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Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien

Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien

Titel: Conan-Saga 06 - Conan von Cimmerien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Bruder, dem das Blut über die Schenkel strömte. So unklar auch der Hintergrund ineinander verwobener Formen und Schatten war, so unverkennbarer war er. Die Luft schien vor Schmerzensschreien zu erzittern, und dazwischen war immer wieder höhnisches, teuflisches Lachen zu hören.
    Livia war sich ihrer nicht als Einzelwesen, getrennt vom Rest des Kosmos, bewußt. Sie schwamm in einem gewaltigen Schmerzensmeer, war selbst nichts als fleischgewordene Pein. So lag sie, ohne bewußt zu denken oder sich zu bewegen, während draußen die Trommeln dröhnten, Hörner schallten und barbarische Stimmen im Takt zu stampfenden nackten Füßen und Händeklatschen ihr monotones Lied sangen.
    Doch allmählich begann ihr Bewußtsein durch ihre geistige Erstarrung zu sickern. Ein dumpfes Staunen, daß sie körperlich unversehrt war, erfüllte sie als erstes. Ohne Dankbarkeit zu empfinden, nahm sie dieses Wunder hin. Es erschien ihr von keinerlei Bedeutung zu sein. Mechanisch setzte sie sich auf ihrem Lager auf und schaute sich stumpf um. Ihre Gliedmaßen bemühten sich um erste Bewegungen, als reagierten sie auf die erwachenden Nerven. Ihre nackten Füße scharrten unbewußt auf dem festgestampften Lehmboden. Ihre Finger am Saum des knappen Kittels, ihres einzigen Kleidungsstücks, zuckten. Dumpf erinnerte sie sich, daß, wie ihr schien, vor langer, langer Zeit grobe Hände ihr das Gewand vom Leib gerissen hatten, und ihr vor Angst und Scham die Tränen über die Wangen gerollt waren. Es kam ihr nun seltsam vor, daß eine so geringe Unbill sie so geschmerzt hatte. Das Maß von Gewalttätigkeit und Schmach war schließlich, wie alles andere auch, relativ.
    Die Tür der Hütte schwang auf. Eine Frau von geschmeidiger Figur, die an ein Pantherweibchen erinnerte, trat ein. Ihr graziler Körper glänzte wie poliertes Ebenholz. Ein hauchdünnes, um die Hüften gewundenes Seidentuch war ihre einzige Bekleidung. Das Weiß ihrer Augäpfel spiegelte den Feuerschein vor der Hütte. Sie rollte in boshafter Andeutung die Augen.
    Auf dem Bambustablett brachte sie das Essen: Fleisch, geröstete Jamswurzeln, gesottenen Mais, riesige Fladen Brot und einen gehämmerten Goldkrug mit Yaratibier. Sie stellte das Tablett auf einem Tischchen ab, aber Livia beachtete es nicht. Sie starrte stumpf auf die gegenüberliegende Wand, die mit Matten aus gewebten Bambussprossen behängt war. Die junge Eingeborenenfrau lachte mit blitzenden dunklen Augen und weißen Zähnen. Mit einem abfälligen Zischen und einer spöttischen Bewegung, die ihrer Verachtung noch weiteren Ausdruck gab, drehte sie sich um und stolzierte mit schwingenden Hüften, die aufreizender ihre Mißachtung ausdrückten, als eine Frau der Zivilisation es mit Worten fertiggebracht hätte, aus der Hütte.
    Doch das Benehmen der Schwarzen war überhaupt nicht in Livias Bewußtsein gedrungen. Alle ihre Sinne waren noch nach innen gerichtet. Immer noch ließ die Klarheit der geistigen Bilder die wirkliche Welt wie ein düsteres Schattenreich erscheinen. Mechanisch aß und trank sie, ohne gewahr zu werden, was es war. Genauso mechanisch erhob sie sich schließlich und schritt unsicher durch die Hütte, um durch einen Spalt in der Bambuswand hinauszuspähen. Die abrupte Veränderung im Klang der Trommeln und Hörner hatte ihr Unterbewußtsein angesprochen und es angeregt, die Ursache dafür zu ergründen.
    Zuerst konnte sie sich kein Bild dessen machen, was sie sah. Alles war chaotisch. Schattenhafte Gestalten bewegten sich, drängten sich aneinander, zuckten, wanden sich und hoben sich schwarz von einem unruhigen blutroten Hintergrund ab. Und dann ergaben die Bewegungen Sinn, und die Gestalten nahmen feste Formen an. Sie sah Männer und Frauen, die sich um ein Feuer bewegten. Die Flammen spiegelten sich auf Schmuck aus Silber und Elfenbein, weiße Federbüsche wogten, nackte Gestalten stolzierten herum oder warfen sich in Pose, und ihre Silhouetten waren wie Scherenschnitte auf rotem Hintergrund.
    Auf einem Elfenbeinhocker, von Riesen mit Federbuschkopfputz flankiert, saß eine fette, gedrungene krötengleiche Gestalt von abstoßender Häßlichkeit. Ein Gestank wie von verrottendem Dschungel und fauligen Sümpfen ging von ihr aus. Ihre fleischigen Hände ruhten auf der Wölbung eines gewaltigen Bauches. Der Nacken war eine dicke Fettrolle, die den Kopf nach vorn zu drücken schien. Die Augen glühten wie Kohlen aus stumpfem Schwarz, und ihre fast erschreckende Vitalität strafte die scheinbare

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