Conan-Saga 02 - Conan und der Zauberer
in Schienbeinhöhe, hätte Ajhindar aufrecht gestanden. Das war aber nicht der Fall, und so bissen die beiden Kharamikobras, die aus ihrer Nische hinter dem Paneel gekrochen kamen, den Iranistanier in Herzschlagschnelle mehrmals in Gesicht und Hals.
Ajhindar zuckte zurück, stöhnte und schaute eher überrascht als schmerzerfüllt drein. Er ließ seine Ilbarsiklinge fallen und packte mit jeder Hand eine der beiden gelbgebänderten Schlangen – und schleuderte sie Conan entgegen. Doch der machte einen Schritt zur Seite und durchtrennte beide Reptile sauber in der Luft, ohne daß seine Klinge gegen Wand oder Boden schlug. Vier Schlangenstücke prallten an die Wand, dem Iranistanier gegenüber, und fielen zuckend zu Boden. Der barfüßige Cimmerier hielt sich ihnen fern.
»Du bist der ärgste Freund, den ich je hatte, Ajhindar von Iranistan!«
»Da hast du wohl recht. Und gleich tot, noch dazu. Verdammt! Und alles nur, weil ich ausgerutscht bin ... Na ja, kann man nichts machen. Freund Conan, du weißt, daß mir nicht mehr lange Zeit bleibt. Hör mir gut zu! Mein Auftraggeber ist Kobad Shah, der König von Iranist... Oh!«
Ajhindar erschauderte und lehnte sich gegen die Tür des Todes. Conan bemerkte, daß das Gift – das so tödlich war, daß es für die Dolchspitzen von Assassinen und auch für Pfeilspitzen abgemelkt wurde – bereits seine Wirkung zeigte. Die daumendicke Schwellung an Ajhindars Hals bewies, daß zumindest ein Paar Giftzähne direkt in die Halsschlagader gestoßen hatte.
Dem Iranistanier blieb wahrhaftig nicht mehr lange Zeit.
»Kobad Shah wird dir viel für das bezahlen, was du hier zu finden hoffst. Sehr viel! Sei nicht so dumm und vertrau es einem einfachen Hehler an. Es ist dir ja klar, daß du sofort ...« Wieder schüttelte ein Schauder den Gebissenen. Sein Gesicht schwoll an und verfärbte sich. Seine Arme zuckten. »... fliehen mußt.« Seine Stimme war jetzt leiser und schleppender. »Bring – das Auge – zu – zu Kobad ... Geradeaus die-sen – Korridor ... die zierliche – Klinge, die du s-sssuchsst – ist in einer Truhe – im grü-ü-ünen Gem-maa-chch.«
Ajhindar glitt an der Tür zu Boden. Sein geschwollenes Gesicht war dunkelpurpur, die Zunge aus dem Mund gequollen, die dunklen Augen aus den Höhlen getrieben. Die Hand, die sich zur Brust erheben wollte, hatte sie nicht mehr erreicht.
Conan seufzte. »Kobad Shah hat dir nicht viel gegeben, Freund – nur den Tod fern der Heimat. Nun, wir werden sehen, mit wem ich verhandle.« Er blickte sich um und murmelte weiter vor sich hin. »Jedenfalls waren wir so lautlos wie eine Herde Wildpferde.«
Barfuß stieg Conan über Blutlachen und vier Leichen, um das Amulett zu suchen, das Erliks Auge genannt wurde. Ajhindars letzter Satz hallte in seinem Kopf wider: »Die zierliche Klinge, die du suchst ...« Was sollte das denn heißen? Nun, was immer – und welche Form das Auge hatte –, er würde es in seinen Besitz bringen, um einen teuren Preis! Es hatte das Leben eines guten Mannes heute nacht gekostet und das von drei – anderen.
3. Im grünen Gemach
3
IM GRÜNEN GEMACH
Conan von Cimmerien folgte der Richtung, die Ajhindar ihm gewiesen hatte. Am Ende des Korridors sah er sich einer getäfelten Tür gegenüber. Sie hatte zwar kein so tiefes Schloß wie die, die zu des Iranistaniers Tod geführt hatte, aber der Barbar war trotzdem vorsichtig. Mit der Schwertspitze betastete er erst die Klinke und die Täfelung ringsum, ehe er die Bronzeklinge drückte und die Tür mit dem Fußballen aufstieß. Das Schwert behielt er in der Hand.
Der Raum vor ihm war riesig, der Boden bestand aus grünen Fliesen, die wie zu früh abgefallene Blätter aussahen. Dunkle Behänge schmiegten sich an die blaßgrünen Wände. Von der Decke, die von Säulen aus grüngemasertem Porphyr mit glitzernden Kristalleinschlüssen gestützt war, fielen Samtvorhänge bis zum Boden. Sie hatten die Farbe von Zedern – außer einem weinroten in der Ecke.
In der Mitte des Gemaches standen ein langer niedriger und ein noch längerer hoher Tisch mit einer steinernen Platte. Darauf befand sich ein scheinbar wirres Durcheinander von Schmelztiegeln und zusammensetzbaren Rohren aus ockerfarbigem Ton, Räucherfäßchen aus Gold und Glaskolben, in denen sich ekelerregende Flüssigkeiten befanden. Eine kleine Kristalltruhe mit Messingrand war in tausend Scherben zersplittert, die im Licht einer von der Decke hängenden Lampe glitzerten, die die Form von
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