Conan-Saga 13 - Conan der Krieger
zertrampelt und naß und dunkler als das restliche. Conan atmete kaum, während er mit angespannten Ohren lauschte. Finster, still und geheimnisvoll hoben die großen, blassen Blüten sich gegen die immer tiefere Düsternis ab.
Primitive Angst stellte dem Cimmerier die Härchen im Nacken auf. Steckten die Priester Keshans hinter diesem Mord? Wenn ja, wo waren sie? War es Zargheba gewesen, der den Gong geschlagen hatte? Wieder drängte sich Conan die Erinnerung an Bît-Yakin und seine mysteriösen Diener auf. Bît-Yakin war tot, zur Mumie verschrumpelt und in seiner ausgehöhlten Gruft festgebunden, um für immer und alle Zeit die aufgehende Sonne zu begrüßen. Doch was aus seinen Dienern geworden war, wußte er nicht. Es gab keine Hinweise, daß sie das Tal je verlassen hatten!
Conan dachte an das Mädchen Muriela, das er allein und schutzlos in dem riesigen, unheimlichen Palast zurückgelassen hatte. Er drehte sich um und rannte die schattenüberzogene Straße zurück. Wie ein argwöhnischer Panther rannte er, bereit, selbst mitten im Sprung nach links oder rechts herumzuwirbeln und zuzuschlagen.
Nun war der Palast bereits durch die Bäume zu sehen – und noch etwas anderes: Feuer, das sich rot auf dem polierten Marmor spiegelte. Er huschte in die Büsche entlang der Straße, glitt fast lautlos durch sie hindurch und erreichte schließlich den Rand des offenen Platzes vor dem Portikus. Stimmen drangen zu ihm, Fackeln flackerten weiter vorne, und ihr Schein fiel auf glänzend schwarze Schultern. Die Priester von Keshan waren eingetroffen.
Sie waren nicht über die überwucherte ehemalige Prunkstraße gekommen, wie Zargheba erwartet hatte. Offenbar gab es mehr als einen geheimen Eingang ins Tal von Alkmeenon.
Sie stiegen gerade den breiten Marmoraufgang empor und hielten die Fackeln hoch. Erster war Gorulga, dessen Profil im Fackelschein wie aus Kupfer gehämmert zu sein schien. Die anderen waren Akoluthen – riesenhafte Schwarze, auf deren glänzender Haut sich das Licht spiegelte. Den Abschluß machte ein besonders großer, kräftiger Neger mit auffallend verschlagenem Gesicht, bei dessen Anblick Conans Miene sich verfinsterte. Das war Gwarunga, der Zargheba den Teicheingang verraten hatte. Conan fragte sich, wie weit der Mann in die Intrigen des Stygiers verwickelt war.
Im Schatten am Rand des freien Platzes rannte er auf leisen Sohlen zum Portikus. Der kleine Zug hatte keine Wachen zurückgelassen. Der Fackelschein verlor sich allmählich durch die lange Halle. Ehe der Trupp die mächtige Bronzeflügeltür erreichte, befand Conan sich bereits im Anfang der Halle hinter ihm. An der Wand hinter den Säulenreihen schlich er den Priestern nach. Sie blickten kein einzigesmal zurück. Im Gänsemarsch schritten sie hintereinander durch den weiten Saal. Die Straußenfedern ihres Kopfschmucks wippten, und ihre Tuniken aus Leopardenfell bildeten einen auffallenden Kontrast zu dem Marmor und den metallenen Arabesken des alten Palasts. Vor der goldenen Tür links vom Thronpodest blieben sie kurz stehen. Gorulgas Stimme dröhnte gespenstisch und hohl in dem großen, leeren Raum, doch die Worte waren Conan unverständlich. Dann öffnete der Hohepriester die goldene Tür. Beim Eintreten verbeugte er sich mehrmals tief. Hinter ihm senkten und hoben sich die Fackeln und sprühten Funken, als die Akoluthen es ihrem Herrn gleichtaten. Die goldene Tür schloß sich hinter ihnen, so daß Conan sie jetzt weder sehen, noch weiter hören konnte. Er eilte durch den Thronsaal in den Alkoven hinter dem Thron und war dabei leiser als der Wind, wenn er durch ein Gemach streicht.
Lichtschein strahlte durch die Öffnungen in der Wand, als er den Marmorstein zur Seite schob. Er spähte hindurch. Muriela saß hochaufgerichtet auf dem Elfenbeinpodest. Die Arme hatte sie über der Brust verschränkt und den Kopf nur wenige Zoll von ihm an die Wand gelehnt. Der Duft ihres Haares stieg ihm in die Nase. Er konnte natürlich ihr Gesicht nicht sehen, aber ihrer Haltung nach schien sie ruhig in unermeßliche Fernen über die geschorenen Köpfe der Schwarzen hinweg zu blicken, die vor ihr knieten. Conan grinste zufrieden. Das Mädchen ist keine schlechte Schauspielerin, dachte er. Er wußte, daß sie insgeheim vor Angst fast verging, aber anzumerken war es ihr nicht. Im Flackern der Fackeln sah sie tatsächlich genauso aus wie die Göttin, die er zuvor auf dem Podest hatte liegen sehen – wenn man sich eine Göttin so voller Leben vorstellen
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