Conan-Saga 04 - Conan und das Schwert von Skelos
klingelte, als er den Kopf schüttelte. Dann hob er die Nüstern und wieherte ebenfalls. Eine Viertelmeile entfernt hörte Eisenschädel das Wiehern und hielt an. Er drehte den Kopf in die Richtung, aus der er gekommen war, und wieherte ebenfalls.
Isparana und Conan rollten immer noch über den Sand. Als sie endlich zum Stillstand kamen, lag sie auf ihm. Sie erhob sich, so daß sie kniend über ihm saß, und ihre Klinge schwang empor. Haß und Blutlust ließen ihre Augen häßlich blitzen, und die Sonne spiegelte sich auf ihrem Krummschwert.
Conan sah das Funkeln dieser von Haß und Verachtung erfüllten Augen, obgleich das Blitzen ihres Schwertes ihn im Moment mehr interessierte. Seine Arme schossen hoch, als sie zuschlug.
Ihr Handgelenk stieß mit ungeheurer Wucht gegen seine Rechte. Ihr ganzer Arm erzitterte unter diesem Anprall. Conans Finger schlossen sich um ihre Knöchel.
Seine Linke zog ihren Dolch.
Isparana ächzte, und ihr Krummschwert entglitt ihr, als ihre Gelenkknochen knirschten und ihre Finger sich unwillkürlich öffneten. »Nein!« schrie sie entsetzt, als sie sah, daß ihr eigener Dolch auf sie herabsauste – und ihre Jallaba von oben bis unten aufschlitzte.
Unter diesem Wüstengewand trug sie nur ein baumwollenes Brusttuch und die ebenfalls aufgeschlitzte Schnürhose. Beide waren aus grellgelbem Stoff, der das Sonnenbraun ihrer Haut betonte. Conan sah keine Narbe zwischen oder auf ihren Brüsten. Er warf den Dolch von sich und zog. Sie fiel auf ihn, und er rollte einmal herum, so daß er nun auf ihr lag und in die Augen schauen konnte. Als sie ihn in die Hand biß, gab er sie mit der anderen lange genug frei, um ihr ins Gesicht zu schlagen.
»NEIN! Verdammt!« schrillte sie und wand sich wild.
Khassek von Iranistan und Sarid, der turanische Soldat aus Samara, lagen tot im Sand. Isparana von Zamboula wand sich und keuchte, und Conan sah die häßliche Brandnarbe auf ihrer Hüfte. Die gleichmütige Wüstensonne brannte auf sie herab, und bald benetzte ihr Schweiß den Sand, und nach einer Weile wurden Isparanas Flüche zu Stöhnen und leisen Schreien, und noch eine Weile später klangen sie nicht mehr schmerzerfüllt.
8. Ein ungewöhnliches Verhältnis
8
EIN UNGEWÖHNLICHES VERHÄLTNIS
Ein Mann und eine Frau ritten durch die Wüste südwärts. Rings um sie bildeten Dünen niedrige, schmale Schluchten, und die Sonne über ihnen war ihr Feind, der den Himmel in einen Feuerkessel verwandelte. Die Pferde – zwei, auf denen sie ritten, und vier, die Last trugen, zwei davon gesattelt – stapften mit gesenkten Köpfen dahin.
Der Mann war trotz seiner Jugend zweifellos ein ganzer Mann. Groß und kräftig, mit mächtigen Schultern, die seinen weißen Burnus zu sprengen drohten. Wie er aussah, hätte er ein Ringkämpfer sein können. Schön hätte ihn wohl niemand genannt – aber er war auch nicht häßlich mit seinem ruhigen Gesicht. Ein Stirnband aus gelber Baumwolle hielt die wilde Mähne schwarzen Haares zusammen. Sein Gesicht und seine Hände waren dunkel, aber der Schlitz in seinem Kittel verriet, daß seine Brust von hellerer Tönung war. Er hatte die losen Beinkleider bis hoch über die Oberschenkel gezogen, doch nun war er der Ansicht, daß seine muskulösen Beine genug Sonne abbekommen hatten, und er ließ sie wieder bis über die Stiefel fallen. Die Augen, die aus dem tiefgebräunten Gesicht unter der schwarzen Mähne und dem grellen Stirnband blickten, waren in dieser südlichen Wüste des sich immer weiter ausdehnenden turanischen Reiches sehr ungewöhnlich. Sie glühten in einem versengenden Blau, das ein Spiegelbild des sonnengrellen Himmels zu sein schien.
Der Tag war heiß wie jeder Tag hier. Der Sand blitzte wie Myriaden von Brillanten. Mann und Frau ritten zusammengekauert, die Lippen zusammengepreßt, die Augen geradeaus gerichtet. Die Kleidung klebte an den schweißnassen Leibern.
Die Frau war zweifellos eine Frau und älter als der Mann. Ihr Gesicht war länglich, fein geschnitten, mit dunklen Augen, einer sanft geschwungenen Nase über weichen Lippen und einem Kinn mit Grübchen in der Mitte. Man konnte sie nicht wirklich schön nennen, doch nur eine andere Frau hätte sie reizlos genannt, und das zu Unrecht. Ihre Pluderhose, Sirwal genannt, in einem schmutz- und sandbefleckten Gelb, das an manchen Stellen dunkle Schweißnässe aufwies, war mehrfach zerrissen und steckte in roten Stiefeln, die bis zu den wohlgeformten Waden reichten. Die von ihrer
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