Conan-Saga 07 - Conan der Rebell
abwechselnd langen und kurzen Stößen unterschiedlicher Klanghöhe. »Das stygische Armeesignal«, sagte Daris keuchend. »Gewiß alarmieren sie die Hafenwächter.«
»Man wird uns einkreisen«, stöhnte Falco.
»Wir können uns zumindest ein Fleckchen suchen, wo wir uns ihnen stellen und ihnen große Verluste zufügen können«, sagte Conan.
»Nein«, widersprach Jehanan über das Trappen ihrer Schritte hinweg heftig atmend. »Wenn wir am Ende der Straße an ihnen vorbeikommen, ehe der Kordon geschlossen ist, weiß ich, wohin wir uns wenden können, wo sie uns nicht so leicht finden.«
»Ja?« fragte Conan mit neuer Hoffnung.
»Die alten Grüfte und Steinbrüche unterhalb der Großen Pyramide«, sagte Jehanan. »Es ist eine steinerne Wildnis dort unten, die von den Menschen gemieden wird. Niemand außer Sklaven wie ich halten sich dort bei Tageslicht auf, denn da gibt es immer noch Kalkstein zu hauen. Ich kenne mich dort ein bißchen aus, weil ich sie jeden Tag auf den Weg zur Fronarbeit durchqueren mußte.«
Die Hoffnung erlosch in Conans Augen. Die Härchen in seinem Nacken stellten sich auf, und der warme Schweiß, der ihm vom Laufen über Rücken und Stirn rann, war plötzlich eisig. »Hausen denn nicht Geister dort?« murmelte er.
Es schien Falco nicht zu stören. »Lieber Geister, als mit Sicherheit gefangen zu werden.« Die aufregende Flucht hatte seine jugendliche Begeisterung aufblühen lassen, und im Augenblick vergaß er sogar seine Liebste. Zweifellos würde er sie nach allem, was geschehen war, nicht mehr sehen, bis er im offiziellen Auftrag nach Stygien zurückkehrte. Außerdem glaubte er als belesener Aristokrat eines zivilisierten Reiches nicht an das Übernatürliche.
Daris, in der ebenfalls zumindest noch halbbarbarisches Blut floß, war genau wie Conan erschrocken. Aber sie faßte schnell wieder Mut und erklärte furchtlos: »Wenn das der Weg nach Hause ist, nehmen wir ihn.«
Ja, dachte Conan, wenn es sein mußte, um zu Bêlit zurückkehren zu können, kämpfte er auch gegen Geister. Die Laternen der Hafenwächter kamen näher, da ihre Träger dem Alarmsignal Folge leisteten. Im Mondschein schimmernde Waffen und Rüstungen waren jetzt bereits zu erkennen, als die Wächter nun ebenfalls anfingen zu laufen.
»Führ uns«, wandte Conan sich an Jehanan und schluckte trocken. Der Shemit nickte und rannte voraus. Er bog in eine in Dunkelheit gehüllte Gasse zwischen zwei Lagerhäusern ein. Die Gefährten bildeten eine Kette, indem sie einander an den Händen faßten. Jehanan führte sie durch mehrere enge Durchgänge und bei einem Wachtturm am Ende der seitlichen Stadtmauer ins Freie. Steine rollten, und Sand knirschte unter ihren Füßen. Die Stadt erhob sich nun pechschwarz hinter ihnen. Jehanan rannte schräg über einen ziemlich steilen Hang, der von der Mauer zu dem breiten, im Mondschein glitzernden Strom führte. Die Große Pyramide kam in dem gespenstischen Silberlicht in Sicht und schien fast unter dem Himmel mit den wenigen funkelnden Sternen zu schweben.
Ein laut dröhnender Gongschlag brach die nächtliche Stille. Conan blickte über die Schulter zurück. Laternen schimmerten wie Glühwürmchen. Hatte man ihn und seine Begleiter vielleicht vom Turm aus entdeckt? Weitere Laternen kamen hinter der Mauer zum Vorschein.
Der Boden unter ihren Füßen wurde immer zerklüfteter. Überall gähnten Löcher. Die Schatten der herumliegenden Steinblöcke machten es schwer, sie selbst zu sehen, bis man über sie stolperte. Jehanan sprang wie eine Gemse. Irgendwie mußte es ihm gelungen sein, die grauenvollen Schmerzen zu unterdrücken, die jeden anderen bewegungsunfähig gemacht hätten. Daris war noch leichtfüßiger und sicherer. Conan bemerkte, wie Falco immer wieder stolperte und ein paarmal fast in ein Loch gefallen wäre. Er rannte daraufhin neben ihm her und zog ihn immer wieder über Steinbrocken und half ihm Löchern auszuweichen. Heimlich war er froh über diese zusätzliche Sorge, denn dadurch kam er nicht dazu, an Geister und Dämonen zu denken.
Laute Rufe waren nun hinter ihnen zu vernehmen. Die Stygier hatten das zerklüftete Terrain erreicht. Unbeholfen stolperten sie vorwärts, und die gebrüllten Befehle ihrer Offiziere trieben sie weiter.
Jehanan deutete. Vor seinen Füßen lag eine Grube, die breit genug war, daß der Mondschein bis an ihren Grund drang. Auf allen vieren tastete der Shemit sich den unebenen Hang hinunter. Seine Gefährten taten es ihm gleich. Steine
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