seinem in blauem Eis gefangenen Feuer.
»Ich weiß es nicht, und ich glaube, niemand wird es je wissen. Aber Ihr seid verwundet. Laßt mich Eure Verletzungen säubern und verbinden, so gut ich es kann. Auch Ihr, Garus, blutet!«
Sie führte die beiden Männer, die aus ihren Rüstungen geschlüpft waren und müde hinkten, den Hang hinab zu einem klaren Bach, der frisch an seinem Fuß plätscherte. Sie half ihnen, sich zu waschen, und verband ihre glücklicherweise nur leichten Wunden mit Stoffstreifen, die sie aus der Kleidung der Toten gerissen hatten.
»Und was ist mit Euch, Lady?« fragte Conan, der sich erfrischt fühlte. »Rigello ist tot, aber andere werden sich beeilen, an seiner Statt den König zu beeinflussen.«
Marala verknotete den letzten Verband und biß sich nachdenklich auf die Unterlippe.
»Vielleicht vermag der Stern die guten Männer von Ophir zusammenzurufen; aber mir deucht, dem Königreich mangelt es an guten Männern – zumindest unter den Edlen. Alle die Höhergestellten, die ich kenne, sind wie Rigello – habgierig und skrupellos. Natürlich,
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