Conan-Saga 04 - Conan und das Schwert von Skelos
erstattete seinem Khan dreimal täglich Bericht. Außerdem schmiedete er ein Komplott, genau wie der Rebell Balad und seine Anhänger, während Zamboula wie eine Eiterbeule in der südlichen Wüste schwärte.
Conan und Isparana saßen nicht in den Nesseln.
Sie waren Gäste des kleinen Wüstenvolks der Shanki, deren uralte Religion ihnen gebot, Kamele zu reiten, nicht Pferde, und jedes Kind mit einem kleinen V zu zeichnen – Knaben über dem linken Winkel des rechten Auges und Mädchen über dem rechten Winkel des linken Auges.
Trotzdem kehrten die ausgerittenen Shanki mit achtzehn Pferden in ihre Oase zurück. Auf zweien davon ritten Conan und Isparana. Zwei hatten Sarid und Khassek gehört, zwei waren Conans und Khasseks Packtiere gewesen. Die übrigen hatten sich im Besitz der grüngewandeten Räuber befunden, die die Shanki Yoggiten (nach ihrem Gott Yog) nannten. Eines der Pferde war im Kampf verwundet worden. Man hatte es getötet und den geflügelten, aber auch den vierbeinigen Aasfressern zurückgelassen. Die Shanki ritten nicht nur keine Pferde, sie trugen auch deren Häute nicht als Kleidung, noch aßen sie ihr Fleisch.
Die Sonne stand tief, und der Himmel war mit blutroten, topas- und perlmuttfarbigen Streifen überzogen, als die Kamelreiter und ihre Gäste die namenlose Oase, das Zuhause der Shanki, erreichten. Hier wuchsen Palmen zu gewaltiger Höhe und ließen ihre fächergleichen Zweige wie Arme über Zelte und kleine runde Lagerhäuser herunterhängen. Hier trugen die Männer langärmelige weiße Tuniken über pludrigen Hosen in Gelb oder Orange, in Rot oder tiefem Braun (eine Farbe, die durch Kamelurin gewonnen wurde). Ihre Frauen waren mit scharlachroten Röcken bekleidet, die Leiber und Beine bedeckten. Verheiratete Frauen verbargen ihre Köpfe vollständig unter gleichfarbigen Tüchern.
Obwohl man den Besuchern erzählt hatte, daß die Shanki diese Oase schon seit ›Hunderten von Jahren‹ bewohnten, waren die einzigen festen Häuser die Getreidespeicher aus sonnengebackenem Lehm und Kameldung. Die Shanki lebten in Zelten, genau wie ihre nomadischen Vorväter, und sie hielten die Sitten und das Aussehen eines kriegerischen Volkes aufrecht. Weniger als fünfhundert Personen lebten hier – die Oase war ihr Heim, und die Bevölkerungszahl wurde strikt unter dieser Grenze gehalten. Ihr Führer war ein Mann mit dem Titel eines Khans.
Es war Hajimen, der Sohn Akhimen Khans, der den Angriff auf die alten Feinde der Shanki geführt hatte, auf die Jazikhim, die sie Yoggiten nannten. Akhimen war noch keine vierzig Sommer alt, sein Sohn und Nachfolger vierundzwanzig, und seine älteste Tochter befand sich im Harem des Großen Khans in Aghrapur, als Geschenk Akhimens. Die Shanki lebten innerhalb der Grenzen des turanischen Reiches, gehörten jedoch nicht zu ihm. Da sie diesen Teil der Wüste bewachten und sich auch als Karawanenwachen erboten, gestattete der Kaiser Turans in Aghrapur ihnen, hier zu leben, ohne Steuern bezahlen zu müssen oder Soldaten für ihn zu stellen.
Sowohl Akhimen als auch sein Sohn trugen nur lose gelbe Waffenröcke über scharlachroten Kitteln und sehr lange, weiße Beinkleider, wie Conan bemerkte, als sie die weißen Übergewänder abgelegt hatten. Auf der Brust ihrer Waffenröcke war ein fünfzackiger schwarzer Stern befestigt.
Hajimens Weib, das Gesicht völlig hinter scharlachfarbigen, mit Opalen, Granatsteinen und Silber besteckten Schleiern verborgen, nahm Isparana mit, um sich ihrer Kleidung anzunehmen. Akhimen lud Conan in sein Zelt ein. Der Shankihäuptling trug einen beachtlichen Schnurrbart. Er war mit Fett oder Öl behandelt und bedeckte, zur Schneckenform geringelt, beide Wangen bis zu den Augen fast zur Gänze. Das Shankizeichen über der Innenseite des rechten Auges war durch zwei senkrechte, durch Sand und Wind tiefgeschnittene Stirnfurchen seltsam verzerrt. Das Leben in der Wüste hatte dem Vierzigjährigen das Aussehen eines um zwanzig Jahre Älteren verliehen. Nur ein Ring mit einem sehr großen Granatstein schmückte seine Hand, und ein halbkugelförmiger Opal baumelte von einer dünnen Kordel aus gedrehtem Kamelhaar an seiner Brust.
»Conan von Cimmerien ist den Shanki willkommen. Wir werden Eure Pferde in ein Gatter bringen.«
»Was machen Shanki mit eroberten Pferden, Akhimen Khan?«
»Die Shanki tauschen sie in Zamboula gegen gute Kamele oder welche Ware sie gerade brauchen«, erwiderte der ungemein höfliche Mann. »Die Zamboulaner haben immer
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