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Conan-Saga 03 - Conan der Söldner

Conan-Saga 03 - Conan der Söldner

Titel: Conan-Saga 03 - Conan der Söldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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ihre Köpfe fast in gleicher Höhe waren. Mit beiden Händen streckte er ihr den Spiegel entgegen, und mit beiden griff sie danach. Königliche Finger berührten die des Barbaren. Conan bemerkte, daß sie sich nicht anders als gewöhnliche Finger anfühlten, höchstens vielleicht ein wenig sanfter. Sein Gehirn registrierte es, und da wußte er, daß er nie wieder voll unnötiger Ehrfurcht vor einem gekrönten Haupt stehen, geschweige denn knien würde.
    Königin Ialamis blickte in den Spiegel des toten Zauberers, und sie schrie erstaunt auf. Als sie sich wieder ein wenig gefaßt hatte, sagte sie: »Da – da ist ein Mann – ein winziger Jüngling in diesem Spiegel, und er – aber das seid ja Ihr, Conan!«
    »Manche würden sagen, es ist mehr ich, als was hier vor Euch steht, Eure Majestät«, erklärte er, ohne die verwirrende Bedeutung dieser Worte selbst in ihrem vollen Umfang zu verstehen.
    »Zauberei!« Arkhaurus' Stimme zischte bei diesem Wort.
    »Ich möchte es sehen!« rief Krallides, der junge Sohn Acrallidus aufgeregt und drängte nach vorn.
    Aber die Königin erfüllte seinen Wunsch nicht. Vorsichtig hielt sie den Spiegel in den Händen und stand auf. Conan ging zur Seite, als sie mit raschelndem Satin die Stufen herunterstieg. Drei Schritte tat sie auf dem weichen Läufer, der über die rosa Fliesen zur Thronplattform verlief, dann blieb sie stehen. Sie hob den Spiegel mit beiden Händen und blickte Conan an.
    »Eure Majestät!« rief Sergianus besorgt. »Glassplitter könnten ...«
    Conan warf dem Mann einen verärgerten Blick zu. Im gleichen Moment schleuderte Ialamis den Spiegel gegen eine Steinwand.
    Der Cimmerier hörte das Bersten und zuckte heftig zusammen, denn ein berauschendes Gefühl wallte in ihm auf. Er fühlte sich plötzlich wieder ganz, als wäre sein Körper zuvor leer gewesen und diese Leere nun gefüllt! Da fiel sein Blick auf Sergianus. Plötzlich wurden seine Augen groß. Er starrte ihn verwirrt an. Eine Gänsehaut überzog seine Arme und auf dem Nacken stellten sich die Härchen auf. Niemand bemerkte es. Alle blickten wie gebannt auf den Spiegel.
    Vielleicht erlebten die anderen jedoch etwas Ähnliches. Sie sahen, wie der Spiegel an der Wand des Audienzsaals zerschmetterte, und doch flogen keine Glassplitter durch die Luft – sie schwebten auf unheimliche Weise etwa drei Fuß über dem Boden direkt an der Wand, an der der Spiegel zerbrochen war.
    Die glitzernden Splitter und winzigen Glasscherben schienen wie Staubkörnchen im Sonnenschein zu tanzen, doch waren sie von unterschiedlicher Größe und funkelten wie Edelsteine. Alle hielten den Atem an, als jede dieser winzigen Scherben und kaum sichtbaren Splitter in Flammen aufgingen. Sie leuchteten so hell auf, daß sie die Augen blendeten – und dann waren Flammen und Glas verschwunden.
    Auf dem Boden dicht an der Wand lag der Rahmen von Hisarr Zuls Zauberspiegel, doch kein einziger Funken war mehr zu sehen, nicht der winzigste Splitter und nicht einmal ein Hauch des Flammengeruchs hing mehr in der Luft.
    Jetzt wandten aller Blicke sich dem Cimmerier zu. Sie sahen, mit welch verwirrter Miene er Sergianus anstarrte, der die Stirn runzelte, als er es ebenfalls bemerkte. Dann blinzelte Conan und schien zu schwanken. Schließlich schüttelte er heftig den Kopf, daß die schwarze Mähne flog, und blickte Sergianus noch einmal kurz ungläubig an, ehe er sich der Königin zuwandte. Als er den Kopf hob, sahen Shubal und Khashtris Conan lächeln – das erstemal, seit sie ihn kennengelernt hatten, ohne daß sein Lächeln dem Fletschen eines Wolfes glich, wie bisher, wenn er sich eines abgerungen hatte.
    »Eure Majestät, es ist vollbracht. Ich stehe tief in Khaurans und seines Königshauses Schuld. Ich spürte, wie meine Seele zurückkehrte! «
    »Nein, Conan. Ich zahlte nur eine Schuld zurück«, sagte die Königin und vergaß in ihrer Ergriffenheit den Majestätsplural. »Ihr seid in Khauran herzlich willkommen, Retter mei... Unserer Kusine.«

5. In Hilides' Weinhaus
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    IN HILIDES' WEINHAUS
     
     
    Conan und Shubal waren bereits etwa zwei Stunden durch Khauran geschlendert, als der Shemit seinen jüngeren Begleiter in eine Straße mit Tavernen und Wirtshäusern steuerte. Sie näherten sich einer Tür unter einem orange und grell grün gestreiften Sonnendach. Conan fand diese Farbenzusammenstellung grauenvoll, und sie schmerzte seine Augen, aber sie war glücklicherweise kein Omen für die Weinstube hinter der Tür, die kühl und

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