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Conan-Saga 01 - Conan

Conan-Saga 01 - Conan

Titel: Conan-Saga 01 - Conan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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und stand als freier Mann auf der Straße, genau wie Murilo es beabsichtigt gehabt hatte, wäre sein Plan mit Erfolg durchgeführt worden.
    Im Schatten der Gefängnismauern überlegte Conan seinen nächsten Schritt. Der Gedanke kam ihm, daß er, da er sich selbst befreit hatte, Murilo nichts schuldete. Andererseits war es der junge Edelmann gewesen, der ihm persönlich die Ketten gelöst und dafür gesorgt hatte, daß er gut zu essen bekam. Ohne beides wäre seine Flucht unmöglich gewesen. Also entschied der Cimmerier, daß er in Murilos Schuld stand, und da er ein Mann war, der gewöhnlich nichts schuldig blieb, entschloß er sich, das dem jungen Edelmann gegebene Versprechen auch zu halten. Doch erst hatte er noch eine Privatsache zu erledigen.
    Er warf seinen zerlumpten Kittel von sich und schlich, nur mit einem Lendentuch bekleidet, durch die Nacht. Er befingerte den Dolch, den er dem Wärter abgenommen hatte. Es war eine mörderische Waffe mit breiter, doppelschneidiger Klinge, etwa neunzehn Zoll lang. Durch Gassen und über dunkle Plätze stahl er sich, bis er das Viertel erreichte, das sein Ziel war – das Labyrinth. Durch seine verschlungenen Gäßchen eilte er mit der Sicherheit langer Vertrautheit. Es war wahrhaftig ein Irrgarten düsterer Gassen, schmutziger Hinterhöfe und verborgener Unterschlüpfe, voll von verstohlenen Lauten und widerwärtigen Gerüchen. Die Gassen waren nicht gepflastert, Abfälle, Kot, Schlamm und Dreck vermischten sich auf ekelhafte Weise. Kanäle gab es hier nicht. Abfälle und Unrat wurden einfach aus den Fenstern und Türen geworfen und bildeten stinkende Haufen und Lachen. Wenn man hier nicht vorsichtigen Schrittes dahinging, konnte es leicht geschehen, daß man ausglitt und bis zur Hüfte in einem dieser übelriechenden Haufen oder einer schon fast tümpelähnlichen Drecklache versank. Auch war es hier gar nicht so ungewöhnlich, plötzlich über eine Leiche mit aufgeschnittener Kehle oder eingeschlagenem Schädel zu stolpern. Anständige Bürger mieden das Labyrinth aus gutem Grund.
    Conan erreichte sein Ziel, ohne gesehen zu werden, gerade als die Person, deretwegen er gekommen war, kurz ins Freie trat. Während der Cimmerier sich schnell im Hof daneben versteckte, verabschiedete das Mädchen, das ihn an die Polizei verraten hatte, sich von ihrem neuen Liebsten vor ihrer Kammer im ersten Stock. Dieser junge Halunke tastete sich, nachdem die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, die knarrende Treppe herunter, völlig in seine Gedanken versunken, die sich – wie die der meisten Bewohner des Labyrinths – mit der ungesetzlichen Aneignung der Habe anderer beschäftigten. Mitten auf der Treppe hielt er abrupt inne, und die Haare stellten sich ihm auf. Etwas Ungeheuerliches kauerte mit glühenden Augen in der Dunkelheit ein wenig unterhalb von ihm. Ein tierisches Knurren war das Letzte, was er in seinem Leben hörte, als die Bestie sich auf ihn warf, denn gleich darauf machte eine scharfe Klinge ein Ende mit ihm. Er stieß noch einen röchelnden Schrei aus, dann rollte er schlaff die Stufen hinunter.
    Der Barbar erhob sich kurz wie ein Gespenst über ihm. Seine Augen brannten in der Düsternis. Er wußte, daß Schrei und Poltern gehört worden waren, aber die Menschen im Labyrinth hatten es sich, um ihrer eigenen Sicherheit willen, zur Angewohnheit gemacht, sich nur um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Später würde sich bestimmt jemand herauswagen, um nachzusehen, was geschehen war, aber ganz sicher nicht gleich.
    Conan stieg die Treppe hoch und blieb vor einer Tür stehen, die er nur allzu gut kannte. Sie war von innen verschlossen, aber seine Klinge glitt zwischen Tür und Stock hindurch und hob den Riegel. Er trat ein, schloß die Tür hinter sich und stellte sich vor das Mädchen, das ihn verraten hatte.
    Mit gekreuzten Beinen saß sie in ihrem dünnen Nachthemd auf dem zerwühlten Bett. Sie war totenbleich und starrte ihn an, als wäre er ein Geist. Sie hatte den Schrei von der Treppe gehört und bemerkte nun den blutbesudelten Dolch in seiner Hand. Aber sie war viel zu sehr von Angst vor ihrem eigenen Geschick erfüllt, als Zeit damit zu vergeuden, das blutige Los ihres Liebsten zu beklagen. Sie flehte, fast unverständlich vor Furcht, um ihr Leben. Conan verharrte stumm. Er stand reglos vor ihr, funkelte sie mit brennenden Augen an, und fuhr mit dem Daumen über die Schneide des Dolches.
    Schließlich, während sie gegen die Wand zurückwich und verzweifelt

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