Conan-Saga 04 - Conan und das Schwert von Skelos
der jüngere der beiden, opferte Zafras Schwert den halben Oberarm, und der Dolch steckte im Bauch des anderen, ehe er seine Klinge auch nur ziehen konnte. Gewiß im Schockzustand zerrte der erste sein Schwert aus der Scheide, obgleich sein Gesicht totenbleich war und sein Arm wie ein zerfetztes Banner herabhing.
»Du bist der tapfere Wachhund eines unwürdigen Herrn«, brummte Conan, »und es tut mir fast weh.« Er machte eine Täuschung mit seinem Schwert, ein Hieb, den der andere mit seiner eigenen Klinge abfing, während Conan mit der Linken zustieß. Die Dolchklinge brach, als sie gegen den Kettenpanzer stieß. Conan verfluchte den Khan, der seine Elitetruppen mit so guter Rüstung ausstattete, ihnen jedoch Waffen zuteilte, mit denen man nicht einmal ein Brathuhn tranchieren konnte. Wütend trat er dem Mann den Fuß zwischen die Beine. Der arme Kerl ächzte, krümmte sich vor Schmerzen und verlor das Gleichgewicht, als sein verletzter Arm nach vorn schwang. Er rutschte über den Rand des Treppenabsatzes und prallte ungefähr zwanzig Fuß tiefer in der Verliesgrube auf. Conan nahm sich die Zeit, auf die Gestalt hinunterzuschauen, die gekrümmt liegengeblieben war. Sie bewegte sich nicht mehr. Der Cimmerier drehte sich wieder der Treppe zu und stieg die fünfundzwanzig Stufen in die Foltergrube hinunter, die unbeschreibliche Greueltaten gesehen hatte.
Erst als er sich der nackten gefesselten Frau näherte, bemerkte er, daß sich Isparana nicht allein in der Grube befand.
Der Herr dieses rauchigen, blutbesudelten Schmerzensreiches hatte sich zu einem Schläfchen auf einem Lager im Schatten ausgestreckt. Jetzt sah Conan ihn zum erstenmal bewußt. Baltaj, der Foltermeister, war ein nicht weniger kräftig gebauter Mann als Conan selbst, seine Arme waren zumindest genauso lang, und er hatte mehr Bauch als der Cimmerier. Wie dieser trug er Schwert und Dolch. Der Unterschied war nur, daß sein Dolch noch intakt war.
»Ah, der Barbar«, sagte er mit kehliger Stimme, die merkwürdig hoch klang.
Conan dachte gar nicht daran, die Zauberkräfte seines Schwertes auszuprobieren. Er wartete auch nicht auf den Angriff des Foltermeisters. Er warf den zerbrochenen Dolch in die Luft und stieß sein Schwert in den Boden, gerade noch rechtzeitig, um das Messer mit der Rechten zu fangen. Daß er sich dabei ein wenig schnitt, beachtete er nicht. Er schwang den Arm zurück und wieder vor, und der Griff mit drei Zoll zackig gebrochener Klinge befand sich noch in der Luft, als seine Hand den Schwertgriff faßte. Das ganze seltsame Manöver dauerte nur wenige Herzschläge lang. Es war eine Verzweiflungstat, aber Conan wollte keine Zeit damit vergeuden, sich einem Burschen von dieser Kraft und Armlänge zu stellen, der weitaus besser bewaffnet war als er.
Er hatte nicht auf Baltajs Kopf gezielt, sondern auf seine Brust, da er annahm, daß der Bursche mit seinem feisten Bauch nicht schnell genug zur Seite weichen konnte. Und er hatte recht. Außerdem bewegte Akters Folterknecht sich verkehrt – er duckte sich. Und so bot er dem Dolch das Gesicht. Der Griff der gebrochenen Klinge schlug hart und laut gegen seinen Mund. Der Foltermeister ächzte vor Schock und Schmerzen. Die Lippen waren aufgerissen, ein Zahn ausgebrochen. Schmerzenstränen quollen aus beiden Augen, so war er zusätzlich geblendet, zwar nur flüchtig, aber es genügte.
Conans Schwert, das er mit einem seitlich abgewinkelten Arm aus der Erde zog, kam gerade hoch und schlitzte Baltajs Bauch vom Nabel bis zum Brustbein auf. Auch wenn der Schnitt nicht tief war, war er doch schmerzhaft. Die Klinge fuhr höher, verfehlte Baltajs Gesicht und schwang über dem Kopf durch die Luft. Conan trat einen Schritt näher und hieb die Klinge herab. Zafras scharfes Schwert spaltete den Schädel des Foltermeisters.
»Eigentlich schade«, brummte der Cimmerier. »Es hätte dir gutgetan, deine Methoden selbst zu kosten, fettes Schwein!«
»Hör auf – zu den Toten zu reden«, sagte eine angespannte Frauenstimme. »Und binde mich los. Ich habe lange genug auf dich warten müssen, barbarischer Köter eines cymrischen Kameldiebs!«
»Cimmerisch, verdammt! Cimmerisch!« knurrte Conan, während er Isparana von ihren Fesseln befreite und insgeheim ihre Unerschütterlichkeit bewunderte. Man war nicht gerade sanft mit ihr umgesprungen, das war leider allzu offensichtlich. »Die haben dich ja ganz schön zugerichtet, 'sparana, mein Schatz! Aber ich muß zugeben, selbst mit dem Schmutz, den
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