Conan-Saga 13 - Conan der Krieger
Tecuhltli als auch der alte Tolkemec begehrten. In seiner Leidenschaft raubte Tecuhltli sie ihrem Mann. Doch sie ging willig mit ihm. Um Xotalanc zu ärgern, schlug Tolkemec sich auf Tecuhltlis Seite. Xotalanc verlangte sein Weib zurück. Der Rat des Stammes bestimmte, daß die Entscheidung der Frau überlassen werden sollte. Sie beschloß, bei Tecuhltli zu bleiben. In seinem Grimm versuchte Xotalanc, sie sich mit Gewalt zurückzuholen. So kam es zwischen den Anhängern der beiden Brüder zum Kampf in der Großen Halle.
Blut wurde auf beiden Seiten vergossen. Aus dem Streit wurde eine Fehde, aus der Fehde offener Krieg. Es bildeten sich drei Seiten: Tecuhltli, Xotalanc und Tolkemec, alle mit ihren Anhängern. Bereits in Friedenszeiten hatten sie die Stadt untereinander aufgeteilt. Tecuhltli wohnte im Westviertel der Stadt, Xotalanc im Ostviertel, und Tolkemec mit seiner Familie am Südtor.
Grimm, Groll und Eifersucht führten zu Blutvergießen, Schändung und Mord. Nachdem die Klinge einmal gezogen war, gab es keine Umkehr mehr, denn Blut schrie nach Blut, und jeder Greueltat folgte unmittelbar die Rache. Tecuhltli kämpfte gegen Xotalanc, und Tolkemec unterstützte zuerst den einen, dann den anderen, und verriet jede Seite, wie er es für seine eigenen Zwecke am vorteilhaftesten fand. Tecuhltli und seine Leute zogen sich in das Viertel um das Westtor zurück, wo wir jetzt noch leben. Xuchotl ist in seiner Form oval. Tecuhltli, das nach seinem Herrscher benannt wurde, befindet sich im westlichen Ende des Ovals. Die Menschen hier verbarrikadierten alle Türen, die das Viertel mit dem Rest der Stadt verbanden, außer jeweils einer Tür auf jedem Stockwerk, die leicht verteidigt werden konnte. Dann begaben sie sich in die unterirdischen Gänge der Stadt und errichteten eine Mauer, die das westliche Ende der Katakomben vom Rest abteilte. In diesen Katakomben sind die Leichen der alten Xuchotlaner bestattet und auch die der in der Fehde getöteten Tlazitlans. Die Tecuhltli hausten nun hier wie in einer belagerten Burg, aus der sie immer wieder Ausfälle und Raubzüge unternahmen.
Auf ähnliche Weise befestigten die Xotalancas das Ostviertel der Stadt, und Tolkemec tat das gleiche mit seinem Viertel am Südtor. Der mittlere Teil der Stadt blieb unbewohnt. Die leeren Hallen und Gemächer dort wurden zum Schlachtfeld und zu einem Gebiet finsterer Schrecken.
Tolkemec bekriegte beide Clans. Er war ein Ungeheuer in Menschengestalt, schlimmer als Xotalanc. Er kannte viele Geheimnisse der Stadt, die er den anderen nicht verraten hatte. In den Grüften beraubte er die Toten ihrer grauenvollen Geheimnisse – Geheimnisse alter Könige und Zauberer, die die von unseren Vorfahren getöteten degenerierten Xuchotlaner nicht mehr gekannt hatten. Doch seine ganze Magie nutzte ihm nichts, als wir von Tecuhltli eines Nachts seine Burg stürmten und alle seine Anhänger niedermachten. Ihn selbst marterten wir viele Tage.«
Seine Stimme wurde leiser, und seine Augen glänzten in angenehmer Erinnerung.
»Ja, wir hielten ihn am Leben, bis er um den Tod wie um eine Braut flehte. Schließlich brachten wir ihn lebend aus der Folterkammer und warfen ihn in ein Verlies, damit die Ratten an ihm nagen konnten, während er starb. Irgendwie gelang es ihm, aus diesem Verlies zu entkommen. Er schleppte sich in die Katakomben. Zweifellos starb er dort, denn der einzige Weg aus dem Tecuhltli-Teil ist durch Tecuhltli, und den nahm er nicht. Seine Gebeine wurden nie gefunden, und daher sind die Abergläubischen unter uns überzeugt, daß sein Geist noch bis zum heutigen Tag in den Grüften spukt und zwischen den Gerippen der Toten wimmert. Zwölf Jahre sind es her, seit wir ein Ende machten mit Tolkemecs Leuten, aber die Fehde zwischen Tecuhltli und Xotalanc hält immer noch an und wird auch nie enden, ehe nicht der letzte von der einen oder anderen Seite tot ist.
Vor fünfzig Jahren raubte Tecuhltli Xotalancs Weib. Ein halbes Jahrhundert dauert die Fehde also bereits. Keiner von uns in diesem Raum kennt etwas anderes, außer Tascela, und wir werden den Frieden wohl auch nie kennenlernen.
Wir sind eine sterbende Rasse, genau wie jene Xuchotlaner, die von unseren Vorfahren getötet wurden, es gewesen waren. Als die Fehde begann, lebten Hunderte in jedem Viertel. Nun gibt es von uns Tecuhltli nicht mehr, als ihr hier vor euch seht, und die Männer, die die vier Türen bewachen. Vierzig sind wir nur noch, insgesamt. Wie viele Xotalancas noch leben,
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