Conan-Saga 16 - Conan der Befreier
auf eine Marmorbank sank und die Lider schloß, rief Thulandra Thuu mit seiner zischenden Stimme durch den widerhallenden Raum: »Hsiao! Wein für Lady Alcina. Und nun, meine Gute, berichtet mir alles, was Euch widerfahren ist!«
Das Mädchen holte schluchzend Atem. »Seit acht Tagen bin ich unterwegs und wagte kaum, länger als ein paar Herzschläge Rast zu machen, um einen Bissen zu mir zu nehmen und kurz die Augen zu schließen.«
»Ah! Und weshalb?«
»Ich kam, um Euch zu sagen – daß Amulius Procas tot ist ...«
»Gut!« Thulandra Thuus Augen glitzerten erfreut.
»... aber Conan lebt!«
Bei dieser erstaunlichen Nachricht, verlor der Zauberer zum zweitenmal an diesem Tag die Fassung. »Set und Kali!« fluchte er. »Wie ist das möglich? Sprecht, Mädchen, sprecht!«
Ehe sie antwortete, nahm Alcina einen tiefen Schluck des Safranweins, den Hsiao ihr in einem Becher anbot. Dann berichtete sie schleppend, was sich im Lager der Grenzlegion zugetragen hatte – wie sie Procas mit der vergifteten Dolchspitze tötete, wie sie erfuhr, daß Conan noch lebte, und wie sie den Wachen entkam.
»Und so«, schloß sie, »hielt ich es für meine Pflicht, mich sofort zu Euch zu begeben, da ich annahm, daß Ihr noch nichts von der wundersamen Heilung des Barbaren wißt.«
Mit finster zusammengezogenen Brauen betrachtete der Zauberer Alcina durchdringend. Dann knurrte er mit der unterdrückten Wut einer Wildkatze: »Weshalb habt Ihr Euch nicht in angemessener Entfernung vom Lager der Grenzlegion zurückgezogen und Euch zur bestimmten Zeit mit Hilfe des Spiegelstücks mit mir in Verbindung gesetzt, statt diese anstrengende Reise auf Euch zu nehmen!«
»Das konnte ich nicht, Meister.« Alcina rang gequält die Hände.
»Weshalb nicht?« Thulandra Thuus Stimme klang messerscharf. »Habt Ihr vielleicht die Tafel mit den Planetenstellungen verlegt, die ich Euch zu treuen Händen übergab?«
»Nein, mein Lord, viel schlimmer als das. Ich verlor mein Spiegelstückchen – meinen Talisman!«
Die Lippen zu einem Zähnefletschen zurückgezogen, knurrte Thulandra Thuu: »Bei Nergals Dämonen. Wie konntest du! Welch Teufel der Sorglosigkeit fuhr in dich? Bist du von allen Geistern verlassen? Oder hast du vielleicht dein leichtsinniges Herz wie eine läufige Katze an einen lüsternen Tölpel verloren? Dafür werde ich dich bestrafen, wie noch kein Sterblicher je bestraft wurde! Ich werde dir nicht nur lebenden Leibes die Haut abziehen lassen, sondern auch deine Seele zerreißen. Du wirst die Schmerzen all deiner früheren Leben noch einmal erfahren, angefangen mit der Zeit, da du noch protoplasmatischer Urschleim warst, bis zu dem Wurm, zum Fisch, zum Affen und schließlich zum menschlichen Wesen wurdest! Du wirst mich um den Tod anflehen, aber ...«
»Meister, so hört mich doch an!« rief Alcina verzweifelt und fiel vor ihm auf die Knie. »Ihr wißt genau, daß die Lüste eines Mannes mir nichts bedeuten, außer wenn ich sie in Eurem Auftrag erwecke.« Weinend erzählte sie ihm vom Todeskampf Amulius Procas' in der Dunkelheit, und wie sie erst später, als sie sich aus dem Lager entfernt hatte, den Verlust des Talismans entdeckte.
Thulandra Thuu biß sich auf die Lippen, um seinen wachsenden Grimm zu unterdrücken. »Ich verstehe«, sagte er schließlich. »Aber wenn man große Ziele verfolgt, kann man sich keine Fehler leisten. Hättest du deinen Dolchstoß richtig berechnet, wäre Procas nicht mehr in der Lage gewesen, dein Amulett zu packen.«
»Ich konnte doch nicht wissen, daß er ein Kettenhemd unter seiner Tunika trug. Könnt Ihr mir denn nicht ein anderes Stückchen Eures Spiegels überlassen?«
»Das könnte ich, aber ihm den Zauber zu verleihen, daß man es zu Übermittlungen über weite Entfernungen verwenden kann, ist so anstrengend und zeitraubend, daß der Krieg längst zu Ende wäre, ehe das Stück entsprechend präpariert ist.« Thulandra Thuu strich über sein kantiges Kinn. »Hast du dich vergewissert, daß Procas auch wirklich tot war?«
»Ja. Ich fühlte seinen Puls und lauschte seinem Herzschlag.«
»Aber bei dem Cimmerier hast du das nicht getan. Das war ein großer Fehler.«
Alcina machte eine verzweifelte Gebärde. »Das Gift, das ich in seinen Kelch gab, hätte ausgereicht, zwei gewöhnliche Männer auf der Stelle zu töten. Aber seine riesenhafte Größe zusammen mit seiner schier unnatürlichen Lebenskraft ...« Sie warf sich nun ganz auf den Boden vor ihren Herrn.
Thulandra Thuu erhob sich
Weitere Kostenlose Bücher