Conan-Saga 13 - Conan der Krieger
kreisrunden Steinwänden. Bäume und andere Pflanzen bedeckten den Boden dieser Schale, doch war der Bewuchs bei weitem nicht so dicht wie der äußere Dschungel. Die Schalenwand war nirgendwo durchbrochen und rundum gleich hoch. Es war eine Laune der Natur, etwas, was vielleicht nirgendwo sonst auf der Welt zu finden sein mochte: ein riesiges, natürliches Amphitheater, ein kreisrundes Stück bewaldeter Ebene, etwa drei oder vier Meilen im Durchmesser, vom Rest der Welt völlig abgeschlossen und gefangen im Kreis der steilen Felswand.
Doch der Mann oben auf dem Rand widmete diesem Naturwunder keinen Gedanken. Angespannt wanderte sein Blick über die Baumwipfel unter ihm. Er atmete tief auf, als er das Schimmern von Marmorkuppeln zwischen dem saftigen Grün entdeckte. Also war es nicht nur Legende gewesen: Der fabelhafte, verlassene Palast von Alkmeenon lag hier unter ihm.
Conan, der Cimmerier, der in seinem abenteuerlichen Leben bereits die halbe Welt durchstreift hatte, war auf der Fährte eines sagenhaften Schatzes, der den der turanischen Könige weit übertraf, ins Königreich Keshan gekommen.
Keshan war ein barbarisches Königreich im östlichen Hinterland Kushs, wo der breite Streifen Weideland sich mit den Wäldern aus dem Süden verband. Das Volk war gemischter Rasse, eine nicht ganz schwarze Oberschicht edler Geburt regierte über fast ausschließlich negroide Untertanen. Die Herrscher – Fürsten und Hohepriester – behaupteten, von einer weißen Rasse abzustammen, die vor undenkbarer Zeit über ein Königreich geherrscht hatte, dessen Hauptstadt Alkmeenon gewesen war. Einander widersprechende Legenden versuchten, den Untergang dieser Rasse und die Aufgabe der Stadt durch die Überlebenden zu erklären. Genauso nebulös waren die Geschichten über die Zähne von Gwahlur, den Schatz von Alkmeenon. Doch Conan hatten diese unsicheren Legenden genügt, um ihn aus weiter Ferne, über Ebenen, flußdurchzogenen Dschungel und hohe Berge nach Keshan zu führen.
Er hatte Keshan gefunden, das man in vielen nördlichen und westlichen Nationen selbst für legendär hielt. Und dort hatte er so manches erfahren, das seine Überzeugung bestätigt hatte. Ja, er glaubte sicher, daß es diesen Schatz, der die Zähne von Gwahlur genannt wurde, tatsächlich gab. Nur wo er versteckt war, konnte er nicht herausfinden. Bald sah er sich der Notwendigkeit gegenüber, den Grund seines Aufenthalts in Keshan zu erklären. Ungebetene Fremde waren dort nicht willkommen.
Aber das brachte ihn nicht in Verlegenheit. Mit gleichmütigem Selbstbewußtsein bot er den argwöhnischen Edlen des auf barbarische Weise prächtigen Hofes seine Dienste an. Er war Söldner, der angeblich auf der Suche nach einer Anstellung nach Keshan gekommen war. Für gutes Gold war er bereit, die keshanischen Truppen auszubilden und sie gegen Punt – den Erzfeind Keshans – zu führen. Punts kürzliche Erfolge auf dem Schlachtfeld hatten den Grimm des reizbaren Königs von Keshan noch gesteigert.
Dieses Angebot war gar nicht so abwegig, wie es den Anschein haben mochte. Conans Ruf war ihm sogar ins ferne Keshan vorausgeeilt. Seine Abenteuer als Kapitän der schwarzen Korsaren, den Wölfen der südlichen Küsten, hatten seinen Namen in den gesamten Schwarzen Königreichen bekannt gemacht, und er wurde dort bewundert und gefürchtet. Er ließ es sich gefallen, daß die dunkelhäutigen Edlen ihn auf die Probe stellten. In den ständigen Scharmützeln entlang den Grenzen bekam der Cimmerier genügend Gelegenheit, seine Geschicklichkeit im Handgemenge zu beweisen. Seine tollkühne Wildheit beeindruckte die Herren von Keshan, denen sein Ruf als Heerführer durchaus bekannt war. Die Aussichten schienen also recht günstig zu sein. In Wirklichkeit brauchte Conan die Anstellung natürlich nur als plausiblen Grund, um lange genug in Keshan bleiben zu können, bis er das Versteck der Zähne von Gwahlur entdeckt hatte. Doch dann geschah etwas Unvorhergesehenes. Thutmekri kam als Führer einer Abordnung von Zembabwei nach Keshan.
Thutmekri war Stygier – ein Abenteurer und Halunke, der sich durch seine Schläue bei den Doppelmonarchen des großen gemischten Handelsreichs, viele Tagesmärsche östlich gelegen, beliebt gemacht hatte. Er und der Cimmerier kannten einander schon seit langem, waren einander jedoch alles andere als wohlgesinnt. Auch Thutmekri wollte dem König von Keshan ein Angebot machen, das mit der Eroberung Punts zusammenhing – dieses Königreich
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