Conan-Saga 03 - Conan der Söldner
Ihr nehmt kein Blatt vor den Mund, nicht wahr, Conan von – Cimmerien, richtig? Ist das eine Stadt?«
»Ein Land«, erklärte ihr Conan mit betontem Stolz. »Es liegt nördlich von Aquilonien – und dem Grenzkönigreich. Es ist etwa doppelt so groß wie Zamora«, fügte er ein wenig aufschneidend hinzu. »Ist Khauran eine Stadt?«
Der Shemit wandte das Gesicht ab, damit seine Herrin sein Lächeln nicht sähe. Er wußte, daß Cimmerien, Zamora und Khauran leicht in Shem Platz hätten, und außerdem sogar noch Khoraja und möglicherweise ein weiteres Land unterzubringen wären.
»Ein Land«, antwortete Lady Khashtris gelassen, »etwa halb so groß wie Zamora. Es tut mir leid, Conan, daß ich Euer Heimatland nicht kenne. Aber seht Euch doch in meinem um und erzählt mir ein wenig von Eurem. Wir brechen morgen nach Khauran auf. Seid Ihr bereit, Euch uns anzuschließen?«
»Nun, ich nehme an, ich könnte meine Angelegenheiten bis morgen – hm, gegen mittag – geordnet haben«, erwiderte er nicht weniger gleichmütig. »Ich habe zwei Pferde, aber mein Kettenhemd ist leider gerade in Reparatur.«
Die Augen Khashtris' von Khauran blickten ihn unter den geschwungenen Brauen und steifen Wimpern an. »Auch wir haben Pferde – doch keine Träger.«
»Ihr reitet nicht, Lady?«
»Nein, ich reite nicht.« Sie schaute auf die Sänfte und zurück zu ihrem Lebensretter, dem aufgefallen war, daß sie vermied, auf die Toten vor ihnen zu blicken. »Was die heutige Nacht betrifft ...«
»Leibwächter einer edlen Lady«, sagte Conan, »tragen natürlich keine Sänften. Wenn Ihr jedoch zu Fuß gehen würdet, nähme ich Eure Sänfte mit.« Ohne auf ihre Überraschung und Verwirrung zu achten, hob er die leere Sänfte mit offensichtlicher Leichtigkeit auf eine Schulter. Dann wandte er sich an den Shemiten: »Shubal, du hast dich gut gehalten gegen diese Straßenräuber! Keine Feindschaft herrscht zwischen Shem und Cimmerien und Khauran.«
»Genausowenig wie zwischen uns, Conan«, versicherte ihm der hochgewachsene Shemit, dessen Mißmut gleich geschwunden war, nachdem Conan Khashtris dazu gebracht hatte, auch ihm eine Belohnung zu versprechen.
»Meine Lady.« Conan verneigte sich leicht vor ihr und beugte sich unter seiner Last ein wenig nach rechts. »Ihr wart sehr tapfer. Wohin geht's jetzt? Zu Eurer Herberge?«
»Shubal«, sagte sie. »Nein, wartet, folgt mir und nehmt mich in die Mitte. Ich werde Conan den Weg weisen. Wollt Ihr bei uns übernachten, Conan?«
»Ich habe meine eigene Unterkunft«, antwortete er. Da wurde ihm klar, daß er noch einen beträchtlichen Weg zurückzulegen hatte. Sein Wirtshaus ›Zum schäumenden Krug‹ war zwar nur ein paar Straßen entfernt, aber zweifellos wohnte die Edelfrau in der Oberstadt in vornehmerer Umgebung.
Sie schritten die Thronstraße Erliks hoch: der shemitische Leibwächter in seiner feinen Rüstung, der riesenhafte, bronzegebräunte und schwarzhaarige cimmerische Dieb mit der gekippten Sänfte auf der Schulter, und zwischen ihnen die kleine, schwer mit Juwelen behangene Frau mit hohen Absätzen, die bei jedem Schritt klickklack machten, und der kunstvollen Frisur, die fast einen Fuß über ihren Kopf ragte.
In der besser beleuchteten Gegend waren auch noch andere Leute unterwegs. Fast alle betrachteten die drei staunend, aber niemand versuchte sich mit diesem ungewöhnlichen Trio anzulegen. Und natürlich hatte Conan recht gehabt: das Wirtshaus ›Zum durstigen Löwen‹ befand sich fast am anderen Ende der Oberstadt, und er hatte einen sehr weiten Rückweg. Den Rest der Nacht, für den er seinen Topasring opferte, verbrachte er mit einer Shadizarerin mit mehr Bemalung und billigem Flitter als Kleidung oder Kultur. Aber jedenfalls war sie über das Mädchenalter hinaus und brachte Conan eine Menge bei. Da sie von seiner Jugend und seinem kräftigen Bau – ganz zu schweigen von dem Ring aus purem Gold mit echtem Stein – begeistert war, war der Austausch oder Handel für beide durchaus befriedigend. Jedenfalls bereuten weder er noch sie die Nacht.
Am nächsten Tag mußte Conan, der überhaupt kein Kettenhemd besaß, sich von Khashtris' Rubinring trennen. Rüstungen waren nicht billig. Außer für einen turanischen Spitzhelm mit Kettenschulterkragen, einen wallenden weißen Umhang, einen Lendenschutz aus Kettengliedern über Leder und Stoff reichte es nur noch für ein kaum hüftlanges ärmelloses Kettenhemd. Doch großzügig legte der Kaufmann, der über den Ring sehr
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