Conan-Saga 08 - Conan der Pirat
zu seinem Pferd. Da riß sie dem Mann schnell und tödlich wie eine Kobra seinen Dolch aus dem Gürtel und stach ihm ins Herz. Röchelnd sank er zu Boden, und sie sprang wie eine Katze auf sein Pferd. Der Hengst wieherte und bäumte sich auf, aber sie riß ihn herum und raste das Tal hoch. Hinter ihr brüllte die Meute auf und verfolgte sie. Pfeile zischten über sie hinweg.
Sie lenkte das Pferd geradewegs zur Bergwand im Süden des Tales, wo sich eine schmale Schlucht öffnete. Hier wurde der Ritt ungemein gefährlich, und daher verringerten die Hyrkanier ihre halsbrecherische Geschwindigkeit. Aber das Mädchen brauste wie der Wind dahin und hatte einen Vorsprung von gut hundert Schritt, als sie zu einer niedrigen Mauer oder Barriere an der Schluchtöffnung kam. Es sah aus, als hätte jemand Felsblöcke hierher gerollt, um sich dahinter zu verschanzen. Fedrige Tamarisken wuchsen entlang den Hängen, und ein Bach bahnte sich ein schmales Bett mitten durch die Schlucht.
Zwischen den Felsblöcken waren Männer, die ihr zubrüllten, anzuhalten. Sie waren allesamt hochgewachsen und von kräftigem Körperbau. Kettenrüstung glänzte unter ihren Umhängen. Ihre Köpfe waren von spitzen, nicht weniger glänzenden Helmen geschützt. Sie sprang vom Pferd, rannte zu der Barriere, warf sich auf die Knie und schrie: »Helft mir, im Namen Ischtars der Barmherzigen!«
Ein Mann zeigte sich. Bei seinem Anblick rief sie: »Admiral Artaban!« Sie umklammerte seine Beine. »Rettet mich vor den Hunden, die mir nachhetzen!«
»Weshalb sollte ich deinetwegen mein Leben aufs Spiel setzen?« fragte der Angesprochene gleichgültig.
»Ich kenne Euch vom Hof des Königs in Aghrapur! Ich tanzte für Euch. Ich bin Roxana, die Zamorierin.«
»Viele Frauen tanzten vor mir.«
»Dann gestattet mir, Euch etwas leise zu sagen«, wisperte sie verzweifelt. »Hört!«
Als sie einen Namen in sein Ohr flüsterte, zuckte er zusammen. Er starrte sie durchdringend an. Dann stieg er auf einen hohen Felsblock und wandte sich mit einer erhobenen Hand den näherkommenden Reitern zu.
»Im Namen König Yildiz' von Turan, kehrt in Frieden um!«
Die Antwort war ein Pfeilhagel, der dicht an Artabans Ohren vorbeischwirrte. Er sprang von dem Felsblock und winkte. Sehnen sirrten entlang der gesamten Barriere, und Pfeile zischten auf die Angreifer zu. Reiter stürzten aus den Sätteln, Pferde wieherten und bäumten sich auf. Die anderen wendeten und kehrten brüllend in das Tal zurück.
Artaban wandte sich Roxana zu. Er war ein großer Mann in rotem Seidenumhang und mit Gold durchwirkter Kettenrüstung. Wasser und Blut hatten seiner Kleidung zugesetzt, doch ihre Kostbarkeit war noch immer offensichtlich. Seine Männer, etwa vierzig kühne turanische Seeleute, sammelten sich mit ihren Waffen in den Händen um ihn. Ein gefangener, gebundener Yuetshi stand mit hängenden Schultern in der Nähe.
»Meine Tochter«, sagte Artaban. »Deinetwegen machte ich in diesem fernen Land Feinde – weil du mir einen Namen ins Ohr geflüstert hast. Ich glaubte dir ...«
»Hätte ich gelogen, dürftet Ihr mir die Haut bei lebendigem Leib abziehen.«
»Hast du gelogen, werde ich es höchstpersönlich veranlassen«, versprach er ihr mit ruhiger Stimme. »Du nanntest Prinz Teyaspas Namen. Was weißt du von ihm?«
»Seit drei Jahren teile ich sein Exil.«
»Wo ist er?«
Sie deutete durch das Tal, wo mit scharfen Augen die Türme der Burg zwischen den Felsen zu erkennen waren. »In der Festung Glegs, des Zaporoskiers.«
»Sie dürfte nicht so leicht einzunehmen sein.«
»Ruft den Rest Eurer Seeadler! Ich kenne einen Weg in die Burg und kann Euch führen.«
Er schüttelte den Kopf. »Die Männer hier sind alle, die mir noch geblieben sind.« Als er ihre ungläubige Miene bemerkte, fuhr er fort: »Kein Wunder, daß es dir schwerfällt, meinen Worten Glauben zu schenken. Ich werde dir sagen, wie es dazu kam.«
Mit der Offenheit, die seine Mitmenschen so manchesmal aus der Fassung brachte, erzählte Artaban ihr von seiner Niederlage. Seine Erfolge erwähnte er nicht, sie waren auch viel zu wohlbekannt, als daß er darüber hätte zu sprechen brauchen. Er war als Admiral berühmt für seine Blitzeinfälle in ferne Länder – Brythunien, Zamora, Koth und Shem. Als vor fünf Jahren die Piraten der Vilayetsee, die sich mit einer Bande Gesetzloser aus den Steppengebieten entlang der See, den Kozaki, zusammentaten, zu einer Bedrohung für das westlichste hyrkanische Königreich
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