Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
fischen zu können.
Fürst Arpello trat vor die verzweifelten Ratsherrn und erklärte ihnen, er sei bereit, die Regierung zu übernehmen, bis ein neuer König ernannt würde, da Conan ja keinen Sohn hinterlassen hatte. Während lang und breit darüber beraten wurde, stahlen seine Beauftragten sich unter das Volk, das sofort, wie ein Ertrinkender nach dem Strohhalm, die Chance ergriff, sich von einem mit zumindest einer Spur königlichen Blutes beschützen zu lassen. Und so brüllte es nach Arpello, dem Retter. Der Rat hörte es durch die offenen Fenster des Schlosses und fügte sich dem Willen des Volkes.
Trocero weigerte sich anfangs, sein Amt als Conans Vertreter aufzugeben, aber das Volk beschimpfte und verfluchte ihn und bewarf sein berittenes Gefolge mit Steinen und Pferdeäpfeln. Da er die Aussichtslosigkeit eines Kampfes in den Straßen gegen Arpellos Leute unter diesen Umständen einsah, schleuderte er seinem Rivalen das ihm von Conan ausgehändigte Zepter an den Kopf, hängte als letzten amtlichen Akt die Anführer der plündernden Söldner auf dem Marktplatz auf und ritt an der Spitze seiner fünfzehnhundert gerüsteten Reiter durchs Südtor. Das Tor fiel hinter ihm zu. Arpello legte seine verbindliche Maske ab und offenbarte die grimmige Visage des hungrigen Wolfes.
Da die Söldner teils beim Plündern getötet worden waren, teils sich in ihren Kasernen versteckt hatten, waren Arpellos Leute die einzigen Soldaten in der Stadt. Auf dem Rücken seines mächtigen Streitrosses erklärte der Fürst sich – unter dem Jubel der verblendeten Menschenmasse – zum neuen König.
Publius, der Kanzler, der dagegensprach, wurde in den Kerker geworfen. Die Kaufleute, die über Arpellos Erklärung aufgeatmet hatten, mußten zu ihrer Entrüstung feststellen, daß die erste Amtshandlung des neuen Königs war, ihnen drückende Steuern aufzuhalsen. Sie wählten sechs aus ihren Reihen als Abordnung, um vor dem König dagegen zu protestieren. Ohne jedes Verfahren wurden die sechs auf der Stelle festgenommen und enthauptet. Eine Stille des Entsetzens beantwortete diese Hinrichtung. Die Kaufleute – wie es unter ihresgleichen üblich ist, wenn sie sich einer Macht gegenübersehen, die sich von ihrem Gold nicht lenken läßt – warfen sich auf ihre feisten Bäuche und küßten ihrem Unterdrücker die Füße.
Das Geschick der Kaufleute berührte das einfache Volk nicht weiter, es begann jedoch zu murren, als es feststellen mußte, daß die herumstolzierenden pellianischen Soldaten, die vortäuschten, für Ordnung zu sorgen, so schlimm wie turanische Banditen waren. Immer neue Klagen über Erpressung, Mord und Schändung wurden Arpello vorgebracht, der sein Quartier in Publius' Palast aufgeschlagen hatte, da die verzweifelten Ratsherrn – die durch seinen Befehl so gut wie zum Tode verurteilt waren – das Schloß gegen seine Soldaten hielten. Den vom Schloß getrennten Harem konnte Arpello jedoch übernehmen, und Conans Schützlinge wurden in sein Quartier geschleppt. Die Tarantier murrten, als sie sahen, wie die schönen edlen Frauen sich im groben Griff der brutalen Pellianer wanden; wie die dunkeläugigen Demoisellen aus Poitain, die schlanken schwarzhaarigen Mädchen aus Zamora, Zingara und Hyrkanien und die blondlockigen Brythunierinnen, die nie rauh behandelt worden waren, vor Angst und Scham weinten.
Die Nacht senkte sich auf das Chaos herab. Gegen Mitternacht verbreitete sich auf erstaunliche Weise die Kunde, daß die Kothier ihren Siegeszug fortgesetzt hatten und Shamar belagerten. Jemand in Tsothas seltsamem Geheimdienst hatte den Mund nicht halten können. Furcht schüttelte die Tarantier wie ein Erdbeben, und keiner wunderte sich, durch welche Hexerei diese Nachricht sie so schnell erreicht hatte. In ungeheuren Massen wälzten sie sich vor Arpellos Palast und verlangten, daß er südwärts marschiere und den Feind über den Tybor zurücktreibe. Wäre er klug gewesen, hätte er darauf hinweisen können, daß seine eigene kleine Streitkraft dafür zu gering sei und er keine größere zusammenstellen könne, ehe die Barone seinen Anspruch auf den Thron nicht anerkannt hatten. Aber er war machttrunken, und so lachte er ihnen ins Gesicht.
Ein junger Gelehrter, Athemides, erklomm eine Säule auf dem Markt und beschuldigte Arpello mit feurigen Worten, nur eine Marionette Strabonus' zu sein. Er malte ein eindringliches Bild des Lebens unter kothischer Herrschaft, mit Arpello als Statthalter. Ehe er seine Rede
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