Conan-Saga 17 - Conan der Eroberer
auf die Maskierten einzustechen und aus dem grimmigen schwarzen Tempel zu fliehen. Mit aller Kraft kämpfte er gegen die unheimliche Vorstellung an, daß grauenvolle Schreckgespenster im Dunkeln lauerten. Fast hätte er hörbar aufgeatmet, als sie endlich durch eine drei Mann hohe Flügeltür hinaus ins Sternenlicht traten.
Conan fragte sich, ob er es wagen konnte, sich in eine der vielen dunklen Gassen abzusetzen. Doch noch zögerte er und folgte den Maskierten eine breite düstere Straße entlang. Die wenigen, denen sie begegneten, wandten hastig den Kopf ab und flohen vor ihnen. Die Prozession hielt sich in der Mitte der Straße, zu weit von den Hauswänden entfernt, als daß Conan unbemerkt in eine der Seitenstraßen hätte verschwinden können. Während er lautlos fluchte und innerlich wütete, kamen sie zu einem niedrigen Tor der Südmauer, durch das sie im Gänsemarsch schritten. Vor und neben ihnen hoben sich niedrige Lehmhütten und Palmenhaine im Sternenlicht ab. Jetzt oder nie, dachte Conan, mußte er sich von seinen stummen Begleitern absetzen.
Doch kaum hatten sie das Tor hinter sich, waren diese Begleiter keineswegs mehr stumm. Sie begannen aufgeregt aufeinander einzureden. Ihr Schritt war nicht länger gemessen, der Führer klemmte sich den Stab mit dem schimmernden Totenkopf völlig unzeremoniell unter einen Arm, und die ganze Gruppe fing zu laufen an – und Conan mit ihr. Denn als die Priester sich so aufgeregt unterhalten hatten, hatte er ganz deutlich den Namen »Thutothmes« gehört.
18. »Ich bin die Frau, die nie starb!«
18
»ICH BIN DIE FRAU, DIE NIE STARB!«
Mit brennendem Interesse betrachtete Conan seine maskierten Begleiter. Einer von ihnen war Thutothmes, oder sie alle waren auf dem Weg zu ihm. Und er wußte jetzt auch, wohin sie wollten, nachdem er hinter den Palmen ein dreieckiges Bauwerk entdeckt hatte, das sich gegen den Himmel abhob.
Sie kamen durch den Ring von Hütten und Hainen, und falls jemand sie sah, war er so vorsichtig, sich nicht zu zeigen. Die Hütten waren alle dunkel. Hinter ihnen reckten die schwarzen Türme Khemis sich finster den Sternen entgegen, die sich im Wasser des Hafens spiegelten. Vor ihnen erstreckte die Wüste sich in die tiefe Dunkelheit, und irgendwo heulte ein Schakal. Die schnellen Schritte der jetzt wieder schweigenden Priester waren im nachgiebigen Sand kaum zu hören. Es hätten Geister sein können, die sich auf die gewaltige Pyramide in der Wüste zubewegten. Alles war still ringsum.
Conans Herz pochte schneller, als er das grimmige schwarze Bauwerk vor sich sah. Seine Ungeduld, mit Thutothmes abzurechnen, war mit Furcht vor dem Unbekannten gemischt. Niemandem war es gegeben, sich ganz ohne Angst der finsteren Pyramide zu nähern. Allein ihr Name rief Grauen in den nördlicheren Ländern hervor. Nicht die Stygier sollten diese Pyramiden erbaut haben. Man erzählte sich, daß sie schon lange hier gestanden hatten, ehe die dunkelhäutigen Menschen vor undenkbarer Zeit in dieses Land des großen Stromes gekommen waren.
Am Fuß der Pyramide war ein schwaches Leuchten zu sehen, das sich beim Näherkommen als Eingang entpuppte, zu dessen beiden Seiten Löwen mit Frauenköpfen Wache hielten. In Stein festgehaltene Alptraumkreaturen waren es, mit undeutbarem Ausdruck. Der Führer der Priester ging geradewegs auf diesen Eingang zu, in dem Conan eine schattenhafte Gestalt stehen sah.
Kurz blieb der Führer neben ihr stehen, dann verschwand er im dunklen Innern, und einer nach dem anderen der Priester folgte ihm. Jeder wurde von dem geheimnisvollen Wächter aufgehalten, und jeder sagte entweder ein Paßwort oder machte eine bestimmte Geste, derer Conan sich nicht klar wurde. Als er das bemerkte, blieb er absichtlich zurück. Er bückte sich und tat, als hätte sich die Verschnürung einer Sandale gelöst und er müßte sie wieder festbinden. Erst als der letzte der Maskierten im Innern nicht mehr zu sehen war, richtete er sich auf und ging aufs Portal zu.
Leicht besorgt fragte er sich, ob der Tempelwächter überhaupt menschlich war, denn er entsann sich einiger etwas Gegenteiliges behauptender Geschichten. Aber wenigstens in dieser Hinsicht wurde er beruhigt. Eine Bronzelampe unmittelbar hinter der offenen Tür warf ihr schwaches Licht auf einen langen schmalen Korridor, der sich in der Dunkelheit verlor. Unter dieser Lampe stand schweigend ein Mann in wallendem schwarzen Umhang. Außer ihm war niemand zu sehen. Offenbar waren die
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