Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer
schier endlos eine Reihe von Simsen mit niedrigen Steinbrüstungen empor. Zweifellos hatten keine Männer der Ilbarsiberge ihn ins Gestein gehauen, dazu wirkte er viel zu alt und hart, wie der Berg selbst.
Auf den letzten dreißig Fuß machten die rampenähnlichen Simse einer in den Fels geschlagenen Treppe Platz. Noch immer hielt niemand Conan auf. Er schritt durch eine Reihe niedriger Befestigungen am Rand des Tafelbergs und stieß auf sieben Männer, die am Boden kauernd in ein Würfelspiel vertieft waren.
Beim Knirschen von Conans Stiefeln auf dem Kies sprangen alle hoch und blickten ihn wild an. Sie waren Zuagir – Wüstenshemiten, hagere Krieger mit Hakennasen, flatternden Kaffias über den Köpfen und Schärpen um die Mitte, aus denen die Griffe von Säbeln und Dolchen ragten. Sie griffen nach den Speeren auf dem Boden neben sich und hielten sie wurfbereit.
Conan verriet keine Überraschung. Er blieb stehen und musterte sie ruhig. Die Zuagir starrten ihn unsicher wie gestellte Raubkatzen an.
»Conan!« rief plötzlich der größte der Zuagir. Aus seinen Augen sprachen Furcht und Mißtrauen. »Was machst du hier?«
Der Cimmerier ließ seinen Blick über sie alle schweifen, ehe er antwortete: »Ich suche euren Herrn.«
Das schien sie nicht zu beruhigen. Sie redeten leise aufeinander ein, die Speere immer noch wurfbereit in ihren Händen.
Plötzlich hob sich die Stimme des hochgewachsenen Zuagir über die der anderen. »Ihr schnattert wie Gänse. Eines steht fest: Wir würfelten und sahen ihn nicht kommen. Wir waren pflichtvergessen. Wenn es bekannt wird, bestraft man uns. Töten wir ihn und werfen ihn den Berg hinunter!«
»Versucht es doch«, höhnte der Cimmerier. »Und wenn euer Herr euch fragt: ›Wo ist Conan, der mir wichtige Nachrichten bringen wollte?‹, dann sagt ihr: ›Ihr habt uns nicht um unsere Meinung über diesen Mann gefragt, und so töteten wir ihn, um Euch eine Lehre zu erteilen.‹«
Seine Ironie ließ sie zusammenzucken. Einer knurrte: »Spießt ihn doch auf! Niemand wird es erfahren.«
»Nein, denn wenn wir ihn nicht mit dem ersten Wurf töten, wird er unter uns wüten wie ein Wolf unter Schafen.«
»Dann packt ihn und durchschneidet ihm die Kehle«, schlug der Jüngste vor. Die anderen funkelten ihn so erbost an, daß er erschrocken zurückwich.
»Ja, durchschneidet mir die Kehle«, spottete Conan. Er rückte seinen Gürtel zurecht, um den Säbel schnell aus der Scheide ziehen zu können. »Vielleicht bleibt sogar einer von euch am Leben, daß er davon erzählen kann.«
»Dolche töten lautlos«, murmelte der Jüngste. Das brachte ihm einen Stoß mit dem Speerschaft in den Bauch ein, so daß er keuchend nach Luft schnappte. Nachdem sie ihrer Wut an ihrem unbesonnenen Kameraden ausgelassen hatten, wurden die Zuagir ruhiger. Der Hochgewachsene wandte sich an Conan: »Du wirst erwartet?«
»Glaubst du, ich würde sonst herkommen? Steckt das Lamm ungebeten den Kopf in den Rachen des Löwen?«
»Lamm!« rief der große Zuagir. »Wohl eher ein grauer Wolf mit bluttriefenden Fängen!«
»Wenn es frischvergossenes Blut ist, dann nur das jener Narren, die nicht auf ihren Herrn hörten. Gestern nacht in der Schlucht der Geister ...«
»Bei Hanuman! Gegen dich kämpften die sabatäischen Narren? Sie behaupteten, sie hätten einen vendhyanischen Kaufmann und seine Diener in der Schlucht erschlagen.«
Deshalb also waren die Wachen so sorglos gewesen! Aus irgendeinem Grund hatten die Sabatäer über den Ausgang des Kampfes gelogen, und die Wächter hatten infolgedessen nicht mit Verfolgern gerechnet.
»War keiner von euch dabei?« fragte Conan.
»Hinken wir vielleicht? Bluten wir? Weinen wir vor Schmerzen oder Erschöpfung? Nein, wir kämpften nicht gegen Conan.«
»Dann seid klug und begeht nicht den gleichen Fehler wie sie. Werdet ihr mich nun zu ihm bringen, der mich erwartet? Oder wollt ihr euch seinen Grimm durch Nichtachtung von Befehlen zuziehen?«
»Mögen die Götter uns davor bewahren!« brummte der große Zuagir. »Wir erhielten keinen Befehl, was dich betrifft. Aber wenn du uns belogen hast, wird unser Herr für deinen Tod sorgen, und hast du die Wahrheit gesprochen, können wir nichts verkehrt machen. Händige uns deine Waffen aus, dann bringen wir dich zu ihm.«
Widerstandslos gab Conan ihnen Säbel und Dolch. Normalerweise hätte er bis zum Tod gekämpft, ehe er sich entwaffnen ließe, doch diesmal spielte er um einen hohen Einsatz. Der Anführer richtete den
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