Conan-Saga 01 - Conan
kam mit einem häßlichen Grinsen auf die beiden Festgenommenen zu.
»Wißt Ihr, wer ich bin?« fragte er drohend. Er schob seinen Kopf vor und starrte sein zurückweichendes Opfer an.
»Ihr seid Posthumo«, antwortete der Schreiber verängstigt. »Ihr habt im Gerichtsraum einem Mädchen das Auge ausgedrückt, weil sie ihren Liebsten nicht belasten wollte.«
»Ich bekomme, worauf ich aus bin!« sagte der Wächter drohend. Die Adern seines Halses schwollen und sein Gesicht lief rot an, als er den bedauernswerten Schreiber am Kragen seines Kittels packte und ihn so drehte, daß der Mann fast erdrosselt wurde.
»Sprich, Ratte!« knurrte er. »Antworte dem Inquisitor!«
»O Mitra! Erbarmen!« wimmerte Promero. »Ich schwöre ...«
Posthumo schlug ihn gnadenlos erst links, dann rechts ins Gesicht, dann schleuderte er ihn zu Boden und stieß ihn mit bösartiger Berechnung in die Hoden.
»Erbarmen!« ächzte das bedauernswerte Opfer. »Ich sage – alles ...«
»Dann steh auf, Hund!« donnerte Posthumo. »Bleib nicht winselnd liegen!«
Dionus warf Conan einen heimlichen Blick zu, um zu sehen, ob auch er beeindruckt davon war. »Seht Ihr jetzt, was denen geschieht, die sich der Polizei widersetzen«, sagte er.
Conan spuckte ihm voll Verachtung vor die Füße. »Er ist ein Schwächling und ein Dummkopf«, knurrte er. »Soll bloß einer von euch versuchen, mich auch nur anzufassen, dann kann er seine Gedärme auf dem Boden zusammenklauben.«
»Seid Ihr jetzt bereit zu reden?« fragte Dionus den Schreiber seufzend.
»Alles, was ich weiß ...«, schluchzte Promero, als er mühsam auf die Füße kam und dabei wie ein geprügelter Hund winselte, »... ist, daß Kallian, kurz nachdem ich heimkam – ich verließ den Tempel etwa zur gleichen Zeit wie er –, an meiner Tür klopfte und seine Kutsche wegschickte. Er drohte mir, mich meiner Stellung zu entheben, wenn ich je darüber spreche. Ich bin ein armer Mann, mein Herr, ohne Freunde oder Vermögen. Ohne meine Arbeit bei ihm würde ich des Hungers sterben.«
»Das ist Eure Sache«, brummte Demetrio. »Wie lange blieb er bei Euch?«
»Etwa bis eine halbe Stunde vor Mitternacht. Dann verließ er mich und erwähnte, daß er zum Tempel gehen, aber zu meinem Haus zurückkehren würde, nachdem er getan hatte, was er zu tun beabsichtigte.«
»Und was beabsichtigte er?«
Promero zögerte, aber ein schaudernder Blick auf Posthumo, der drohend die Fäuste ballte, öffnete ihm schnell die Lippen. »Es war etwas im Tempel, das er untersuchen wollte.«
»Aber weshalb tat er es allein und so verstohlen?«
»Weil dieses Etwas nicht sein Eigentum war. Es kam im Morgengrauen mit einer Karawane aus dem Süden an. Die Karawanenleute wußten nichts weiter darüber, als daß die Beauftragten einer anderen Karawane von Stygien es ihrer Obhut übergeben hatten, und es für Caranthes von Hanumar, dem Ibispriester, bestimmt war. Der Karawanenführer war von diesen Beauftragten bezahlt worden, das Stück Caranthes persönlich auszuhändigen, aber der Halunke wollte geradewegs nach Aquilonien auf dem Weg, der nicht an Hanumar vorbeiführt. Also ersuchte er, es im Tempel abstellen zu dürfen, bis Caranthes es abholen ließe.
Kallian erklärte sich damit einverstanden und versprach, einen Diener zu Caranthes zu schicken, um ihm Bescheid zu geben. Aber nachdem die Männer von der Karawane aufgebrochen waren und ich von dem Boten sprach, verbot Kallian mir, nach ihm zu schicken. Er saß zu dem Zeitpunkt grübelnd neben dem Gegenstand, den die Karawanenleute hier abgestellt hatten.«
»Und was war dieser – Gegenstand?«
»Eine Art Sarkophag, wie sie in alten stygischen Grüften zu finden sind. Nur war dieser rund wie eine metallene Schale mit Deckel. Er bestand aus einem Metall wie Kupfer, nur härter, darin waren Hieroglyphen geprägt, ähnlich denen auf den alten Menhiren von Südstygien. Der Deckel war durch gehämmerte kupferähnliche Bänder versiegelt.«
»Was befand sich denn in dieser – Schale?«
»Die Karawanenleute wußten es nicht. Sie sagten nur, jene, die es ihnen zur Weiterbeförderung anvertraut hatten, erwähnten, es handle sich um eine unersetzliche Reliquie, die man in den Grabkammern tief unter den Pyramiden gefunden habe. Der Absender schickte sie dem Ibispriester aus tiefer Verehrung. Kallian Publico glaubte, es handle sich bei diesem Geschenk um das Diadem der Titanenkönige jenes Volkes, das in dem dunklen Lande lebte, ehe die Vorfahren der Stygier dorthin kamen.
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