Conan-Saga 12 - Conan der Freibeuter
Versuch. Sein Gesicht färbte sich vor Anstrengung dunkel, er atmete schwer. Im Fackellicht glitzerten Schweißperlen auf seiner Stirn. Seine Muskeln und Sehnen schienen aus der bronzefarbenen Haut zu quellen.
Chabela hielt den Atem an und biß sich auf die Unterlippe.
Mit leichtem Krachen löste sich der Stab aus seiner Halterung im Türsockel. Das Metall bog sich, gab nach und barst wie mit einem Peitschenknall.
Conan ließ die Stange aufs Stroh fallen, bevor er sich an die Wand lehnte und heftig Atem holte. Dann zwängte er sich seitwärts durch die Lücke im Gitter.
Chabela hatte die Augen weit aufgerissen. »Ich hätte nie gedacht, daß jemand so stark sein kann!« staunte sie.
Conan massierte seine Arme. »Ich möchte es auch nicht jeden Tag beweisen müssen«, gestand er mit einem Grinsen. Er spähte auf den düsteren Korridor hinaus. »Nach links oder rechts? Und wie kommen wir hier heraus?« Er blickte Chabela nachdenklich an. Offenbar wurde ihm erst jetzt richtig bewußt, was sie ihm erzählt hatte. »Nzinga hat dich also ausgepeitscht?«
Sie nickte und erzählte ihm nun auch noch von dem gespenstischen Auftauchen des Mannes, der dann mit der Krone verschwunden war.
»Das muß ein stygischer Zauberer gewesen sein«, murmelte Conan. »Ich habe schon einiges mit seinesgleichen erlebt. Seid Ihr sicher, daß es nicht dieser Hund Menkara war? In Kordava steckte er mit Zarono zusammen.«
Chabela schüttelte den Kopf, so daß ihre schwarzen Locken flogen. »Nein. Menkara sah ich oft genug auf der Albatros, um ihn selbst unter diesen Umständen wiederzuerkennen. Er ist ein dürres Männchen mit stumpfen Augen und spricht mit matter, tonloser Stimme, als gäbe es nichts, was ihn interessierte. Der Mann dagegen, der auf so unheimliche Weise auftauchte, war völlig anders, obgleich er von derselben Rasse sein mochte. Viel größer war er, von kräftiger Statur, durchaus nicht häßlich, und er wirkte irgendwie majestätisch und voll Leben.«
Conan hörte nur mit halbem Ohr zu, während er sich auf dem Korridor umsah. Er wußte, daß sie schnell handeln mußten – solange die Königin noch bewußtlos war –, wenn sie aus der Stadt entkommen wollten. Er hatte jedoch keine Ahnung, wie lange die Wirkung der grünen Strahlen des Stygiers anhalten würde.
Also übernahm er die Führung, den gewundenen Korridor abwärts. Unterwegs holte er sich eine Fackel aus der Wandhalterung. Sie war ein armdicker Stock aus glänzendem Hartholz, um dessen oberes, jetzt angekohltes Ende dicke Streifen groben Gewebes gewickelt und in klebriges Öl getaucht worden waren. Das Öl brannte mit rauchiger gelber Flamme. Eine von Chabelas Aufgaben als Sklavin war es gewesen, im ganzen Palast die abgebrannten Fackeln gegen neue auszuwechseln und die erloschenen neu zu umwickeln und anzuzünden.
Nach einer unerwarteten Biegung sahen sich Conan und die Prinzessin plötzlich einem Trupp Amazonenkriegerinnen gegenüber. Große kräftige Frauen waren es, mit muskulösen Armen und breiten Gesichtern mit Schlitzaugen. Nach den engen bronzeverstärkten ledernen Harnischen zu schließen, mußten ihre Brüste sehr flach und hängend sein. Außer dem Brustschutz trugen sie Kilts aus Lederstreifen, die mit kleinen Bronzeplatten zusammengehalten wurden. Bewaffnet waren sie mit Wurfspeeren und bronzenen Kurzschwertern.
»Ergreift sie!« schrillte eine Stimme. Hinter der grimmigen Amazonenschar stand Nzinga höchstpersönlich. Das schöne schwarze Gesicht war wutverzerrt.
Conan grinste freudlos. Er sah keinen anderen Ausweg als zu kämpfen, auch wenn es ihm widerstrebte, Waffen gegen Frauen zu erheben und sie vielleicht gar zu töten.
Er wartete nicht auf den Angriff der Amazonen, sondern sprang mit einem Satz zwischen sie und hieb mit der Fackel nach links und rechts. Im Handumdrehen hatte er zwei Kriegerinnen mit eingeschlagenen Schädeln außer Gefecht gesetzt. Eine Amazone bestürmte ihn mit einem Kurzschwert. Ihr stieß er die brennende Fackel ins Gesicht. Die Schwarze wich schreiend zurück und schlug auf ihr Kraushaar ein, das Feuer gefaßt hatte. Ein Wurfspeer zielte auf Conans Bauch. Er schlug ihn der Amazone aus der Hand, so daß er klirrend gegen die Wand prallte. Mit der Flinkheit eines Panthers schwang der Cimmerier die Fackel zu einem neuen Hieb – und erstarrte.
Nzinga hatte sich einen Weg um die Kämpfenden gebahnt und stand nun da, einen Arm um die nackte zingaranische Prinzessin geschlungen, während die andere Hand einen
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