Conan-Saga 03 - Conan der Söldner
grüße dich, Krieger, dachte Conan und fand, daß es Zeit war, den Rat des fremden Mädchens zu befolgen und zur Oberstadt zurückzukehren.
In diesem Augenblick zog der Räuber mit dem blutigen Dolch den Sänftenvorhang zur Seite und gestattete so einen Blick ins Innere. Eine ring- und armbandgeschmückte Hand wurde sichtbar. Der Dieb schrie schmerzerfüllt auf, als seine Hand der Hieb einer kurzen Klinge traf, deren juwelenbesetzter Griff im Schein einer einsamen Straßenlampe aufblitzte.
Also saß eine Frau in der Sänfte, und eine sehr wohlhabende noch dazu, schloß Conan sofort. Das Armband war zweifellos aus Gold, und die Edelsteine schienen wertvoll, genau wie die Ringe und der Dolch! Jemandem wie ihr zu helfen, mochte mehr einbringen als ein Diebstahl und war vermutlich weniger gefährlich, nach dem Aussehen der drei übriggebliebenen zerlumpten Räuber zu schließen.
Eine Schwierigkeit ergab sich, noch während der Cimmerier überlegte. Der Räuber drückte die blutende Hand gegen seinen schmutzigen Kittel und machte sich offenbar daran, seine lange Klinge durch den Sänftenvorhang zu stoßen.
Was Conan brüllte, spielte im Grund genommen keine Rolle, möglicherweise war es KAWAAAAHHH! oder etwas Ähnliches. Nur das Löwengebrüll als solches war wichtig. Und noch während es durch die Stille schallte, rannte er bereits. Natürlich unterbrach der Räuber an der Sänfte sein Vorhaben, um über die Schulter zu blicken.
Er sah ein Muskelpaket von gut sechs Fuß mit flatternder schwarzer Mähne auf sich zustürmen. Der Neuankömmling hatte den Arm mit einem langen Schwert leicht schräg ausgestreckt. Überrascht drehte der Räuber sich ganz um, statt davonzulaufen. Conan mußte zweimal zuschlagen. Der erste Hieb traf den Dolch des anderen mit solcher Kraft, daß er ihm entglitt, klirrend gegen die Steinmauer hinter der Sänfte prallte und funkensprühend auf den Boden fiel, wo er noch einmal klirrend aufprallte und dann liegenblieb.
Conans zweiter Hieb war eigentlich nur der Rückschwung des ersten, aber er saß. Der Zerlumpte war noch nicht einmal zusammengesunken, als Conan, der wußte, daß er von ihm nichts mehr zu befürchten hatte, herumwirbelte und mit eisig-blauen Augen die beiden anderen Räuber musterte.
Sie hatten zwar den sich wehrenden Wächter noch nicht bezwungen, der – wie Conan beeindruckt feststellte – nach wie vor mit gleicher Kraft die Klinge sausen ließ. Aber sie waren auch nicht im geringsten verwundet.
»Welcher von euch will meine Klinge als erster fühlen?«
In so wildem, gefährlich drohendem Tonfall stellte der Cimmerier diese Frage, daß sich ihm zweifellos alle zugewandt hätten, selbst wenn statt der zwei zwanzig vor ihm gestanden hätten. Einer der Räuber war klug genug, ein paar Schritte zur Seite zu springen, ehe er sich umdrehte. Der andere dagegen verrenkte sich den Hals, um über die Schulter zu blicken.
Wieder sah der Sänftenwächter eine Gelegenheit gekommen und nutzte sie. Es war ein gelungener Hieb. Genau wie dem anderen zog er auch diesem Dieb die Schwertspitze über den Hals. Das genügte. Der Mann hauchte sein Leben aus.
Grinsend wie ein knurrender Wolf sprang Conan bis auf drei Fuß vor den anderen Räuber und wandte dem Wächter die ungeschützte linke Seite zu. Er blickte durchdringend in die Augen des schwertschwingenden Räubers in der schmutzigen braunen Tunika – der an diesem Abend mit drei Kameraden aufgebrochen und nun ganz allein war.
»Nimm dich deiner Herrin an«, sagte Conan zum Sänftenwächter, ohne den Blick von seinem selbsterwählten Gegner zu nehmen.
»Ha!« Der Straßenräuber, höchstwahrscheinlich ein Kothier, schlug nach dem Cimmerier, der seitwärts auswich und beobachtete, wie das Schwert neben ihm vorbeizischte und im Rückschwung sirrte. Es wirkte unbeholfen. Der Bursche schien wenig vom Fechten zu verstehen, er hatte das Handgelenk viel zu spät gedreht. Wahrscheinlich ist er kein schlechter Dieb, dachte Conan, aber als Schwertkämpfer ist er ein Versager.
»Mach dich lieber aus dem Staub«, hörte der erstaunte Kothier ihn sagen.
»He! Überlaß das mir!« protestierte der Wächter. »Ich werde bezahlt ...«
»Heute abend«, knurrte Conan, während er sich zwar auf den Dieb konzentrierte, aber den Wächter meinte, »wurdest du von einem Auftraggeber bezahlt – der entweder zu geizig oder zu dumm ist, um für genügend Schutz in diesem Stadtteil zu sorgen. Du wärst hier nicht mehr lebend herausgekommen, Shemit! Denk
Weitere Kostenlose Bücher