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Conan-Saga 08 - Conan der Pirat

Conan-Saga 08 - Conan der Pirat

Titel: Conan-Saga 08 - Conan der Pirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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aus dem schattenhaften Koloß auf sie herabschwoll, zuckte und wand Yasmela sich, als wäre er eine Peitsche, die in ihr Fleisch biß.
    »Vergiß nicht«, wisperte das Alptraumwesen, »in wenigen Tagen schon wirst du mein sein!«
    Yasmela preßte ihr Gesicht an die Fliesen und verschloß die Ohren mit den zarten Fingern. Trotzdem war ihr, als höre sie ein seltsames Rascheln, wie das Flattern von Fledermausflügeln. Als sie es wagte, wieder aufzublicken, sah sie nur den Mond, der durch das Fenster einen Silberstrahl wie ein Schwert in die Ecke schickte, in der sich eben noch das Phantom befunden hatte. Am ganzen Leib zitternd erhob sich die Prinzessin und taumelte zu einem satinüberzogenen Diwan, auf den sie sich hysterisch weinend warf. Die Mädchen schliefen weiter, nur eine erwachte. Sie setzte sich auf, gähnte, reckte ihre schlanken Glieder und sah sich blinzelnd um. Sofort eilte sie zu Yasmela, kniete sich vor ihrem Diwan nieder, und legte beruhigend die Arme um Yasmelas schlanke Taille.
    »Was – was ist geschehen?« Ihre dunklen Augen waren furchtgeweitet.
    Yasmela schlang heftig die Arme um sie. »O Vateesa, ES ist wiedergekommen! Ich sah ES – hörte ES sprechen. ES nannte seinen Namen – Natokh! ES ist Natokh, nicht bloß ein Alptraum. ES schwebte über mir, während ihr wie betäubt geschlafen habt. Was – o was kann ich tun?«
    Vateesa spielte nachdenklich mit einem goldenen Armband.
    »O Prinzessin«, sagte sie, »es besteht kein Zweifel, daß irdische Mächte ihm nichts anzuhaben vermögen. Auch das Amulett, das die Ischtarpriester Euch gaben, schützt Euch nicht vor ihm. Sucht das vergessene Orakel Mitras auf.«
    Trotz ihrer kaum überstandenen Furcht erschauderte Yasmela bei diesem Rat kaum weniger, als beim Anblick des Phantoms. Die Götter von gestern wurden zu den Dämonen von morgen. Die Kothier verehrten Mitra schon seit Äonen nicht mehr. Sie hatten diesen einst größten aller hyborischen Götter vergessen. Irgendwie glaubte Yasmela, daß diese Gottheit, weil sie sehr, sehr alt war, auch sehr, sehr schrecklich sein mußte. Ischtar war eine furchterregende Göttin, wie alle kothischen Götter furchteinflößend waren. Die kothische Kultur und Religion hatten unter dem gemischten Einfluß shemitischer und stygischer Bräuche gelitten. Die einfachen Sitten der Hyborier waren zu einem hohen Maß durch die sinnliche, luxusliebende und doch despotische Art des Ostens verändert worden.
    »Wird Mitra mir denn helfen?« In ihrer Aufregung umklammerte Yasmela Vateesas Handgelenk so heftig, daß das Mädchen leise aufschrie. »So lange schon beten wir Ischtar an ...«
    »Er wird Euch ganz sicher helfen.« Vateesa war die Tochter eines ophitischen Priesters, der seinen Glauben und seine Sitten mitgebracht hatte, als er vor politischen Feinden nach Khoraja fliehen mußte. »Geht zu seinem Altar! Ich werde Euch begleiten.«
    »Ja, ich werde zu ihm gehen.« Yasmela erhob sich, verwehrte es Vateesa jedoch, sie anzukleiden. »Es wäre anmaßend, mich dem Schrein in Samt und Seide zu nähern. Nackt und auf den Knien werde ich zu Mitra flehen, wie es sich für eine Bittstellerin schickt. Mitra soll nicht glauben, mir fehle es an Demut.«
    »Unsinn!« Vateesa hatte keinen Respekt vor Kulten, die sie für falsch hielt. »Mitra will, daß die Menschen aufrecht vor ihm stehen – und sich nicht wie Würmer auf dem Bauch vor ihm krümmen, oder seine Altäre mit Opferblut besudeln.«
    Derart beruhigt gestattete Yasmela dem Mädchen, ihr in ein seidenes Mieder zu helfen, über das sie eine Seidentunika zog, die sie mit einem breiten Samtgürtel schloß. Sie schlüpfte noch in Satinpantöffelchen, während Vateesas geschickte Finger ihr dunkles, welliges Haar zu seidig glänzenden Zöpfchen flocht. Danach folgte die Prinzessin dem Mädchen hinter einen schweren, mit Goldfäden bestickten Wandteppich und durch eine dort verborgene Tür. Sie führte auf einen schmalen, gewundenen Gang, durch den die Mädchen zu einer weiteren Tür und hinaus auf einen breiten Korridor kamen. Hier stand ein Leibgardist in vergoldetem Kammhelm, silbernem Harnisch und golddurchzogenen Beinröhren, mit einer langschäftigen Streitaxt Wache.
    Eine flüchtige Handbewegung ließ ihn verstummen, noch ehe er ein Wort über die Lippen brachte. Salutierend nahm er seinen Posten neben der Tür wieder ein und blieb reglos wie eine Statue stehen. Die Mädchen durchquerten den Korridor, der im Licht der Pechschalen an den hohen Wänden

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