Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
Treibholz und machen Feuer. Ich kann hören, wie sie einander zurufen – was ist das? «
Die plötzliche Anspannung im Ton des Kindes ließ Belesa hochfahren. Tina umklammerte das Fensterbrett, und ihr Gesicht wurde weiß.
»Hört! Ein Heulen in der Ferne wie von vielen Wölfen!«
»Wölfen?« Belesa sprang auf. Eine kalte Hand griff nach ihrem Herzen. »Wölfe jagen zu dieser Jahreszeit nicht in Rudeln!«
»Oh, seht!« kreischte das Kind und deutete. »Männer laufen aus dem Wald!«
Schon war Belesa bei ihr am Fenster und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die in der Entfernung winzig wirkenden Gestalten, die aus dem Wald hetzten.
»Die Seeräuber!« rief sie. »Mit leeren Händen! Ich sehe Zarono – Strombanni ...«
»Wo ist Conan?« wisperte Tina. Belesa schüttelte den Kopf.
»Hört! O hört!« wimmerte das Kind und klammerte sich an ihre Herrin. »Die Pikten!«
Alle im Fort konnten es jetzt hören: ein auf- und abschwellendes Heulen der Erwartung und wildester Blutlust drang aus den Tiefen des dunklen Waldes. Es spornte die keuchenden Männer, die taumelnd zum Fort gelaufen kamen, zu noch größerer Eile an.
»Schneller!« krächzte Strombanni, dessen Gesicht eine verzerrte Fratze der Erschöpfung war. »Sie sind uns schon dicht auf den Fersen. Mein Schiff ...«
»Wir erreichen es nicht, es ist viel zu weit draußen!« keuchte Zarono. »Wir müssen zum Fort! Die Männer am Strand haben uns bereits gesehen!«
Er winkte wild mit beiden Armen, aber die Seeräuber am Strand hatten auch so die Bedeutung des schrecklichen Geheules im Wald erkannt. Sie ließen ihre Feuer und Kochtöpfe mit dem Abendessen im Stich und rannten zum Palisadentor. Sie drängten sich gerade hindurch, als die aus dem Wald Fliehenden um die Südecke des Forts bogen und kurz darauf ebenfalls durchs Tor schwankten. Eine verzweifelte Horde war es, halbtot vor Erschöpfung. Hastig wurde das Tor hinter ihnen zugeschlagen. Die ausgeruhten Seeleute vom Strand stiegen auf den Wehrgang, um sich den Soldaten des Grafen anzuschließen.
Belesa, die aus dem Herrenhaus gerannt kam, hielt Zarono auf. »Wo ist Conan?«
Der Freibeuter deutete mit dem Daumen auf den dunklen Wald. Seine Brust hob und senkte sich heftig. Schweiß strömte über sein Gesicht. »Ihre Späher waren uns dicht auf den Fersen, noch ehe wir an die Küste gelangten. Conan blieb zurück, um ein paar zu töten und so Zeit für uns zu gewinnen, das Fort zu erreichen.«
Er torkelte zur Palisade, um seinen Platz auf dem Wehrgang einzunehmen, zu dem Strombanni bereits hochgeklettert war. Valenso stand ebenfalls dort, in seinen Umhang gehüllt, wachsam und stumm. Sein Gesicht war eine starre Maske.
»Seht!« brüllte ein Pirat über das ohrenbetäubende Heulen der noch nicht zu sehenden Horde hinweg.
Ein Mann tauchte aus dem Wald auf und raste zum Tor.
»Conan!« Zarono grinste wölfisch. »Wir sind jetzt sicher im Fort. Wir wissen, wo der Schatz ist. Also kein Grund, weshalb wir ihn nicht mit Pfeilen spicken sollten.«
»Nein!« widersprach Strombanni und faßte ihn am Arm. »Wir brauchen seinen Säbel noch! Schau!«
Hinter dem spurtenden Cimmerier brach eine wilde Horde heulend aus dem Wald – Hunderte und Aberhunderte nackter Pikten. Ihre Pfeile sirrten um den Fliehenden. Nach ein paar weiteren Schritten erreichte er die Ostpalisaden, sprang hoch, griff nach den Spitzen, schwang sich empor und darüber, mit dem Säbel zwischen den Zähnen. Pfeile schlugen tief in das Holz, wo er sich gerade noch befunden hatte. Sein prächtiger Mantel war jetzt ganz verschwunden, sein weißes Hemd zerrissen und blutig.
»Haltet sie auf!« brüllte er, als er auf dem Wehrgang landete. »Wenn sie über die Palisaden springen wie ich, sind wir erledigt.«
Piraten, Freibeuter und Soldaten gehorchten sofort, und ein Pfeilhagel schlug in die herbeistürmende Meute.
Conan entdeckte Belesa, an deren Hand sich Tina klammerte, und sein Fluch war recht bildhaft.
»Marsch, ins Haus!« befahl er abschließend. »Ihre Pfeile werden über die Palisaden regnen – na, was habe ich gesagt!« Ein schwarzer Schaft bohrte sich vor Belesas Füßen in die Erde und zitterte wie ein Schlangenkopf. Conan griff nach einer Armbrust und legte einen Bolzen ein.
»Richtet Fackeln her! He, ihr!« brüllte er, den zunehmenden Kampflärm übertönend. »Im Dunkeln können wir nichts gegen sie ausrichten!«
Die Sonne ging in düsterem Rot unter. Draußen auf der Bucht hatten die Männer an Bord der Karracke
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