Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer
festnagelte. Wie eine Ratte in den Fängen eines Hundes wurde er gebeutelt, und sein Kopf berührte mehrmals heftig den Boden. Durch einen roten Schleier sah er das wütende Gesicht des Negers, dessen wulstige Lippen sich zu einem grausamen, haßerfüllten Grinsen verzerrt hatten und die weißen Zähne offenbarten.
»Du bist also scharf auf sie, du weißer Hund!« Von Sinnen vor Erregung knurrte der Ghanater. » Arrrh! Ich breche dir das Genick! Ich zerreiße dir die Gurgel! Ich – mein Säbel ... Ich hacke dir den Kopf ab und lasse sie ihn küssen!«
Er rammte Amalrics Schädel in den festgestampften Sand, dann riß er seinen Gegner in mörderischem Grimm halb hoch und schleuderte ihn wild zu Boden. Knurrend sprang er auf und rannte zu seinem Säbel, der, einem stählernen Halbmond gleich, im Sand lag. Brüllend griff er mit wirbelnder Klinge wieder an. Halb betäubt erhob sich Amalric und erwartete ihn auf unsicheren Beinen.
Tilutans Gürtel hatte sich während des Kampfes gelöst, und ein Ende baumelte zwischen den Beinen bis auf den Boden. In seiner Hast trat der Schwarze darauf, stolperte und stürzte der Länge nach in den Sand. Als er sich mit den Händen abzufangen versuchte, entglitt ihm der Säbel.
Instinktiv griff Amalric nach der Waffe. Er hob sie mit beiden Händen und torkelte einen Schritt vorwärts. Die Wüste verschwamm vor seinen Augen. Im Dämmerlicht sah er Tilutans Gesicht in Erkenntnis des nahenden Endes erstarren. Der Mund stand offen, und das Weiße in den Augen wurde größer. Der Riese erstarrte, auf ein Knie und eine Hand gestützt, so als wäre er zu weiteren Bewegungen nicht mehr fähig. Dann sauste der Säbel auf ihn herab und traf den runden Kopf tödlich. Amalric glaubte noch schwach ein schwarzes Gesicht zu erkennen, das vor ihm in der Dunkelheit versank, dann übermannte ihn die Schwärze der Bewußtlosigkeit.
Etwas Kühles, Weiches berührte irgendwann sein Gesicht mit zarter Beharrlichkeit. Amalric griff blind zu, und seine Hand schloß sich um etwas Warmes, Geschmeidiges. Als sich der Schleier vor seinen Augen langsam hob, blickte er in ein sanftes Gesicht, das von glänzend schwarzem Haar umrahmt war. Stumm wie im Traum nahm er jede Einzelheit der vollen roten Lippen, der dunkelvioletten Augen und des alabasterweißen Halses auf. Es dauerte eine Weile, bis ihm bewußt wurde, daß die unirdische Erscheinung mit weicher melodischer Stimme zu ihm sprach. Die Worte waren fremd, und doch schienen sie ihm irgendwie bekannt zu sein. Eine kleine weiße Hand strich mit einem wassergetränkten Stück Seide zart über seine pochende Stirn und sein Gesicht. Er richtete sich benommen auf.
Es war tiefe Nacht. Unzählige Sterne funkelten am Himmel. Das Kamel war immer noch mit Wiederkäuen beschäftigt, und ein Pferd wieherte unruhig. Ganz in der Nähe lag eine plumpe, reglose Gestalt.
Amalric blickte auf das Mädchen, das neben ihm kniete und besorgt auf ihn einredete. Als sein Kopf allmählich klarer wurde, begann er sie zu verstehen. Er suchte in seinem Gedächtnis nach den fast vergessenen Sprachen, die er einst gelernt und gesprochen hatte, und entsann sich jener, die von der gehobenen Schicht einer Gelehrtenkaste in einer südkothischen Provinz gesprochen wurde.
»Wer – bist – du – Mädchen?« fragte er langsam, nach Worten ringend, dabei hielt er ihre zierliche Hand in seinen harten Fingern fest.
»Ich bin Lissa.« Die Antwort kam fast wie ein Wispern. Es war wie das süße Plätschern einer Quelle. »Den Göttern sei gedankt, du bist wieder erwacht! Ich fürchtete schon, es sei kein Leben mehr in dir.«
»Viel hat nicht gefehlt«, brummte er und warf einen Blick auf den toten Tilutan. Das Mädchen zitterte und wagte nicht, seinem Blick zu folgen. Ihre Hand bebte, und Amalric glaubte, das schnelle Schlagen ihres Herzens fühlen zu können.
»Es war schrecklich«, flüsterte sie. »Wie ein Alptraum – die verzerrten Gesichter, die blitzenden Klingen – das Blut ...«
»Es hätte schlimmer sein können«, knurrte er.
Sie spürte, daß sie ihn ungewollt gekränkt hatte. Ihre freie Hand stahl sich zaghaft in die seine.
»Das war nicht gegen dich gerichtet gewesen«, versicherte sie ihm. »Es war sehr tapfer von dir, dein Leben für eine Fremde zu wagen. Du bist so edel wie die Ritter aus dem Norden, von denen ich gelesen habe.«
Er musterte sie. Ihre großen klaren Augen trafen die seinen. Sie spiegelten nur den Gedanken wider, den sie soeben ausgesprochen hatte. Er
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