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Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Titel: Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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schroffe Gipfel höher als die umliegenden waren.
    Aber die Beobachter achteten nicht auf diese Bergformationen. Conan hatte erwartet, am Ende der blutigen Fährte eine Art Sammelplatz zu finden: Pferdelederzelte vielleicht, eine Höhle, möglicherweise sogar eine Ortschaft aus Lehm- und Steinhütten, die sich an Felswänden schmiegten. Statt dessen lag eine Stadt vor ihnen, deren Kuppeln und Türme im rosigen Morgenlicht glitzerten. Wie die magische Stadt von Zauberern sah sie aus, die aus einem fabelhaften Land geraubt und hier in der Wildnis abgesetzt worden war.
    »Die Stadt der Dämonen!« rief Tubal. »Es ist Hexerei!« Er schnippte mit den Fingern, um bösen Zauber abzuwehren.
    Das Plateau war oval, von Norden nach Süden etwa eineinhalb Meilen lang und von Osten nach Westen nicht ganz eine Meile. Die Stadt stand am Südende, die Berge als Hintergrund. Ein gewaltiges Gebäude, dessen Purpurkuppe mit Gold durchzogen war, schimmerte im frühen Morgenlicht. Es hob sich weit über die Flachdächer der Steinhäuser und die Baumgruppen heraus.
    Das cimmerische Blut in Conans Adern wallte auf bei dieser unheimlichen Szene – der Kontrast der düsteren, zerklüfteten schwarzen Felsen im Hintergrund zum Grün der Pflanzen und zu den leuchtenden Farben der Stadt. Dieser Anblick weckte schlimme Vorahnungen in ihm. Das Schimmern der golddurchzogenen Purpurkuppel erschien ihm unheilvoll. Die zerbröckelnden Felszacken bildeten die passenden Kulissen dazu. Es war wie eine Stadt uralter dämonischer Geheimnisse, die sich aus Ruinen und Zerfall erhob.
    »Das muß die Festung der Verborgenen sein«, meinte Conan. »Wer hätte gedacht, eine solche Stadt mitten in unbewohntem Land zu finden?«
    »Nicht einmal wir können gegen einen ganze Stadt kämpfen«, brummte Tubal.
    Conan schwieg, während er die Stadt eingehender betrachtete. Sie war nicht so groß, wie sie auf den ersten Blick gewirkt hatte, doch kompakt. Sie hatte keinen Schutzwall, nur eine Brustwehr am Rand des Plateaus. Die ein- und zweistöckigen Häuser standen zwischen üppigen Hainen oder in prächtigen Gärten – was sehr erstaunlich war, da das Plateau aussah, als wäre es aus kahlem Gestein ohne fruchtbare Erde.
    Conan traf eine Entscheidung. »Tubal«, bat er, »kehr du in die Schlucht der Geister zurück, nimm die Pferde und reite nach Kushaf. Sag Balash, daß ich alle seine Krieger brauche, dann führe die Kushafi und unsere Kozaki hierher und verteile sie in die Klüften, bis ihr mein Signal bekommt oder wißt, daß ich tot bin.«
    »Pteor verschlinge Balash! Und was machst du?«
    »Ich schleiche mich in die Stadt.«
    »Du bist verrückt!«
    »Sorge dich nicht, mein Freund! Nur so kann ich Nanaia lebend zurückholen. Danach können wir immer noch Pläne machen, um die Stadt anzugreifen. Wenn ich am Leben und in Freiheit bleibe, treffe ich euch hier, falls nicht, müßt ihr, du und Balash, eure weiteren Schritte selbst entscheiden.«
    »Was willst du eigentlich mit diesem Horst der Bösewichter?«
    Conan kniff die Augen zusammen. »Ich brauche einen Stützpunkt für ein eigenes Reich. Wir können nicht in Iranistan bleiben noch nach Turan zurückkehren. Wer weiß, was sich aus dieser Festung machen läßt! So, und jetzt sieh zu, daß du weiterkommst.«
    »Balash kann mich nicht ausstehen. Er wird mir in den Bart spucken, dann töte ich ihn, und daraufhin werden seine Krieger mich umbringen.«
    »Er wird sich dir gegenüber anständig benehmen.«
    »Hm. Aber er wird mich nicht begleiten.«
    »Er würde durch die Hölle reiten, wenn ich nach ihm rufe.«
    »Seine Männer nicht, sie fürchten Teufel.«
    »Sie werden mitkommen, wenn du ihnen versicherst, daß die vermeintlichen Dämonen Menschen sind.«
    Tubal zupfte an seinem Bart und rückte nun mit dem echten Grund heraus, weshalb er den Freund nicht verlassen wollte: »Diese Scheusale in der Stadt werden dir lebenden Leibes die Haut abziehen.«
    »Nein. Ich werde List mit List begegnen. Ich werde behaupten, ich sei ein Flüchtling, der Zuflucht vor dem Zorn des Königs sucht.«
    Tubal erkannte, daß es keinen Zweck hatte, ihn davon abhalten zu wollen. Er brummte in den Bart, kletterte den Fels hinab und verschwand in dem Engpaß. Conan blickte ihm noch kurz nach, dann stieg auch er hinunter und schritt auf den Tafelberg zu.
     
     
    3
     
    DIE VERBORGENEN
     
    Conan erreichte den Fuß des Tafelbergs und kletterte den steilen Weg hinauf, ohne eine Menschenseele gesehen zu haben. Der Pfad schlängelte sich

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