Conan-Saga 01 - Conan
Verzweiflung stemmte der Barbar mit aller Kraft eine Schatztruhe hoch und warf sie ihr entgegen. Das ungewöhnliche Geschoß quetschte den Leib der Spinne mit einem häßlichen Knirschen an die Wand. Blut und grünlicher Schleim spritzten auf, und der zermalmte Körper fiel mit der zerschmetterten Truhe auf den Boden. Funkelnde Juwelen in allen Farben umgaben den zerquetschten schwarzen Leib. Haarige Beine bewegten sich zuckend in der kostbaren Pracht, und sterbende Augen glimmten rot zwischen den glitzernden Edelsteinen.
Conan sah sich um, doch kein weiteres Alptraumwesen zeigte sich. Also machte er sich daran, sich von den klebrigen Fäden zu befreien, die hartnäckig um sein Fußgelenk und an seinen Händen hafteten. Schließlich war er frei. Er hob sein Schwert auf und ging vorsichtig zwischen den grauen Schlingen und zusammengerollten Spinnenfäden auf dem Boden zur inneren Tür. Welche Grauen hinter ihr lagen, vermochte er nicht einmal zu ahnen. Sein Blut floß heiß durch die Adern. Er war so weit gekommen und hatte so viel durchgestanden, daß er jetzt nicht daran dachte, aufzugeben. Er würde dieses Abenteuer bis zu seinem grimmigen Ende führen und das mächtige Juwel finden. Er war sicher, daß es sich nicht unter den Edelsteinen in dieser Kammer befand.
Er löste die an der Innentür klebenden Fäden und stellte fest, daß auch dieser Eingang, wohin immer er führen mochte, nicht verschlossen war. Er fragte sich, ob die Soldaten sein Eindringen inzwischen bemerkt hatten. Nun, er befand sich hoch über ihren Köpfen, und wenn es stimmte, was man sich erzählte, dann waren sie an schreckliche Geräusche im oberen Turm gewöhnt.
Der Gedanke an Yara beschäftigte ihn nun, und er fühlte sich gar nicht sonderlich wohl in seiner Haut, als er die goldene Tür öffnete. Aber er sah nur eine nach unten führende Silbertreppe, die von irgend etwas, das er nicht erkennen konnte, erhellt wurde. Das Schwert fest in der Rechten stieg er die Stufen vorsichtig hinab. Ohne einen Laut zu vernehmen kam er schließlich zu einer Tür aus geschnitztem Elfenbein, das mit Blutsteinen eingelegt war. Er drückte ein Ohr dagegen, doch auch von innen drang kein Laut heraus. Aber merkwürdige dünne Rauchschwaden schlängelten sich träge aus dem unteren Türspalt. Ein fremdartiger Duft, wie Conans Nase dergleichen noch nie aufgenommen hatte, ging davon aus. Die Silbertreppe führte weiter in die Tiefe und verschwand in der Düsternis. Auch von unten war nicht der geringste Laut zu hören. Conan hatte das unheimliche Gefühl, der einzige Mensch in einem Turm zu sein, in dem Geister und Phantome hausten.
3
Vorsichtig drückte er gegen die Elfenbeintür. Sie schwang geräuschlos nach innen. Wie ein Wolf in fremder Umgebung, bereit sofort zu kämpfen oder zu fliehen, stand Conan auf der schimmernden Schwelle. Vor ihm lag ein großes goldenes Gemach mit einer gewölbten Decke und Wänden aus grünem Jade. Der Boden war aus Elfenbein und teilweise mit dicken Teppichen belegt. Aus einer Feuerschale auf einem goldenen Dreibein stieg der duftende Rauch auf, und dahinter ruhte auf einer Art Marmorbett ein Idol. Mit geweiteten Augen betrachtete Conan es. Das grünliche Ding hatte den Körper eines nackten Mannes, aber der Kopf konnte nur dem Alptraum eines wahnsinnigen Künstlers entsprungen sein. Er war für den Manneskörper viel zu groß und hatte auch absolut nichts Menschliches an sich. Conan starrte auf die breiten faltigen Ohren, den gebogenen Rüssel, die langen weißen Stoßzähne links und rechts davon, deren Spitzen in goldenen Kugeln steckten. Die Augen waren wie im Schlaf geschlossen.
Dieses Idol also war der Grund dafür, daß man das Bauwerk Elefantenturm nannte, denn der Schädel dieses – Dinges sah so aus, wie der des Tiers, das der shemitische Wanderer Conan beschrieben hatte. Offenbar war dies hier Yaras Gott – und bestimmt befand das Juwel sich an oder in dem Idol versteckt, denn warum sonst, würde man es Elefantenherz nennen?
Während Conan, ohne einen Blick von der Statue zu lassen, vorsichtig darauf zuschritt, öffnete sie plötzlich die Augen! Der Cimmerier erstarrte. Das war kein Abbild! Es war ein lebendes Wesen, und er war ihm geradewegs in die Falle gelaufen!
Daß er nicht augenblicklich mit der Klinge auf diese Kreatur einstürmte, daran war nur das Grauen schuld, das ihn lähmte. Ein Mann der Zivilisation hätte in seiner Lage zweifelhafte Zuflucht in dem Gedanken gesucht, er habe den
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