Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
die Anker gelichtet, und die Rote Hand segelte mit zunehmender Geschwindigkeit dem roten Horizont entgegen.
7
DIE WILDEN AUS DEM WALD
Die Nacht hatte sich herabgesenkt, aber Fackeln tauchten die Wahnsinnsszene in fahles Licht. Bemalte Nackte strömten herbei und warfen sich wie brandende Wogen gegen die Palisaden. Ihre weißen Zähne und funkelnden Augen blitzten im Schein der über die Palisadenspitzen ragenden Fackeln. Nashornvogelfedern wippten in schwarzen Mähnen, und auch Federn von Kormoranen und Seeadlern. Ein paar der Krieger, die wildesten und barbarischsten, hatten Haifischzähne in die zerzausten Haare geflochten. Die Küstenstämme waren aus allen Richtungen herbeigeströmt, um ihr Land von den weißhäutigen Eindringlingen zu säubern.
Dicht an dicht warfen sie sich gegen die Palisaden und schickten einen Pfeilhagel voraus, ohne auf die Pfeile und Armbrustbolzen zu achten, die viele von ihnen niederstreckten. Manchmal kamen sie so dicht heran, daß sie mit ihren Streitäxten auf das Tor einhauen und ihre Speere durch die Schießöffnungen stoßen konnten. Aber jedesmal wogte die Flut zurück und hinterließ zahllose Tote. In dieser Art von Kampf hatten die Seewölfe die meiste Erfahrung und das größte Geschick. Ihre Pfeile und Bolzen rissen Breschen in die heranstürmende Horde, und ihre Säbel hieben die Pikten von den Palisaden, die sie zu erklimmen suchten. Doch immer wieder setzten die Wilden hartnäckig zu einem neuen Sturm an.
»Sie sind wie tollwütige Hunde!« keuchte Zarono, der auf die sich um die Palisadenspitzen klammernden dunklen Hände hinunterhackte, ohne weiter auf die bemalten Fratzen zu achten, die mit gefletschten Zähnen zu ihm hochsahen.
»Wenn wir das Fort bis zum Morgengrauen halten können, verlieren sie den Mut«, brummte Conan und traf mit der Genauigkeit der Erfahrung einen federgeschmückten Schädel. »Sie halten nichts von einer längeren Belagerung. Ah, sie fallen bereits zurück!«
Die Welle rollte zurück. Die Männer auf den Wehrgängen schüttelten sich den Schweiß aus den Augen, zählten ihre Gefallenen und verlagerten den Griff um die schweiß- und blutglitschigen Knäufe ihrer Säbel und Schwerter. Wie blutdurstige Wölfe, die sich widerstrebend von einer gestellten Beute zurückziehen, wichen die Pikten bis außerhalb des Fackelscheins zurück. Nur ihre Toten blieben an den Palisaden liegen.
»Sind sie fort?« Strombanni strich sein schweißnasses blondes Haar aus der Stirn. Der Säbel in seiner Faust wies Scharten auf, und sein muskulöser Arm war blutbespritzt.
»Sie sind immer noch in der Nähe.« Conan deutete mit dem Kopf auf die Dunkelheit außerhalb des Fackelscheins. Er sah, wie sich dort hin und wieder etwas bewegte, außerdem das vereinzelte Glitzern von Augen und den stumpfen Glanz der Kupferwaffen.
»Immerhin haben sie sich für eine Weile zurückgezogen. Stellt Wachen auf dem Wehrgang auf und sorgt dafür, daß die anderen inzwischen zu essen und trinken bekommen. Mitternacht ist bereits vorbei. Wir haben viele Stunden pausenlos gekämpft. He, Valenso, wie sieht es mit Euch aus?«
Der Graf, in eingebeultem, blutbespritztem Helm und Harnisch, kam düster auf Conan und die beiden Kapitäne zu. Als Antwort brummte er etwas Unverständliches. Da sprach plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit, eine laute, deutliche Stimme, die durch das ganze Fort schallte: »Graf Valenso! Graf Valenso von Korzetta! Hört Ihr mich?« Die Worte hatten einen unverkennbar stygischen Akzent.
Conan hörte den Grafen ächzen wie unter einem tödlichen Hieb. Valenso schwankte und griff hastig nach den Palisadenspitzen, um sich festzuhalten. Sein Gesicht war im Fackelschein aschfahl. Die Stimme fuhr fort:
»Ich bin es, Thoth-Amon vom Ring! Habt Ihr wirklich geglaubt, Ihr könntet mir erneut entfliehen? Dazu ist es zu spät! Eure schlauen Pläne werden Euch nicht nutzen, denn noch heute nacht schicke ich einen Boten zu Euch – den Dämon, der Tranicos' Schatz bewacht hat. Ich habe ihn aus der Höhle befreit und in meine Dienste genommen. Er wird dafür sorgen, daß Euch das Schicksal ereilt, das Ihr vielfach verdient habt: einen gleichzeitig qualvoll langsamen, schweren und unehrenhaften Tod. Wollen wir sehen, wie Ihr versucht, dem zu entgehen!«
Die Ankündigung endete in melodischem Gelächter. Valenso stieß einen schrillen Schrei aus, sprang vom Wehrgang und rannte taumelnd zum Herrenhaus.
Als die Kampfpause einsetzte, war Tina zu ihrem
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