Conan-Saga 17 - Conan der Eroberer
andererseits dankbar für sie war, da er dadurch seinen Nachbarn zusetzen konnte.
Er hatte sich von vornherein nicht viel von diesem einsamen Reiter erhofft, den er von seinem Turm aus erspäht hatte, aber geringe Beute war immerhin besser als gar keine, dachte er. Mit erfahrenem Blick musterte er Conans abgetragene Rüstung, das sonnengebräunte narbige Gesicht – und kam zum gleichen Schluß wie die anderen Reiter, denen der Cimmerier unterwegs begegnet war: ein leerer Beutel und eine geschickte Klinge.
»Wer bist du Bube?« fragte der Graf scharf.
»Ein Söldner, unterwegs nach Argos«, antwortete Conan. »Was sind Namen?«
»Als Freier Getreuer reitest du in die falsche Richtung«, knurrte Valbroso. »Im Süden gibt es zu kämpfen und zu plündern. Schließ dich uns an, dann wirst du nicht leer ausgehen. Auf der Straße ist nichts mehr los, keine feisten Kaufleute mehr, die man schröpfen könnte. Aber ich habe vor, mit meinen Leuten gen Süden zu reiten und unsere Schwerter der Seite zu verkaufen, die die stärkere zu sein scheint.«
Conan antwortete nicht sofort. Er wußte, daß Valbrosos Männer sofort über ihn herfallen würden, wenn er das Angebot rundweg abschlug. Ehe er sich seine Antwort sorgfältig überlegt hatte, sprach der Zingarier weiter.
»Ihr Burschen von den Freien Getreuen habt doch Erfahrung darin, Männer zum Reden zu bringen. Ich habe einen Gefangenen – den letzten Kaufmann, den ich mir schnappen konnte, und der einzige, der seit einer Woche diesen Weg genommen hat! Der Kerl ist stur. Er hat eine eiserne Schatulle bei sich, die wir nicht öffnen können, und es gelang mir einfach nicht, ihn dazu zu bringen, sie für mich aufzumachen. Bei Ischtar, ich hatte mir eingebildet, ich kenne alle Methoden, andere zum Reden zu bringen, aber vielleicht weißt du als Freier Getreuer noch ein paar, die ich nicht gelernt habe. Aber, wie auch immer, komm mit und sieh zu, ob du etwas erreichen kannst.«
Valbrosos Worte hatten Conan die Entscheidung abgenommen. Er war ziemlich sicher, daß dieser Gefangene Zorathus war. Er kannte den Kaufmann nicht, aber er dachte, wenn jemand so entschlossen war, in einer Zeit wie dieser durch Zingara zu reiten, war er vermutlich auch hart genug, sich durch Foltern nicht kleinkriegen zu lassen.
Er schwenkte neben Valbroso ein und ritt den Serpentinenweg zur Burg hoch. Als Söldner hätte er hinter dem Grafen reiten müssen, aber die Macht der Gewohnheit ließ ihn unvorsichtig werden, doch glücklicherweise kümmerte es den Grafen nicht. Das Leben an der Grenze hatte ihn gelehrt, daß die Sitten dort anders als am Hof sind, und er kannte auch den Stolz und die Unabhängigkeit der Söldner, hinter deren Schwertern so mancher König zum Thron geritten war.
Um die Burg war ein trockener Graben, an manchen Stellen teilweise mit Schutt und Unrat gefüllt. Mit klappernden Hufen überquerten sie die Zugbrücke und kamen durch das Bogentor. Krachend schloß sich das Fallgitter hinter ihnen. Spärliches Gras wuchs im Burghof, in dessen Mitte ein Brunnen stand. Einfache Unterkünfte für die Soldaten reihten sich entlang der Innenmauer. Sowohl schlampige, als auch übertrieben feingekleidete Frauen schauten aus den Türen. Ein paar Krieger in rostigen Harnischen warfen Würfel auf dem Pflaster unter dem Torbogen. Das Ganze wirkte eher wie der Unterschlupf einer Räuberbande denn die Burg eines Edlen.
Valbroso saß ab und bedeutete Conan, ihm zu folgen. Sie traten durch eine Tür und schritten einen gewölbten Korridor entlang. Ein narbiger, hart aussehender Mann – vermutlich der Hauptmann der Wache –, der eine Steintreppe heruntergestiegen war, kam ihnen entgegen.
»Hat er endlich den Mund aufgetan, Beloso?« fragte ihn Valbroso.
»Er ist starrköpfig«, brummte Beloso und bedachte Conan mit einem mißtrauischen Blick.
Valbroso fluchte wild und stapfte verärgert die Wendeltreppe hoch, gefolgt von Conan und dem Hauptmann. Beim Höherkommen hörten sie das Stöhnen eines Mannes, der offenbar unter großen Schmerzen litt. Valbrosos Folterkammer befand sich hoch über dem Hof und nicht in einem unterirdischen Verlies, wie sonst üblich.
In der Folterkammer, in der ein hagerer, tierischer Mensch in ledernen Beinkleidern hockte und gierig am Fleisch eines Rinderknochens kaute, standen die bekannten Foltergeräte herum: Streckbänke, Daumenschrauben, Haken und Zangen und eben alles, was vom Teufel besessener Menschengeist sich zum Quälen anderer ausgedacht
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