Conan-Saga 03 - Conan der Söldner
erfreut war, noch ein dickgepolstertes Wams dazu, das Conan unter dem dreißig Pfund schweren Kettenhemd tragen konnte.
Der Cimmerier erkundigte sich bei dem Kaufmann auch, ob er ihm nicht zwei Sänftenträger für eine nicht sehr viel wiegende Edeldame besorgen könnte, ohne deren Nationalität oder ihr Ziel zu nennen. Der Kaufmann riet ihm zu zwei ophireanischen Brüdern, die gerade ohne Anstellung und in letzter Zeit von Pech verfolgt gewesen waren. Conan stellte ihnen – und noch ein paar anderen – einige wohlüberlegte Fragen und erklärte jedem einzelnen, bei einem Mangel an Loyalität hätte sein Auftraggeber die unangenehme Arbeit, sich viel Blut von der Klinge wischen zu müssen.
Das Kettenhemd war neu, während der Helm zweifellos bereits den Kopf zumindest eines schwarzbärtigen, jetzt toten Mannes geziert und geschützt hatte. Conan gefiel beides gut. Er fand, daß ihr Gewicht und Glanz etwas Männliches hatten.
Er gab eine bemerkenswerte Figur ab, und das wußte er auch, als er derart gerüstet durch Shadizar ritt. Er saß auf einem Pferd und führte das zweite neben sich am Zügel. Zwei Gefolgsleute – zumindest sah es so aus – aus dem Weideland einer Nation, deren Ritter häufig vergoldete Rüstungen ihr eigen nannten, begleiteten ihn. Die beiden trugen ärmellose Wämser in Safrangelb und Blau, feine Lendentücher, lange Dolche, kniehoch geschnürte Sandalen und ihre natürliche Zier – dichtes Haar.
Conan hatte das Kinn nach vorn geschoben, und unwillkürlich begutachtete er die Fenster im ersten Stock. Wie dumm von mir, tadelte er sich selbst. Schließlich war er ja jetzt kein Dieb mehr. Er hatte eine Auftraggeberin, deren Mondsteinring er am kleinen Finger trug, eine Anstellung als Leibwächter einer Edeldame. Was hätte er getan, wenn es nicht dazu gekommen wäre? Wäre er in den Tempel in der Thronstraße Erliks eingebrochen, wo man weiße Kätzchen blutigrot dem gelbäugigen Todesgott opferte?
Conans Mundwinkel zuckten, ohne daß er wirklich lächelte.
Erlik!
Seine Rechte hob sich zu dem Anhänger an einem Lederband um seinen Hals. Das Amulett, das er unter Kettenkragen, Wams und Kettenhemd trug, war nichts Besonderes: ein rautenförmiges, glasiertes Tonstück mit wertlosem Glasstein als Schmuck. Das Amulett eines Barbaren, das – wie jeder annehmen würde – er aus reinem Aberglauben trug. Und jedermann konnte sehen, daß es keinen wirklichen Wert hatte.
Conan verzog spöttisch die Lippen. Keinen Wert – ha! Mehrere Menschen waren seinetwegen gestorben, einschließlich eines mächtigen Zauberers, und die Herrscher von zumindest zwei fernen Ländern suchten es verzweifelt. Geschickt hatte der Cimmerier das kostbare zamboulische Amulett getarnt, das man das Auge Erliks nannte. Und so würde es auch bleiben, eingebettet in Ton, bis er sich klar war, was er mit diesem Ding tun würde, das er von einem Zauberer aus Zamboula hatte, der zuletzt in Arenjun gelebt hatte, aber jetzt – nicht ohne Conans Nachhilfe – tot war.
Das Auge Erliks, dachte er grübelnd. Im Augenblick war es nicht so wichtig für ihn, etwas anderes war weit wichtiger, etwas, das mit seiner Seele zusammenhing. Unwillkürlich tastete er nach hinten, um das sorgfältig umhüllte Päckchen hinter dem Sattel zu berühren, das wie ein lederbezogenes Kissen iranistanischer Art aussah. Aber zweifellos war kein Kissen einem Menschen je von solcher Bedeutung gewesen.
Damit beschäftigten sich Conans Gedanken, während er durch Shadizar zum ›Durstigen Löwen‹ ritt, begleitet von den zweien, die er im Auftrag seiner gegenwärtigen Arbeitgeberin angemustert hatte. Er hielt Lady Khashtris nicht für fähig, sich gute Leute auszuwählen – außer, was ihn betraf, natürlich –, denn sonst wären ihr in der vergangenen Nacht nicht ein Leibwächter und ein Sänftenträger davongelaufen.
Im Wirtshaus stellte er enttäuscht fest, daß Khashtris von Kopf bis Fuß in dicke weiße und gelbe Reisegewänder gehüllt war. Sie und Shubal waren aufbruchsbereit – mit zwei neuen Trägern, die sie inzwischen selbst besorgt hatten. Beide waren Shadizarer, obgleich ein Elternteil des einen zweifellos aus Stygien gestammt haben mußte.
»Gut«, brummte Conan. »Wir brauchen sowieso vier Träger, damit sich jeweils zwei ablösen können. Wollen wir hoffen, daß sie auch im Kampf ihren Mann stellen, wenn es nötig sein sollte.«
Niemand widersprach ihm. Er war groß und kräftig, verstand es sich durchzusetzen und sah auch nicht
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