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Conan-Saga 02 - Conan und der Zauberer

Conan-Saga 02 - Conan und der Zauberer

Titel: Conan-Saga 02 - Conan und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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nicht in Grundbesitz oder Münzen angelegt. Wir versuchten gerade unsere Zauberutensilien und unsere kostbaren Bücher der geheimen Künste einzupacken, die zu studieren wir fünfzehn Jahre gebraucht hatten und die das Wissen von Jahrhunderten enthielten, als des Khans Männer an die Tür zu hämmern begannen. Sie trugen Fackeln bei sich. Wir konnten nur mit den Kleidern am Leib und den eingesäckelten Edelsteinen und Perlen fliehen. Wir fluchten und verwünschten den Khan und seine Männer, denn was wir zurücklassen mußten, war unschätzbar und für uns weit mehr wert als der tragbare Reichtum, den wir mitschleppten. Was bedeutete der schon? Zahlungsmittel für normale Sterbliche, und das waren mein Bruder und ich kaum noch. Wir waren nahe daran gewesen zu lernen, wie man den Menschen die Seele aus dem Körper nehmen konnte. Er kann es jetzt, mein Bruder, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte Conan mit zusammengepreßten Zähnen.
    »Dann ist er unvorstellbarer Macht sehr nahe! Mit diesem Wissen, mit dieser Fähigkeit wird alles andere unbedeutend, außer des Erwerbs von Macht durch ... Ja, jetzt, nach zehn Jahren des Todes kann ich dieses Wort sagen: Erpressung. Du kannst dir ja selbst vorstellen, was ein Mensch alles zu geben bereit ist, nur um seine Seele wiederzugewinnen!«
    Das brauche ich mir nicht vorzustellen, dachte Conan bitter, das weiß ich. Nur weiter, du, der du kein schlimmeres Ungeheuer warst und bist als Hisarr Zul.
    »Zuerst einmal die Macht über die Männer der Stadtwache, dann über ihre Führer. Danach über die Ratgeber und Kurtisanen der Herrscher – und schließlich über die Herrscher selbst. Denn sicher gibt es eine Möglichkeit, sagte mein Bruder, mein genialer Bruder Hisarr mit den hervorstehenden Augen, die wie schwarze Sterne glommen, den Menschen die Seele zu nehmen. Daran arbeiteten wir. Wir hätten Macht über ganz Zamboula erreichen können, dann über Turan, über ...
    Aber was soll's? Wie Hunde mußten wir in die Nacht fliehen! Flüchtlinge! Wir hatten Glück, daß wir spät am nächsten Tag auf eine Karawane stießen, von der niemand uns kannte. Wir durften uns ihr anschließen, nachdem wir dem Karawanenmeister sechs unserer zehn iranistanischen Lapislazuli gegeben hatten. Er dachte, das sei unser ganzer Reichtum, dabei hätten wir mit Leichtigkeit seine ganze Karawane kaufen können, der fette Tor! Hisarr und ich reisten also nordwärts und jammerten über unseren Verlust. Aber wir schworen uns, neu anzufangen und Rache an Zamboulas Khan zu üben – der sich, wie ich jetzt einsehe, lediglich gegen uns geschützt hatte. Ich zeigte meinem Bruder die paar Zaubermittel, die ich noch hatte einstecken können, und die wenigen Schriftstücke – unter anderem eine Seite aus dem Buch von Skelos. Er lamentierte, daß er in der Eile gar nichts hatte mitnehmen können. So ritten wir nordwärts am Ende der Karawane wie mittellose einfache Sterbliche.
    In der Nacht, als wir die Drachenberge erreichten, entdeckte ich, daß Hisarr doch einige Schriftstücke bei sich trug – und mich angelogen hatte. Mit voller Absicht hatte er sie mir vorenthalten, mir, seinem Bruder, der so viele Jahre sein Mentor und Partner gewesen war, mir, der ich großzügig gestattet hatte, daß er mein Partner würde! Denn Hisarr ist mein jüngerer Bruder, und ich war das Genie, der die Grundidee gehabt hatte. Ohne mich wäre er nichts geworden, nichts! Und so beschäftigt war ich mit meinen Studien und den Plänen für unsere gemeinsame Zukunft, daß ich nicht einmal ahnte, wie er in Wirklichkeit zu mir stand ... Er haßte mich! Es gefiel ihm nicht, daß ich der Ältere war! Er neidete mir meine größere Erfahrung und mein umfangreicheres Wissen! Diese dreimal verfluchte Schlange! In jener Nacht, als ich die Schriftstücke entdeckte und ihn daraufhin ansprach, kam alles heraus: sein Neid auf mich, sein Haß. Als Feinde wandten wir einander den Rücken zu. Ehe ich mich schlafen legte, traf ich bestimmte Vorkehrungen, aß gewisse Blätter, murmelte geheime Worte – denn ich war beunruhigt und mißtrauisch und versuchte zu verhindern, daß er mich ermordete.
    Wie du siehst, erfüllten meine Maßnahmen nur einen Teilzweck. In der gleichen Nacht – oder vielmehr am Morgen, denn das erste Grau färbte bereits den Himmel – tötete mein o so kluger Bruder mich und brannte meiner Leiche die toten Augen mit glühenden Kohlen aus. Ich blieb zurück – hier. Die Karawane zog weiter. Ich war tot, doch ich hatte keinen

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