Conan-Saga 01 - Conan
warnte Kallian, aber er wollte nicht auf mich hören! Es ist eine zusammengeringelte Schlange mit dem Schwanzende im Rachen. Es ist das Zeichen Sets, der Alten Schlange, des Gottes der Stygier! Diese Schale ist zu alt, als daß sie von Menschen hergestellt worden wäre – es ist ein Relikt jener Zeit, als Set noch in Menschengestalt über das Antlitz der Erde wandelte. Vielleicht bestattete die Rasse, die seinen Lenden entsprang, die Gebeine ihrer Könige in Behältern wie diesem.«
»Und Ihr wollt vielleicht sagen, daß diese verrotteten Knochen sich erhoben, Kallian Publico erwürgten, und sich dann davonmachten?«
»Es war jedenfalls kein Mensch, der in dieser Schale zur letzten Ruhe gebettet worden ist«, flüsterte der Schreiber mit ängstlicher Miene. »Welcher Mensch könnte schon darin liegen?«
Demetrio fluchte. »Wenn Conan Kallian nicht auf dem Gewissen hat, dann hält der Mörder sich noch irgendwo in diesem Gebäude auf. Dionus und Arus, bleibt hier bei mir, und ihr drei Gefangenen ebenfalls. Ihr anderen, durchsucht das Haus! Der Mörder – falls er entkam, ehe Arus die Leiche fand – kann nur auf die gleiche Weise geflohen sein, wie Conan eindrang, und in diesem Fall hätte der Barbar ihn sehen müssen, wenn er die Wahrheit spricht.«
»Ich sah niemanden als diesen Hund hier«, knurrte Conan und deutete auf Arus.
»Natürlich nicht, weil Ihr der Mörder seid!« sagte Dionus. »Wir vergeuden nur unsere Zeit, aber um die Form zu wahren, werden wir die Durchsuchung vornehmen. Und wenn wir niemanden finden, verspreche ich, daß Ihr brennen werdet. Ihr kennt doch das Gesetz, schwarzhaariger Wilder? Für einen Mord wird ein Handwerker zur Arbeit in den Minen verurteilt, ein Kaufmann zum Tod am Galgen, und ein feiner Mann zum Feuertod!«
Conan fletschte als Antwort lediglich die Zähne. Die Männer begannen mit ihrer Durchsuchung. Die in der Kammer Zurückgebliebenen hörten ihr Stapfen über ihren Köpfen, auf der Treppe, vernahmen das Rücken von größeren Gegenständen, das Öffnen von Türen und die Rufe, wenn die Wachen sich von Raum zu Raum verständigten.
»Conan, Ihr wißt, was Euch bevorsteht, wenn sie niemanden finden.«
»Ich habe ihn nicht umgebracht«, knurrte der Cimmerier. »Ich hätte ihm den Schädel eingeschlagen, wenn er mich aufgehalten hätte, aber ich stieß erst auf ihn, als er bereits tot war.«
»Irgend jemand schickte Euch jedenfalls hierher, um etwas für ihn zu stehlen«, sagte Demetrio. »Durch Euer Schweigen macht Ihr Euch verdächtig. Die Tatsache Eurer Anwesenheit genügt schon, Euch in die Minen zu schicken, ob Ihr nun Eure Schuld eingesteht oder nicht. Wenn Ihr wahrheitsgetreu alles erzählt, was Ihr wißt, könnt Ihr Euch wenigstens vom Pfählen retten.«
»Nun«, brummte der Barbar widerstrebend. »Ich kam hierher, um den zamorianischen Brillantenkelch zu holen. Ein Mann gab mir einen Plan des Tempels und zeigte mir, wo ich ihn finden würde. Man bewahrt ihn dort auf.« Conan deutete. »In einer Vertiefung im Boden unterhalb eines shemitischen Gottes aus Kupfer.«
»Das stimmt«, rief Promero. »Ich glaubte, nicht einmal ein halbes Dutzend Menschen auf der Welt wüßten von diesem Versteck.«
»Und wenn Ihr ihn Euch geholt hättet«, höhnte Dionus, »hättet Ihr ihn doch sicher nicht Eurem Auftraggeber gebracht.«
Die blauen Augen blitzten verächtlich. »Ich bin kein Hund«, brummte der Barbar. »Ich halte mein Wort.«
»Wer hat Euch hierhergeschickt?« fragte Demetrio streng, aber Conan schwieg. Die Wachen kamen nach und nach von ihrer Suche zurück.
»Kein Mensch versteckt sich in diesem Haus«, erklärten sie. »Wir haben alles auf den Kopf gestellt. Wir fanden die Falltür im Dach, durch die der Barbar eingedrungen ist, und den Riegel, den er in zwei Teile gehauen hat. Wäre jemand auf diesem Weg geflohen, hätten unsere Wachen vor dem Haus ihn sehen müssen, außer er floh, ehe wir kamen. Ganz abgesehen davon, hätte er erst ein paar Möbelstücke übereinanderstellen müssen, um die Falltür von unten zu erreichen. Es standen jedoch keine darunter. Könnte er das Haus denn nicht durch das Portal verlassen haben, ehe Arus um das Gebäude kam?«
»Nein«, erwiderte Demetrio. »Die Tür war von innen verriegelt, und der Sperrhaken ist mit einem Schloß gesichert, für das es nur zwei Schlüssel gibt. Einen hat Arus, und der andere hängt noch am Gürtel Kallian Publicos.«
Einer sagte plötzlich: »Ich glaube, ich sah das Seil, das der Mörder
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