Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
Norden und Westen wie die Treppe eines Riesen anstieg. Wie vom Sturm getriebene Gischt hetzten die Spahis, die zur Verwüstung des Landes ausgeschickt worden waren, die Berge herunter, verfolgt von dichten Reihen Gerüsteter. Und schon waren sie besser zu sehen – und das Löwenbanner Aquiloniens, das über ihren Köpfen flatterte.
Die Beobachter auf den Türmen stießen einen gewaltigen Jubelschrei aus. In ihrer Begeisterung schlugen die Verteidiger mit ihren schartigen Schwertern auf die mit Sprüngen durchzogenen Schilde, und die Bürger – reiche Kaufleute, zerlumpte Bettler, Freudenmädchen in kurzen Röcken und feine Damen in Samt und Seide – fielen auf die Knie und lobpreisten Mitra, während ihnen die Freudentränen über die Wangen rollten.
Strabonus erteilte brüllend Befehle, und Arbanus riet ihm, sich mit der gesamten Streitmacht dieser unerwarteten Drohung entgegenzuwerfen. »Noch sind wir in der Überzahl, außer sie haben Nachschub in den Bergen versteckt. Die Männer auf den Belagerungstürmen genügen, mögliche Ausfälle aus der Stadt zurückzuschlagen. Die Herbeistürmenden sind Poitanen. Wir hätten uns ja denken können, daß Trocero sich auf einen solchen Wahnsinn einläßt.«
Amalrus schrie ungläubig auf.
»Ich sehe Trocero und seinen Hauptmann Prospero – aber wer reitet da zwischen ihnen? «
»Ischtar schütze uns!« kreischte Strabonus erbleichend. »Es ist König Conan!«
»Ihr seid ja verrückt!« wies Tsotha ihn zurecht, zuckte jedoch trotzdem erschrocken zusammen. »Satha hat sich schon lange den Bauch mit ihm vollgeschlagen!« Er hielt an und spähte wild auf die Gegner, die Reihe um Reihe aus den Bergen auf die Ebene stürmten. Strabonus hatte recht. Der Riese im goldverzierten Harnisch auf dem Rapphengst, mit der wallenden Seidenstandarte über dem Kopf, war nicht zu verkennen. Ein Schrei bestialischer Wut drang über seine Lippen, und Schaum troff in seinen Bart. Zum erstenmal, seit er ihn kannte, sah Strabonus den Hexer die Fassung verlieren, und sein Anblick jagte ihm Angst ein.
»Das ist Zauberei!« kreischte Tsotha und krallte die Finger in seinen Bart. »Wie könnte er entkommen sein und sein Reich rechtzeitig genug erreicht haben, um so schnell mit einer Armee hierherzugelangen? Es ist Pelias' Werk! Verflucht sei er! Ich spüre, daß seine Hand im Spiel ist! Ich könnte mich selbst verwünschen, weil ich ihn nicht getötet habe, als ich die Macht dazu hatte!«
Die Könige rissen die Augen auf bei der Erwähnung des Mannes, den sie seit zehn Jahren totgeglaubt hatten, und der Schrecken, der sie erfaßte, übertrug sich auf die Krieger. Alle erkannten den Reiter auf dem Rapphengst. Tsotha spürte die abergläubische Furcht der Männer, und die Wut wandelte sein Gesicht zur teuflischen Maske.
»Greift an!« brüllte er und fuchtelte wild mit den Armen. »Wir sind immer noch stärker als sie! Auf sie! Zermalmt diese Hunde! Heute nacht noch werden wir unseren Sieg in den Ruinen von Shamar feiern! O Set!« Er hob die Hände und rief den Schlangengott an. Selbst Strabonus erschrak über seine Worte. »Schenke uns den Sieg, und ich werde dir fünfhundert, sich in ihrem Blute windende Jungfrauen von Shamar opfern!«
Inzwischen hatten die Aquilonier alle die Ebene erreicht. Mit der leichten Reiterei kam ein, wie es den Anschein hatte, irregulärer Trupp auf schnellen Ponies. Ihre Reiter sprangen ab und formierten sich zu Fuß. Es waren furchtlose bossonische Bogenschützen und gut ausgebildete Lanzer von Gunderland, deren helle Locken unter den Helmen hervorhingen.
Eine buntgemischte Armee war es, die Conan in den wildbewegten Stunden nach seiner Rückkehr in die Hauptstadt um sich geschart hatte. Er hatte die pellianischen Soldaten, die die äußeren Mauern von Tarantia bemannt hatten, vor dem aufgebrachten Mob gerettet und in seine Dienste verpflichtet. Trocero hatte er einen schnellen Reiter nachgeschickt, um ihn zurückzuholen. Mit diesen Truppen als Kern seiner Armee war er südwärts geritten und hatte das Land nach Rekruten und Pferden durchkämmt. Edle von Tarantia und der Umgebung hatten sich ihm angeschlossen, und unterwegs verlangte er von jeder Ortschaft und Burg ein Aufgebot. Trotzdem war es eine verhältnismäßig kleine Streitmacht gegen die gewaltige der Invasoren.
Neunzehnhundert gerüstete Reiter folgten ihm, von denen der Hauptteil poitanische Ritter waren. Die Überreste der Söldner und die Soldaten im Gefolge seiner ihm ergebenen Edlen bildeten
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