Conan-Saga 17 - Conan der Eroberer
Schenkenschlägerei verwickeln ließ, der gern und viel getrunken und keinen Gedanken an das Morgen verschwendet, der sich nichts anderes gewünscht hatte, als genügend schäumendes Bier, willige rote Lippen und ein gutes Schwert, das er auf allen Schlachtfeldern der Welt schwingen konnte.
Unwillkürlich paßte er sich wieder dieser alten Zeit an. Seine Haltung wurde herausfordernd, er hielt den Zügel seines Pferdes voll trotzigen Stolzes, halbvergessene Verwünschungen drängten sich über seine Lippen und alte Lieder, die er mit Gleichgesinnten in so mancher Taverne, auf unzähligen Straßen und auf mehr als einem Schlachtfeld gesungen hatte.
Daß mit dem Land, durch das er jetzt ritt, nicht alles stimmte, erkannte er schnell. Nichts war von den Kavallerieschwadronen zu sehen, die sonst am Ufer patrouillierten, in stetiger Wache gegen Überfälle aus Poitain. Durch die inneren Unruhen wurden sie jetzt anderswo gebraucht. Die lange weiße Straße war leer von Horizont zu Horizont. Keine schwerbeladenen Kamele trotteten auf ihr, keine Wagen holperten darüber, keine Herden überquerten sie. Nur hin und wieder begegnete er kleineren Trupps Reiter in Leder und Stahl, geiergesichtigen Männern mit harten Augen, die sich wachsam dicht beisammen hielten. Sie musterten Conan eindringlich, belästigten ihn jedoch nicht, denn des einsamen Reiters Harnisch versprach kein Plündergut, höchstens gefährliche Schwerthiebe.
Ortschaften lagen in Schutt und Asche, keine Menschenseele war zu sehen, auch nicht auf den Feldern und Wiesen. Nur die Kühnsten würden sich in diesen Tagen auf die Straße wagen. Die einheimische Bevölkerung war durch die Bürgerkriege und Einfälle von Plünderern von jenseits des Flusses arg geschrumpft. In friedlicheren Zeiten hatte man viele Kaufleute, die von Poitain nach Messantia in Argos und zurück unterwegs waren, auf dieser Straße getroffen. Doch jetzt hielten sie es für sicherer, den Umweg durch Ostpoitain und dann südwärts durch Argos zu machen. Nur ein sehr Verwegener würde Leben und Ware auf dieser Straße durch Zingara aufs Spiel setzen.
Am Südhorizont leckten des Nachts Flammen zum Himmel, und tagsüber kräuselte Rauch empor. In den Städten und Ebenen im Süden raffte der Tod die Menschen dahin, Throne stützten, und Burgen gingen in Flammen auf. Conan verspürte den uralten Drang des Berufskämpfers. Am liebsten hätte er sein Pferd gewendet und sich in den Kampf gestürzt, hätte geplündert und Beute gemacht wie früher. Warum sollte er sich die Mühe machen, den Thron eines Volkes wiederzugewinnen, das ihn bereits vergessen hatte? Warum einer Narretei nachjagen? Warum sich eine Krone zurückwünschen, die für immer verloren war? War es nicht besser, Vergessen zu suchen, sich in die roten Fluchten des Krieges zu stürzen und sich von ihnen dahintragen zu lassen? Konnte er sich nicht tatsächlich ein anderes, eigenes Königreich schaffen? Die Welt war auf dem Weg zum Zeitalter des Eisens: einer Ära des Krieges und imperialistischer Ambitionen. Ein starker Mann konnte sich sehr wohl als absoluter Eroberer aus den Ruinen vieler Nationen erheben. Warum sollte nicht er dieser Mann sein? Der Teufel des Ehrgeizes flüsterte es ihm ins Ohr, und die Phantome seiner gesetzlosen und blutigen Vergangenheit bedrängten ihn. Aber er folgte ihnen nicht, verließ die Straße nicht, sondern ritt weiter auf seiner Suche, die ihm immer unwirklicher zu werden schien, bis er schließlich das Gefühl hatte, einem Traum nachzujagen.
Er trieb den Rapphengst an, soweit er glaubte, es ihm zumuten zu können, aber die lange weiße Straße blieb leer von einem Horizont zum anderen. Zorathus hatte einen guten Vorsprung, doch Conan war sicher, daß er schneller vorankam als ein Kaufmann mit seiner Ware. So näherte er sich schließlich der Burg des Grafen Valbroso, die wie ein Adlerhorst auf einem hohen Felsen oberhalb der Straße kauerte.
Valbroso kam mit seinen Soldaten heruntergeritten. Er war ein hagerer, dunkler Mann mit glitzernden Augen und schon fast einem Geierschnabel als Nase. Er trug schwarzen Schuppenpanzer. Sein Gefolge bestand aus dreißig Speerkämpfern, Veteranen der Grenzkriege, alle mit schwarzen Schnurrbärten und so habgierig und gewissenlos wie der Graf. In letzter Zeit waren Karawanen selten, und der Zoll, den er einnahm, nicht mehr der Rede wert. Valbroso verfluchte die Brüderkriege, weil im Gegensatz zu vorher kaum noch Verkehr auf der Straße herrschte, während er
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