Conan-Saga 01 - Conan
Mitte, wo ein Streifen ungegerbtes Leder sein behelfsmäßiges Lendentuch hielt. Von ihm hing, neben einem Beutel, ein dünner Dolch. Seine noch kältestarren Finger fanden den Beutel, nicht jedoch den Dolchgriff, dabei berührten sie etwas Glattes, Warmes innerhalb des Beutels.
Plötzlich riß Conan die Finger zur Seite, als eine prickelnde Wärme durch ihn vibrierte. Seine Finger hatten das merkwürdige Amulett gestreift, das er tags zuvor gefunden hatte, als sie bei Bahari das Lager aufgeschlagen hatten. Durch die Berührung mit dem glatten Stein war eine seltsame Kraft frei geworden.
Das Fledermausgeschöpf wich mit einemmal von ihm zurück. Noch ein Herzschlag zuvor war es so nahe gekommen, daß seine Haut sich unter der unirdischen Kälte zusammenzog, die diese Phantomgestalt ausstrahlte. Jetzt flatterte sie immer schneller, verzweifelt fast, von ihm weg.
Conan erhob sich mühsam auf die Knie. Er kämpfte gegen die Schwäche an, die seine Glieder lähmte. Erst die grauenvolle Kälte durch die Berührung der Schattenkreatur, dann die prickelnde Wärme, die durch seinen nackten Körper geflossen war – beides zusammen war selbst für seine Kräfte fast zuviel. Vor seinen Augen verschwamm alles. Seine Sinne drohten zu schwinden. Wütend schüttelte er den Kopf, um der Benommenheit Herr zu werden. Er schaute sich um.
»Mitra! Crom und Mitra! Ist denn die ganze Welt verrückt geworden?«
Das grauenvolle Heer fliegenden Schreckens hatte die gesamte Armee General Bakras vom Schlachtfeld vertrieben, oder jene niedergemacht, die nicht schnell genug hatten rennen können. Aber die grinsenden Krieger Munthassem Khans hatten sie nicht berührt, fast als wären die Soldaten Yaralets und die schattenhaften Alptraumwesen Verbündete in einem unheiligen Pakt Schwarzer Magie.
Doch jetzt waren es plötzlich die Männer Yaralets, die schreiend vor den Schattenvampiren flohen. Beide Armeen waren aufgerieben – in Auflösung. Spielte die Welt wahrhaftig verrückt, fragte Conan beklommen den rotgefärbten Himmel.
Kraft und Sinne schwanden dem Cimmerier nun völlig. Er stürzte in schwarzes Vergessen.
2
DAS SCHLACHTFELD
Die Sonne glühte wie brennende Kohle am Horizont. Sie funkelte hinab auf das stille Schlachtfeld wie das rote Auge in der mißgestalteten Stirn eines Zyklopen. Stumm wie der Tod, mit den Überresten des Kampfes übersät, erstreckte das Schlachtfeld sich grimmig unter den letzten Strahlen. Da und dort zwischen den Toten verkrusteten die Blutlachen, während die Sonne sich in anderen spiegelte.
Dunkle Gestalten huschten verstohlen durch das hohe Gras und beschnüffelten winselnd die aufgehäuften und verstreuten Leichen. Ihre buckligen Schultern und die häßlichen, hundeähnlichen Schnauzen verrieten, daß sie Hyänen aus der Steppe waren. Für sie bedeutete das Schlachtfeld eine reich gedeckte Tafel.
Und vom Himmel herab flatterten die häßlichen, schwarzflügeligen Aasgeier, um ebenfalls an dem Mahl teilzunehmen. Die gräßlichen Vögel stürzten sich mit raschelnden Schwingen auf die verstümmelten Leiber. Doch außer diesen Aasfressern rührte sich nichts auf dem blutigen Feld. Es war so stumm wie der Tod selbst. Kein Knarren von Streitwagenrädern und kein Schallen eherner Trompeten brach das unirdische Schweigen. Die Stille des Todes war schnell dem Schlachtenlärm gefolgt.
Wie gespenstische Schicksalsboten flatterte ein Schwarm Reiher langsam über den Himmel auf die schilfüberwucherten Ufer des Nezvayaflusses zu, dessen angeschwollenes Wasser stumpf im letzten Abendrot aufleuchtete. Jenseits des fernen Ufers hob sich die gewaltige schwarze Masse der befestigten Stadt Yaralet wie ein Berg aus Ebenholz in die Dämmerung.
Doch eine Gestalt bewegte sich in dem weiten Feld des Todes wie ein Zwerg gegen den Schein der untergehenden Sonne. Es war der junge cimmerische Riese mit der wilden schwarzen Mähne und den brennenden blauen Augen. Die schwarzen Schwingen aus der Kälte des Sternenraums hatten ihn nur leicht gestreift. Das Leben in ihm hatte sich geregt und das Bewußtsein war wiedergekehrt. Er wanderte hin und her über das blutige Feld und zog sein Bein ein wenig nach, denn in der Hitze der Schlacht hatte er sich eine tiefe Wunde in seinem Oberschenkel zugezogen, die er erst bemerkt und, so gut es möglich war, verbunden hatte, als er wieder zu sich gekommen war und sich erheben wollte.
Wachsam, doch ungeduldig, hinkte er von Leiche zu Leiche, so blutig sie auch waren. Er
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