Conan-Saga 08 - Conan der Pirat
gehen!«
Sie warf sich einen weiten Seidenumhang um die schmalen Schultern, setzte eine Samtkappe auf, von der ein feiner Schleier hing, den sie sich vor das Gesicht zog. Hastig durchquerte sie die Korridore. Vor einer Bronzetür standen ein Dutzend Speerträger, die ihr offenen Mundes nachstarrten, als sie hindurcheilte. Diese Tür befand sich in einem direkt auf die Straße führenden Flügel. Alle anderen Seiten des Palasts waren von Gärten mit hohen Mauern umgeben. Yasmela kam auf einer Straße heraus, die in regelmäßigen Abständen von Pechschalen auf hohen Stangen erhellt wurde. Sie zögerte, doch dann schloß sie endlich die Tür hinter sich, ehe sie in ihrem Entschluß zu schwanken beginnen konnte. Leicht schaudernd blickte sie die Straße hoch und nieder, die still und menschenleer vor ihr lag. Noch nie hatte die Königstochter sich ohne Eskorte außerhalb des Palasts ihrer Vorfahren gewagt. Sie straffte die Schultern und begab sich schnellen Schrittes die Straße entlang. Ihre Füße in den dünnen Satinpantöffelchen verursachten kaum einen Laut, trotzdem schlug ihr Herz bei jedem Aufsetzen ihrer zierlichen Füße heftig. Sie bildete sich ein, ihre Schritte hallten wie Donner in der riesigen Stadt wider und weckten all überall in den Gossen zerlumpte Gestalten mit unsteten Augen. Jeder Schatten schien ihr einen versteckten Meuchelmörder zu verbergen, und jede Tür die geifernden Hunde der Finsternis.
Plötzlich zuckte sie erschrocken zusammen. Vor ihr trat eine Gestalt aus einer dunklen Gasse auf die Straße. Hastig zog Yasmela sich in den Schatten einer Mauer zurück, der ihr mit einemmal wie eine Zuflucht erschien. Ihr Herz hämmerte wie besessen. Die näherkommende Gestalt bewegte sich jedoch nicht verstohlen wie ein Dieb, oder ängstlich wie einer, der aus irgendeinem Grund schnell durch die Stadt mußte. Festen Schrittes stiefelte sie daher, als gäbe es für sie nichts, das sie zu fürchten hätte. Schwer schlugen die Sohlen auf dem Pflaster auf. Als sie an einer flackernden Pechlampe vorüberkam, konnte Yasmela sie ganz deutlich sehen. Es war ein riesenhafter Mann in der Kettenrüstung eines Söldners. Die Prinzessin nahm all ihren Mut zusammen und rannte aus dem Schatten heraus. Den Umhang hielt sie eng um sich gehüllt zusammen.
»Sa-ha!« Der Söldner riß sein Schwert halb aus der Scheide, doch dann schob er es sofort zurück, als er sah, daß er eine Frau vor sich hatte. Trotzdem schaute er sich wachsam um, ob nicht irgendwo in den Schatten Halunken lauerten, deren Lockvogel die Frau sein mochte.
Mit der Hand an dem langen Schwertgriff, der aus dem wallenden scharlachroten Umhang über dem Kettenhemd herausragte, betrachtete er sie. Das flackernde Licht spiegelte sich an dem glänzenden blauen Stahl seiner Beinröhren und der Kesselhaube. Doch stärker als das Licht funkelten seine eisblauen Augen. Beim ersten Blick schon hatte die Prinzessin erkannt, daß er kein Kothier war, und als er sprach, wurde ihr bewußt, daß er auch aus keinem hyborischen Land stammte. Seine Kleidung wies ihn als Hauptmann der Söldnertruppen aus, zu denen Männer aus den verschiedensten Ländern gehörten, Barbaren ebenso wie hochzivilisierte Fremde. Das unübersehbare Wölfische an ihm verriet den Barbaren. Nie würden die Augen eines zivilisierten Menschen, egal wie wild oder schurkisch er war, mit einem solchen Feuer brennen. Sein Atem, der ihr flüchtig entgegenschlug, roch nach Wein, aber der Mann torkelte weder, noch stammelte er.
»Haben sie dich auf die Straße gesperrt?« fragte er in barbarischem Kothisch und streckte die Hand nach ihr aus. Seine Finger legten sich nur leicht um ihr Handgelenk, aber sie spürte, daß sie es ohne Anstrengung zermalmen könnten, wenn er es so wollte. »Ich komme aus dem letzten noch offenen Weinhaus – Ischtars Fluch auf diese erbärmlichen Weltverbesserer, die alle Tavernen am liebsten schon am frühen Abend schließen würden! ›Die Männer sollen schlafen, statt zu saufen!‹ sagen sie. Ha! Damit sie für ihre Herrn besser arbeiten und kämpfen können! Hasenherzige Eunuchen sind sie in meinen Augen! Als Söldner in Corinthien soffen und liebten wir die ganze Nacht hindurch und kämpften dafür am Tag um so besser – ja, Blut floß in Strömen von unseren Schwertern. Aber was ist mit dir, mein Mädchen? Zieh doch diesen verdammten Schleier hoch ...«
Sie wich seinem Griff mit einer geschmeidigen Drehung ihres grazilen Körpers aus. Ihr war die Gefahr
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