Conan-Saga 07 - Conan der Rebell
Weile völlig ruhig. Er war schon ein beachtliches Stück weitergekommen, als sie plötzlich alle gleichzeitig kippten, vor ihm, hinter ihm und zu beiden Seiten. Er hatte damit gerechnet und war darauf vorbereitet. Als das Paar, das ihm am nächsten war, sich neigte, berechnete er genau, wo die beiden landen würden, und sprang zu einer Stelle wenige Zoll davon, und sie verfehlten ihn tatsächlich. Conan lachte spöttisch für den unsichtbaren Zauberer und sprang von Stein zu Stein.
Dann hatte er sie hinter sich und befand sich auf einem weiteren breiten Platz – und genau in seiner Mitte erhob sich das titanische Grabmal.
»Bei Mitra!« sagte Falco mit schwacher zitternder Stimme. »Wie hast du das geschafft?«
»Ich mußte es«, erwiderte Conan.
Der Wind ließ abrupt nach. »Ich bezweifle, daß er erträglicher wird, weil der Feind aufgibt«, brummte Conan. »Sehen wir zu, daß wir weiterkommen, ehe ihm was Neues einfällt.« Er rannte auf das Grabmal zu.
Hohe Platten schwarzen Steines ragten so hoch, daß er durch die rötliche Finsternis das Dach, das sie trugen, nicht sehen konnte. Eine gewaltige Öffnung gähnte vor ihm. Es bekümmerte ihn – nach allem, was er inzwischen hier mitgemacht hatte – nicht, was an Grauen dahinterliegen mochte. Und daß es dem Zauberer gelänge, dieses Bauwerk zum Einsturz zu bringen, war nicht zu befürchten, dazu war es viel zu massiv gebaut, und außerdem beherbergte es die Axt von Varanghi.
»Der gute Gott hat uns gegen alles beschützt und uns glücklich hierhergebracht!« hauchte Falco dankbar.
Conan war zwar der Ansicht, daß ihr eigenes Handeln dabei nicht unterschätzt werden dürfte, aber er unterließ es, darauf hinzuweisen. Er setzte Falco ab. »Bleib hier und halte Wache«, bat er ihn. »Ich gehe hinein.« Der Junge bedachte ihn mit stummer Verehrung.
Offenbar war dies die einzige Tür in das Grabmal. Absolute Stille hüllte den Cimmerier ein, als er kurz stehenblieb, und dann echoten seine Schritte auf den Steinfliesen von den hohen Wänden und der im Dunkeln verborgenen Decke wider. Flügel raschelten, Schuppen scharrten ganz leicht. Als er flüchtig über die Schulter zurückblickte, war der Eingang ein verschwommenes Rotgrau. Aber er brauchte sich nicht blind dahinzutasten, denn vor ihm glimmte ein bläuliches Schimmern.
Es wurde stärker, je näher er ihm mit der Vorsicht und Geschmeidigkeit eines Panthers kam. Und dann erkannte er, daß es von einer Kristallkugel auf einem riesigen Steinblock ausging. Dieser Block war mit seltsamen Symbolen beschriftet, die das Auge auf unheimliche Weise anzogen, es auf unmögliche Pfade lenkte und ihm alptraumhafte Bilder aufdrängte. Mit aller Willenskraft löste Conan den Blick davon. Hinter dem Altar erhob sich ein gewaltiges Götzenbild – nicht Set, sondern etwas mit Flügel und unzähligen Tentakeln, ein noch älterer Gott, vielleicht? Conan gönnte dem Götzenbild nur einen finsteren Blick und sah sich weiter um.
Am Rand des durch die Kristallkugel erhellten Bodens sah er einen Bügel herausragen. Er ging hin, um ihn näher zu betrachten, und stellte fest, daß er Teil eines Tau-Kreuzes war, aus dem gleichen Stein gemeißelt, der ein etwa mannsgroßes Stück des Bodens bildete. Aufregung erfüllte ihn. Genau das hatte Parasan beschrieben! Es war der Deckel des uralten Grabes, in dem der Prophet die Axt versteckt hatte.
Conan fragte sich, woher der Priester die Kraft genommen hatte, etwas so ungeheuerlich Schweres zu heben. Er stellte sich mit gespreizten Beinen darüber, faßte den Bügel mit beiden Händen und setzte alle seine Kraft ein, den Grabdeckel zu heben.
Die Muskeln drohten sein Kettenhemd zu sprengen und quollen wie Taue an Armen und Beinen an. Die Sehnen an den Händen und am Hals spannten sich. Schweiß wusch Furchen durch Blut und Schmutz. Aber er ging bedachtsam vor, denn wie würden die Teufel lachen, wenn er sich einen Bruch hob! Er richtete sich langsam, ganz langsam auf, so daß Beine und Hüften einen großen Teil des Gewichts übernahmen.
Die gewaltige Steinplatte löste sich kreischend. Conan drehte sie leicht, um sie besser hochzubekommen, zog an ihr und riß schließlich ganz fest daran, dann sprang er eilig zur Seite, nachdem er sie losgelassen hatte. Sie kippte auf den Steinboden und zerschmetterte. Der Krach schallte durch das ganze Bauwerk und echote von den Wänden. Conan kniete sich neben die Öffnung und blickte in das Grab hinunter.
Gebeine und Spuren von Totengaben waren
Weitere Kostenlose Bücher