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Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer

Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer

Titel: Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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blickte ihn ein wenig überrascht, doch ohne Furcht oder Verlegenheit an, als wäre sie ein Kind, dem man ein neues Spiel zeigt. Etwas an ihrem klaren Blick verwirrte ihn. Hätte sie geschrien, geweint, sich gewehrt oder wissend gelächelt, wäre ihm wohler gewesen, und er hätte nicht gezögert zu tun, was er beabsichtigt hatte.
    »Wer, in Mitras Namen, bist du, Mädchen?« fragte er rauh. »Ich bin überzeugt, daß dir weder die Sonne zugesetzt hat, noch daß du versuchst, mir etwas vorzumachen. Deine Sprache verrät mir, daß du kein einfaches ungebildetes Mädchen vom Land bist, und doch scheinst du von der Welt und was in ihr vorgeht, nichts zu wissen.«
    »Ich bin eine Tochter Gazals«, antwortete sie hilflos. »Würdest du Gazal kennen, könntest du mich verstehen.«
    Er hob sie hoch und setzte sie in den Sand. Dann brachte er eine Satteldecke für sie, die er auf dem Boden ausbreitete.
    »Schlaf, Lissa!« In seiner heiseren Stimme klangen die verwirrenden Gefühle wider, die ihn aufwühlten. »Morgen schaue ich mir Gazal an.«
    Bei Sonnenaufgang ritten sie westwärts. Amalric hatte Lissa auf das Kamel gesetzt und ihr gezeigt, wie sie sich festzuhalten hatte. Sie klammerte sich mit beiden Händen an den Sattel, wie jemand, der noch nie mit Kamelen zu tun gehabt hatte. Das war eine weitere Überraschung für den jungen Aquilonier. Dieses junge Mädchen war in der Wüste aufgewachsen und hatte noch nie ein Kamel geritten, noch war sie vor der vergangenen Nacht von einem Pferd getragen worden.
    Amalric fertigte einen behelfsmäßigen Umhang für sie an. Sie hüllte sich in ihn, ohne zu fragen, woher er ihn hatte. Sie nahm ihn hin wie alles, was er für sie tat, dankbar, doch ohne darüber nachzudenken, ohne sich nach dem Grund zu erkundigen. Amalric verriet ihr auch nicht, daß die Seide, die sie nun vor der Sonne schützte, zuvor die schwarze Haut ihres Entführers bedeckt hatte.
    Als sie Seite an Seite ritten, bat sie ihn wie ein Kind, das um eine Geschichte bettelt, ihr mehr von der Welt zu erzählen.
    »Ich weiß, daß Aquilonien weit entfernt von der Wüste ist«, sagte sie. »Dazwischen liegen Stygien, die Länder Shems und andere Königreiche. Wie kommt es, daß du hier bist, so weit fort von deiner Heimat?«
    Er ritt eine Weile, ohne zu antworten. Die Zügel des Kamels hielt er in der Hand.
    »Argos und Stygien sind im Krieg miteinander«, begann er unvermittelt. »Koth wurde in die Auseinandersetzung verwickelt. Die Kothier strebten einen gleichzeitigen Einfall in Stygien an. Argos stellte eine Söldnerarmee auf, die auf dem Seeweg in südlicher Richtung die Küste entlang segelte. Zur selben Zeit sollte das kothische Heer Stygien auf dem Landweg angreifen. Ich gehörte zur Armee von Argos. Wir trafen auf die stygische Flotte, besiegten sie und trieben sie nach Khemi zurück. Wir hätten landen und die Stadt plündern und dann den Styx aufwärts segeln können, aber unser Admiral war vorsichtig. Unser Führer war Prinz Zapayo da Kova, ein Zingarier.
    Wir kreuzten südwärts, bis wir an die dschungelbewachsene Küste Kushs kamen. Dort warfen wir Anker und machten uns auf den Weg ostwärts, entlang der stygischen Grenze, plünderten und brandschatzten. Wir hatten beabsichtigt, uns schließlich nordwärts zu wenden und ins Herz Stygiens vorzudringen, wo wir die kothischen Streitkräfte treffen sollten, die vom Norden aus dorthin marschieren wollten.
    Dann erfuhren wir jedoch, daß man uns betrogen hatte. Koth und Stygien hatten sich hinter unserem Rücken verbündet. Eine stygische Armee kam uns entgegen, und eine weitere schnitt uns den Weg zur Küste ab.
    Prinz Zapayo wagte in seiner Verzweiflung den wahnsinnigen Schritt, nach Osten zu marschieren, er hoffte, dort über die stygische Grenze in die Länder Shems zu gelangen. Aber die Armee aus dem Norden holte uns ein. Wir stellten uns und kämpften.
    Die Schlacht dauerte den ganzen Tag. Wir trieben die Feinde in ihr Lager zurück, doch am nächsten Tag erreichte uns die Armee aus dem Westen. Erdrückt durch die Übermacht zweier Streitmächte, löste sich unser Heer auf. Wir wurden aufgerieben. Nur wenige überlebten und konnten fliehen. Als die Nacht einbrach, floh ich mit einem Kameraden, einem Cimmerier namens Conan, einem gewaltigen Mann mit der Kraft eines Stieres.
    Wir ritten gen Süden in die Wüste – eine andere Wahl blieb uns nicht. Conan war nicht zum erstenmal in diesem Teil der Welt und glaubte, daß wir eine Chance hätten, durchzukommen.

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