Conan-Saga 17 - Conan der Eroberer
war.«
»Und geht es den Leuten gut unter seiner wohlwollenden Herrschaft?« fragte Conan mit grimmigem Spott.
»Er lebt wie ein ausländischer Fürst in einem eroberten Land«, antwortete Servius erbittert. »Sein Hof ist voll Nemedier, die Palastgarde sind Nemedier, und eine größere Einheit Nemedier sind in der Zitadelle untergebracht. Wahrlich, die Zeit des Drachen ist nun gekommen.
Nemedier stolzieren wie Lords durch die Straßen, Frauen werden gedemütigt, ja geschändet, und Kaufleute ausgeplündert, und das Tag um Tag. Und Valerius kann, oder will gar nicht versuchen, etwas gegen diese Übergriffe zu unternehmen. Nein, er ist wahrhaftig nicht mehr als ihre Marionette, ihr Aushängeschild. Männer mit Verstand wußten es von vornherein, und das Volk bekommt es jetzt zu spüren.
Amalric ist mit einer starken Truppe in die Provinzen geritten, wo einige der Barone sich ihm widersetzten. Aber es gibt keinen Zusammenhalt unter ihnen. Ihre Eifersucht aufeinander ist größer als ihre Furcht vor Amalric. Er wird sie vernichten, einen nach dem anderen. Viele Burgen und Städte, die das erkennen, haben sich schriftlich ergeben. Jenen, die Widerstand leisten, geht es schlecht. Die Nemedier befriedigen ihren alten Haß. Und ihre Reihen verstärken sich durch Aquilonier, die Furcht, Gold, oder die Notwendigkeit, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, in ihre Armeen getrieben haben. Es ist die natürliche Folge.«
Conan nickte düster und starrte auf die rote Spiegelung des Kaminfeuers auf den kunstvoll geschnitzten Eichenpaneelen.
»Aquilonien hat seinen König, statt der gefürchteten Anarchie«, sagte Servius nach einer Weile. »Nur beschützt Valerius seine Untertanen nicht gegen seine Verbündeten. Hunderte, die die ihnen auferlegte Auslöse nicht bezahlen konnten, wurden an kothische Sklavenhändler verkauft.«
Conans Kopf zuckte hoch. Eine gefährliche Flamme funkelte in seinen eisblauen Augen auf. Er fluchte herzhaft, während seine gewaltigen Pranken sich zu Fäusten ballten.
»Ja«, fuhr Servius fort. »Weiße verkaufen weiße Männer und Frauen, wie es zur Zeit der Feudalherrschaft der Fall war. Die Bedauernswerten werden ihr beklagenswertes Leben als Sklaven in den Palästen von Shem und Turan beschließen. Valerius ist König, doch die Einheit, auf die das Volk hoffte – selbst wenn sie durch das Schwert erzwungen werden mußte –, kam nicht zustande.
Gunderland im Norden, und Poitain im Süden, sind nicht bezwungen, und es gibt auch im Westen noch nicht eroberte Provinzen, vor allem dort, wo die Barone die Unterstützung bossonischer Bogenschützen haben. Doch diese äußeren Provinzen sind keine wirkliche Bedrohung für Valerius. Sie müssen ständig verteidigungsbereit sein und dürfen von Glück reden, wenn sie ihre Unabhängigkeit erhalten können. Valerius und seine Verbündeten haben zweifellos die Oberhand.«
»Dann soll er das Beste daraus machen«, sagte Conan grimmig. »Seine Zeit ist bemessen. Das Volk wird sich erheben, wenn es erfährt, daß ich noch lebe. Tarantia wird wieder in unserer Hand sein, ehe Amalric mit seiner Armee zurückkehren kann. Dann werden wir diese Hunde aus Aquilonien vertreiben.«
Servius schwieg. Das Prasseln des Feuers war erschreckend laut in der Stille.
»Nun«, brummte Conan ungeduldig. »Warum sitzt Ihr mit hängenden Schultern und starrt in die Flammen? Zweifelt Ihr an meinen Worten?«
Servius wich des Königs Blick aus.
»Was ein Sterblicher zu tun vermag, werdet Ihr tun, Eure Majestät«, antwortete er. »Ich ritt mit Euch in die Schlacht und weiß, daß kein Sterblicher Eurem Schwert widerstehen kann.«
»Worauf wollt Ihr hinaus?«
Servius hüllte sich enger in seinen pelzverbrämten Rock. Er fröstelte trotz des Feuers.
»Man munkelt, daß Euer Fall durch Zauberei herbeigeführt wurde«, antwortete er schließlich.
»Na und?«
»Welcher Sterbliche kommt gegen Zauberei an? Wer ist dieser Vermummte, der sich des Nachts mit Valerius und seinen Verbündeten bespricht, und auf geheimnisvolle Weise erscheint und verschwindet, wie man sich erzählt? Man raunt, daß er ein mächtiger Magier ist, der vor vielen tausend Jahren starb, aber aus des Todes grauen Landen zurückkehrte, um den König von Aquilonien zu stürzen und die alte Dynastie zurückzubringen, von deren Blut Valerius ist.«
»Und wenn schon«, brummte Conan verärgert. »Ich entkam den Verliesen von Belverus, in denen Dämonen ihr Unwesen treiben, und der Teufelei in den Bergen.
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