Conan-Saga 17 - Conan der Eroberer
Wenn das Volk sich erhebt ...«
Servius schüttelte den Kopf.
»Eure standhaftesten Anhänger in den östlichen und mittleren Provinzen sind tot oder geflohen oder schmachten in Valerius' Kerker. Gunderland ist zu weit im Norden, und Poitain zu weit im Süden. Die Bossonier haben sich in ihre Marschen im Westen zurückgezogen. Es würde Wochen dauern, ehe ihr diese Streitkräfte sammeln und einsetzen könntet, und ehe es so weit wäre, würde jeder Trupp einzeln von Amalric angegriffen und geschlagen werden.«
»Aber ein Aufstand in den mittleren Provinzen würde das Zünglein der Waage zu unseren Gunsten neigen!« rief Conan. »Wir könnten Tarantia einnehmen und gegen Amalric halten, bis die Gundermänner und Poitanen hier eintreffen.«
Servius zögerte und senkte seine Stimme.
»Überall erzählt man sich, daß Ihr durch einen Fluch gestorben seid; daß dieser Vermummte einen Zauber über Euch verhängte, um Euren Tod und die Vernichtung Eurer Streitkräfte herbeizuführen. Die große Glocke hat Euren Tod verkündet, also hält man Euch für tot. Aber die mittleren Provinzen würden sich auch nicht erheben, wenn sie wüßten, daß Ihr noch lebt. Sie würden es ganz einfach nicht wagen. Durch Zauberei wurdet Ihr bei Valkia geschlagen. Durch Zauberei gelangte die Kunde davon nach Tarantia – am gleichen Abend noch machte sie die Runde in der Stadt.
Ein nemedischer Priester tötete durch Schwarze Magie alle auf den Straßen, die Euch noch im Tod die Treue hielten. Ich selbst habe es gesehen. Bewaffnete starben wie Fliegen, auf eine Weise, die niemand verstehen konnte. Und der hagere Priester lachte und rief: ›Ich bin bloß Altaro, nur ein Akoluth von Orastes, der selbst lediglich ein Akoluth des einen ist, der den Schleier trägt. Nicht mein ist die Macht, sondern die Macht arbeitet durch mich, ich bin nichts weiter als ihr Arm.‹«
»Ist es nicht besser, ehrenhaft zu sterben, denn in Schande zu leben? Ist der Tod schlimmer als Unterdrückung, Sklaverei und schließlich die Vernichtung?« fragte Conan rauh.
»Wo die Furcht vor Zauberei herrscht, schläft die Vernunft«, erwiderte Servius. »Und diese Furcht ist in den mittleren Provinzen zu groß, als daß sie es wagten, sich für Euch zu erheben. Die äußeren Provinzen würden für Euch kämpfen – doch der gleiche Zauber, der Eure Armee bei Valkia aufrieb, würde erneut zuschlagen. Die Nemedier haben die fruchtbarsten und dadurch reichsten und am dichtesten bevölkerten Gebiete Aquiloniens besetzt und können nicht durch die Kräfte besiegt werden, die Ihr vielleicht sammeln könnt. Ihr würdet Eure getreuen Untertanen nur sinnlos opfern. Ich sage es nicht gern und voll Bedauern, aber leider ist es so: König Conan, Ihr seid ein König ohne Reich.«
Stumm starrte Conan ins Feuer. Ein gewaltiges schwelendes Stammstück krachte zwischen den Flammen zusammen, ohne daß Funken sprühten. War das symbolhaft für sein Königreich?
Wieder quälte Conan das Gefühl, gnadenlos einem grausamen Geschick ausgeliefert zu sein und wie ein Tier in der Falle zu sitzen. Rote Wut schüttelte ihn.
»Wo sind meine Hofbeamten?« fragte er nach einer Weile.
»Pallantides wurde bei Valkia schwer verwundet. Seine Familie löste ihn aus und er liegt jetzt in seiner Burg bei Attalus. Er kann sich glücklich preisen, wenn er je wieder in einem Sattel sitzen wird. Publius, der Kanzler, ist verkleidet aus dem Land geflohen, niemand weiß, wohin. Der Rat wurde aufgelöst, einige der Mitglieder sitzen im Kerker, andere wurden verbannt. Viele Eurer treuen Untertanen hat man hingerichtet. Heute nacht, beispielsweise, wird Gräfin Albiona unter dem Henkersbeil sterben.«
Conan sprang auf und starrte Servius mit so zornglühenden Augen an, daß der Landedelmann unwillkürlich zurückwich.
»Warum?«
»Weil sie sich weigerte, Valerius' Konkubine zu werden. Ihre Ländereien hat man beschlagnahmt, ihre Leute in die Sklaverei verkauft, und um Mitternacht wird ihr Kopf im Eisenturm rollen. Laßt Euch raten, mein König – für mich werdet immer Ihr mein König sein –, flieht, ehe man Euch entdeckt. In dieser Zeit ist niemand sicher. Spitzel und Verräter sind in unserer Mitte und melden selbst die harmloseste Handlung oder ein unbedachtes Wort als Hochverrat und Rebellion. Wenn Ihr Euch Euren Untertanen zu zeigen gebt, kann es nur mit Eurer Gefangennahme und Eurem Tod enden.
Meine Pferde und alle meine Leute, denen ich trauen kann, stehen Euch zur Verfügung. Ehe der Morgen
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