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Conan-Saga 01 - Conan

Conan-Saga 01 - Conan

Titel: Conan-Saga 01 - Conan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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um Gnade schluchzte, griff er mit unsanfter Hand nach ihren blonden Locken und zerrte sie vom Bett. Er steckte den Dolch in die Scheide zurück, klemmte sich die um sich schlagende Gefangene unter den linken Arm und trat ans Fenster. Wie bei den meisten Häusern dieser Art führte ein Sims in Fensterhöhe um jedes Stockwerk. Conan drückte den Laden auf und stieg auf das schmale Sims hinaus. Wäre jemand wach und in der Nähe gewesen, hätte sich ihm der ungewohnte Anblick eines Mannes geboten, der sich vorsichtig an der Hauswand im ersten Stock entlangtastete, mit einer halbnackten, sich verzweifelt wehrenden Dirne unter dem Arm. Dieser hypothetische Beobachter wäre aber kaum verwirrter gewesen als das Mädchen selbst.
    Als er die gesuchte Stelle erreicht hatte, blieb Conan stehen und hielt sich mit der freien Hand an der Mauer fest. Im Haus erhob sich plötzliches Geschrei. Die Leiche war demnach entdeckt worden. Conans Gefangene wimmerte und wand sich und wurde dadurch nur noch lästiger. Der Cimmerier schaute hinunter auf den Schlamm und Unrat der Gasse, lauschte kurz auf den Lärm im Haus und hörte nebenbei das Flehen der Dirne, dann ließ er sie mit größter Zielsicherheit in eine Jauchegrube fallen. Er beobachtete befriedigt grinsend ihre verzweifelten Bemühungen, herauszukommen, und genoß ihre giftigen Flüche und Verwünschungen. Er lachte schallend, bis der wachsende Lärm im Haus es ihm doch an der Zeit erscheinen ließ, sich aus dem Staub und auf den Weg zu machen, um Nabonidus zu töten.
     
     
    3
     
    Ein lauthallendes, metallisches Klirren weckte Murilo. Er ächzte und setzte sich benommen auf. Rings um ihn herrschte jetzt wieder Stille und absolute Dunkelheit. Einen Augenblick lang befürchtete er schon, er sei blind. Doch da erinnerte er sich, was geschehen war, und seine Haut kribbelte. Er tastete um sich und stellte fest, daß er auf einem Boden mit fast fugenlos zusammengefügten Steinplatten lag, und ein weiteres Tasten verriet ihm, daß die Wände von gleicher Beschaffenheit waren. Er erhob sich und lehnte sich an die Wand. Verzweifelt überlegte er, wo er sich wohl befinden mochte. Daß er in einer Art Gefängnis war, daran bestand kaum ein Zweifel, aber wie lange schon und wo es lag, konnte er nicht einmal ahnen. Er entsann sich dumpf des metallischen Geräusches und fragte sich, ob das wohl die Eisentür seines Kerkers gewesen war, die sich hinter ihm geschlossen hatte, oder ob es bedeutete, daß der Henker eingetreten war.
    Bei diesem Gedanken zitterte er am ganzen Leibe. Schnell tastete er sich weiter an der Wand entlang. Jeden Augenblick erwartete er, ans Ende dieser Wand zu gelangen, doch nach einer Weile kam er zu dem Schluß, daß er sich einen Korridor entlang bewegen mußte. Er hielt sich dicht an die Wand, voll Angst vor Fallgruben oder anderen Gefahren. Mit einemmal spürte er, daß sich ganz in seiner Nähe etwas in dieser Finsternis aufhielt. Er konnte absolut nichts sehen, aber entweder hatten seine Ohren ein verstohlenes Geräusch wahrgenommen, oder sein Unterbewußtsein hatte ihn gewarnt. Er blieb abrupt stehen. Die Härchen im Nacken stellten sich ihm auf. Er war sich so sicher, wie er atmete, daß etwas Lebendes in der Dunkelheit vor ihm lauerte.
    Er glaubte, sein Herz müsse stillstehen, als eine Stimme mit barbarischem Akzent zischte: »Murilo, seid Ihr es?«
    »Conan!« Schwach vor Erleichterung tastete der junge Edelmann durch die Schwärze, bis seine Hände nackte Schultern berührten.
    »Nur gut, daß ich Euch erkannte«, brummte der Cimmerier. »Ich wollte Euch bereits abstechen wie ein Schwein.«
    »Wo sind wir, in Mitras Namen?«
    »In den Kellern unter dem Haus des Roten Priesters, aber weshalb ...«
    »Welche Zeit haben wir?«
    »Es ist kurz nach Mitternacht.«
    Murilo schüttelte den Kopf und bemühte sich, seiner Benommenheit Herr zu werden.
    »Was macht Ihr hier?« fragte der Barbar.
    »Ich kam, um Nabonidus zu töten. Ich hatte gehört, daß man den Wärter im Gefängnis ausgetauscht hat ...«
    »Das hat man allerdings«, knurrte Conan. »Ich schlug dem neuen den Schädel ein und spazierte aus dem Kerker. Ich hätte schon eher hier sein können, aber ich mußte erst noch eine persönliche Angelegenheit bereinigen. Also, wollen wir Nabonidus jetzt einen Besuch abstatten?«
    Murilo schauderte. »Conan, wir sind hier in Satans Tempel! Ich kam, um mit einem menschlichen Feind abzurechnen – und fand einen haarigen Teufel aus der Hölle.«
    Conan schluckte.

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