Conan-Saga 01 - Conan
in der nächtlichen Dunkelheit war. Er fühlte sich gleich besser. In den Satteltaschen war Proviant, und mit einem kräftigen Pferd zwischen den Beinen hatte er eine gute Chance, es über die öden Tundren zu der zamorianischen Grenze zu schaffen.
3
HILDICO
Ein leises, gequältes Stöhnen drang an sein Ohr.
Conan zerrte am Zügel und hielt an. Er schaute sich mißtrauisch in der tiefen Düsternis um. Seine Kopfhaut prickelte vor abergläubischer Furcht bei diesem gespenstischen Laut. Dann zuckte er die Achseln und stieß einen Fluch aus. Das war kein Nachtphantom gewesen, kein jagender Ghul der Öde, sondern ein Schmerzenslaut. Das bedeutete, daß es auf dem Schlachtfeld noch einen dritten Überlebenden gab. Und von einem Lebenden konnte man annehmen, daß er nicht ausgeplündert war.
Er sprang aus dem Sattel und band die Zügel an die Speichen eines zerbrochenen Wagenrads. Das Stöhnen war von links gekommen. Hier am Rand des Schlachtfeldes mochte ein verwunderter Überlebender den scharfen Augen der Plünderer sehr wohl entgangen sein. Vielleicht konnte er, Conan, doch noch mit einem Beutel voll Edelsteinen nach Zamora zurückreiten.
Der Cimmerier hinkte auf die Quelle des Stöhnens zu, das tatsächlich vom Rand der Ebene kam. Er teilte das Schilf, das hier in verstreuten Büscheln am Ufer des trägen Flusses wuchs, und schaute hinab auf die bleiche Gestalt, die sich schwach vor seinen Füßen wand. Es war ein Mädchen.
Halbnackt lag sie vor ihm, ihr weißer Körper wies unzählige leichte Wunden und Blutergüsse auf. Blut war an den nassen Locken ihres langen schwarzen Haares verkrustet, so daß es fast aussah, als hinge eine Rubinkette von ihr herab. Schmerzen sprachen aus ihren glänzenden Augen, die ins Nichts starrten, und sie stöhnte im Fieberwahn.
Der Cimmerier blickte auf sie hinab, fast abwesend bemerkte er die geschmeidige Schönheit ihrer Glieder und die vollen runden Brüste. Er war verwirrt. Was machte ein Mädchen, ein Kind fast noch, auf dem Schlachtfeld? Sie sah nicht aus wie eine der Dirnen, die zum Troß einer jeden Armee gehörten. Ihr schlanker, graziler Körper verriet gute, ja edle Abstammung. Verwundert schüttelte er den Kopf, daß seine schwarze Mähne die muskelschweren Schultern streifte. Das Mädchen zu seinen Füßen rührte sich.
»Das Herz – Tammuz' Herz ... O Herr!« rief sie leise, während ihr dunkler Kopf sich ruhelos von einer Seite zur anderen drehte. Gewiß sprach sie im Fieber.
Conan zuckte die Achseln. Seine Augen verdunkelten sich flüchtig zu einem Ausdruck, den man bei einem anderen für Mitleid halten mochte. Todwund, dachte er grimmig und hob das Schwert, um das arme Ding von seinen Schmerzen zu erlösen.
Als die Klinge über ihrer weißen Brust schwebte, wimmerte sie erneut wie ein Kind. Das große Schwert hielt inne, und der Cimmerier blieb einen Augenblick lang reglos wie eine Bronzestatue stehen.
Einem plötzlichen Entschluß folgend, schob er das Schwert in die Scheide zurück. Er bückte sich und hob das Mädchen mühelos auf die Arme. Sie wehrte sich blindlings und stöhnte, als ihr Bewußtsein zurückzukehren schien.
Mit behutsamer Zärtlichkeit trug er sie zum schilfüberwucherten Ufer und legte sie sanft auf ein trockenes Schilfpolster. Dann füllte er seine Hände mit Flußwasser und wusch vorsichtig ihr Gesicht und ihre Wunden. Eine Mutter hätte ihr Kind nicht behutsamer behandeln können.
Ihre Wunden stellten sich als oberflächliche Verletzungen, hauptsächlich Blutergüsse, heraus, außer dem Schnitt auf ihrer Stirn. Und selbst dieser, obgleich er stark blutete, war alles andere als lebensgefährlich. Conan brummte erleichtert und badete das Gesicht und die Stirn des Mädchens mit kaltem, klarem Wasser. Dann drückte er ein wenig unbeholfen ihren Kopf an seine Brust und flößte ihr Wasser zwischen die halbgeöffneten Lippen. Sie keuchte und würgte ein bißchen, dann kam sie zu sich und starrte ihn mit Augen wie dunkle Sterne an, die noch verwirrt und verängstigt wirkten.
»Wer – was – die Fledermäuse! «
»Sie sind fort, Mädchen«, sagte er rauh. »Du hast nichts zu befürchten. Bist du von Yaralet?«
»Ja – ja ... aber wer seid Ihr?«
»Conan, ein Cimmerier. Was sucht ein Mädchen wie du auf einem Schlachtfeld?« fragte er.
Aber sie schien ihn nicht zu hören. Ihre Stirn runzelte sich nachdenklich, und sie wiederholte leise seinen Namen.
»Conan – Conan – ja, das ist der Name!« Staunend richtete sie
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