Conan-Saga 01 - Conan
Straße der Könige, die sich durch die hyborischen Reiche schlängelt, führt ihn schließlich ostwärts nach Turan, wo er sich in der Armee König Yildiz' verdingt. Er hat anfangs Schwierigkeiten, sich anzupassen, da er zu hitzköpfig und eigenwillig für militärische Disziplin ist. Außerdem wird er – er versteht zu dieser Zeit nur wenig von Reiten und Bogenschießen, und das in einer Armee, deren Rückgrat der berittene Schütze ist – einer schlecht bezahlten, irregulären Truppe zugewiesen. Aber bald ergibt sich eine Gelegenheit für ihn, zu beweisen, was in ihm steckt.
1
SCHWARZE SCHATTEN
»Crom!«
Dieser Fluch war den Lippen eines grimmigen jungen Kriegers entflohen. Er warf den Kopf hoch, daß seine zerzauste schwarze Mähne zurückflog und schaute mit funkelnden blauen Augen himmelwärts. Sie weiteten sich vor Staunen. Etwas wie abergläubische Ehrfurcht überlief kribbelnd seinen von der brennenden Wüstensonne tiefgebräunten, großen, kräftig gebauten Körper mit den breiten Schultern, der mächtigen Brust, den schmalen Hüften und langen Beinen. Der Krieger war, von einem Lumpen abgesehen, den er sich als Lendentuch umgewickelt hatte, und den hochgeschnürten Sandalen, nackt.
Als Angehöriger einer Sonderschwadron Reiterei war er in die Schlacht gezogen, aber sein Pferd, das er von dem Edlen Murilo in Corinthien bekommen hatte, war gleich beim ersten Sturm des Feindes im Pfeilhagel gefallen, und so hatte der junge Bursche zu Fuß gekämpft. Sein Schild hatte unter den Hieben des Gegners nachgegeben, darum hatte er ihn von sich geworfen und nur beidhändig mit dem Schwert gekämpft.
Aus dem vom Sonnenuntergang getönten Himmel dieser öden, vom Wind heimgesuchten turanischen Steppe kam plötzlich das Grauen über das Schlachtfeld, wo zwei gewaltige Armeen einen erbitterten Kampf austrugen. Hier fochten die mächtigen Streitkräfte König Yildiz' von Turan, in dessen Armee der junge Mann sich als Söldner verdingt hatte, schon seit fünf Stunden gegen die berittenen Legionen Munthassem Khans, des aufständischen Statthalters der zamorianischen Marschen im nördlichen Turan. Gemächliche Kreise ziehend kamen gräßliche Geschöpfe, derengleichen der Barbar nie zuvor geschaut und von denen er auch auf seinen Wanderungen nie gehört hatte, aus dem Himmel herab. Es waren schwarze, schattengleiche Ungeheuer, getragen von gewaltigen ledrigen Schwingen, wie jene riesiger Fledermäuse.
Die beiden Armeen kämpften ahnungslos weiter. Nur Conan, von Erschlagenen umgeben, sah von dem niedrigen Hügel aus, wie sie herabkamen.
Er lehnte sich einen Augenblick lang auf sein bluttriefendes Schwert und starrte zu den gespenstischen Schattenwesen hoch – ja, wahrhaftig, sie schienen mehr Schatten als sonst etwas zu sein, durchscheinend wie sie waren, Schwaden schwarzen Rauches gleich, oder wie die Geister gigantischer Vampirfledermäuse. Bösartig glitzerten feurig grüne Schlitzaugen aus ihren nebelhaften Gestalten.
Während er sie noch benommen, mit gesträubten Nackenhaaren beobachtete, stürzten sie sich wie Geier über das Schlachtfeld und hackten auf die Kämpfenden ein.
Schmerzensschreie, Schreie der Angst, schrillten aus den Reihen der Streitmacht König Yildiz', als die schwarzen Schatten sie angriffen. Wo immer die Schattenteufel zuschlugen, ließen sie eine blutüberströmte Leiche zurück. Zu Hunderten kamen sie, und die erschöpften Reihen der turanischen Armee lösten sich auf, während die Reiter von Panik erfüllt ihre Waffen von sich warfen.
»Kämpft! Kämpft, ihr Hunde!« brüllte wütend ein hochgewachsener Offizier, der auf einer gewaltigen Rappstute der Flucht Einhalt zu gebieten versuchte. Conan sah flüchtig das Glitzern silbriger Kettenrüstung unter einem wallenden blauen Umhang, ein hakennasiges, schwarzbärtiges Gesicht, majestätisch und hart unter einem Spitzhelm, auf dem sich die rote Sonne spiegelte. Er erkannte ihn. Es war König Yildiz' General Bakra von Akif.
Mit einem wilden Fluch zog der stolze Befehlshaber seinen Säbel und hieb mit der flachen Klinge um sich. Vielleicht hätte er die Reihen zusammenhalten können, wäre nicht einer der Teufelsschatten von hinten auf ihn zugeschwebt. Die grauenvolle Kreatur breitete die hauchdünnen Flügel aus und legte sie in einer schrecklichen Umarmung um ihn. Conan konnte Bakras Gesicht sehen. Es war plötzlich totenbleich und die Augen schienen vor Furcht erstarrt zu sein – das alles sah er durch die
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