Conan-Saga 13 - Conan der Krieger
hatte, dann riß er ihr mit einem Handgriff den Seidenrock auseinander.
»Göttin! Ha!« schnaubte er voll Verachtung und kümmerte sich nicht darum, daß seine Gefangene sich verzweifelt in seinem Griff wand. »Es kam mir doch gleich merkwürdig vor, daß eine Prinzessin von Alkmeenon mit corinthischem Akzent spricht! Als ich mich wieder gefaßt hatte, erinnerte ich mich, daß ich dich schon irgendwo gesehen habe. Du bist Muriela, Zarghebas corinthische Tänzerin. Das sichelförmige Muttermal an deiner Hüfte beweist es. Ich sah es, als Zargheba dich einmal auspeitschte. Göttin! Pah!« Er versetzte der verräterischen Hüfte einen klatschenden Klaps, und das Mädchen heulte mitleiderregend auf.
Vergessen war ihre majestätische Haltung. Sie war keine mystische Prinzessin aus alter Zeit mehr, sondern eine furchterfüllte gedemütigte Tänzerin, wie man sie fast auf jedem shemitischen Marktplatz kaufen kann. Sie weinte herzzerbrechend. Conan blickte mit grimmigem Triumph auf sie hinab.
»Göttin! Ha! Du warst eine der verschleierten Frauen, die Zargheba mit nach Keshia brachte. Hast du dir eingebildet, du könntest mich zum Narren halten, kleine Törin? Vor einem Jahr sah ich dich in Akbitana mit diesem Halunken Zargheba – und ich vergesse keine Gesichter, genausowenig wie die Figur einer Frau. Ich glaube, ich werde ...«
Sie wand sich weiter in seinem Griff und wußte sich schließlich nicht mehr zu helfen, als ihre Arme um seinen Hals zu schlingen. Tränen strömten über ihre Wangen, und ihr Schluchzen war nicht ganz ohne Hysterie.
»O bitte, tu mir nichts! Bitte! Ich mußte doch gehorchen! Zargheba brachte mich hierher, damit ich das Orakel spiele!«
»Du gotteslästerliches kleines Weibsstück!« polterte Conan. »Hast du denn überhaupt keine Ehrfurcht vor den Göttern? Crom! Gibt es gar keine Ehrlichkeit mehr?«
»Bitte!« flehte sie ihn zitternd vor grauenvoller Furcht an. »Ich konnte doch Zargheba den Befehl nicht verweigern. Oh, was soll ich tun? Diese heidnischen Götter werden mich verdammen!«
»Was glaubst du, werden die Priester erst mit dir tun, wenn sie entdecken, daß du eine Betrügerin bist?« fragte er.
Bei dem Gedanken daran gaben ihre Beine nach, und sie sackte erschaudernd zusammen. Mit einem kaum verständlichen Wimmern um Gnade, um seinen Schutz und der Versicherung, daß sie keiner bösen Absichten schuldig war, umklammerte sie Conans Knie. Es war ein beachtlicher Wandel von ihrer majestätischen Pose als Prinzessin alter Zeit, aber durchaus nicht überraschend. Die Furcht, die ihr zuvor den Mut gegeben hatte, überwältigte sie jetzt.
»Wo ist Zargheba?« fragte Conan barsch. »Verdammt, hör endlich auf zu wimmern und antworte!«
»Draußen vor dem Palast«, schluchzte sie. »Er hält Ausschau nach den Priestern.«
»Wie viele Männer hat er bei sich?«
»Keine. Wir kamen allein.«
»Ha!« Es klang wie das zufriedene Brummen eines jagenden Löwen. »Ihr müßt Keshia bald nach mir verlassen haben. Seid ihr die Felswand hochgeklettert?«
Sie schüttelte den Kopf. Zu sehr würgten die unterdrückten Tränen sie noch, als daß sie hätte verständlich sprechen können. Ungeduldig schüttelte er sie an den Schultern, bis sie heftig nach Luft keuchte.
»Hörst du vielleicht endlich auf zu japsen und antwortest? Wie seid ihr ins Tal gelangt?«
»Zargheba kannte den Geheimgang«, wimmerte Muriela. »Der Priester Gwarunga beschrieb ihn ihm und Thutmekri. An der Südseite des Tales schließt ein Teich direkt an den Felsen an. Unter der Wasseroberfläche liegt ein Höhleneingang, der von oben nicht so ohne weiteres zu sehen ist. Wir tauchten in das Wasser und in die Höhle, die schräg aufwärts und so aus dem Wasser führt. Die Öffnung im Tal ist hinter scheinbar undurchdringlichem Dickicht verborgen.«
»Ich bin die Felswand an der Ostwand hochgeklettert«, brummte Conan. »Was dann?«
»Wir kamen zum Palast. Zargheba versteckte mich zwischen den Bäumen, während er das Orakelgemach suchte. Ich glaube, er traute Gwarunga nicht so ganz. Während er weg war, glaubte ich, einen Gong schlagen zu hören, aber so ganz sicher war ich nicht. Schließlich kehrte Zargheba zurück und brachte mich in den Palast und in dieses Gemach, wo die Göttin Yelaya auf dem Podest lag. Er zog sie aus und ich mußte in ihre Kleidung schlüpfen. Dann versteckte er die Leiche und ging hinaus, um auf die Priester zu warten. Ich hatte solche Angst. Als du hereingekommen bist, wollte ich aufspringen
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