Conan-Saga 18 - Conan der Rächer
Stimme. »Kommt gar nicht in Frage, mein Freund. Reglos in einem Sarg zu liegen! Allein die Vorstellung! Nein, nein! Aber dieser Löwentanz bringt mich auf eine Idee. Reisende erzählten mir von ihm. Tragen die Tänzer nicht große Gewänder, die für zwei Männer gemacht sind, mit einem Löwenschädel? Nach dem Tanz könnte ich mich in den Palast schleichen. Das einzige Problem ist dieses Tanzgewand. Ihr habt bestimmt kein solches hier, und eines anzufertigen würde zu lange dauern.«
»Die Götter sind uns wahrhaftig wohlgesinnt«, sagte der Greis ernst. »In Shaulun, etwa einen Tagesmarsch von hier, gibt es eine Tanztruppe, die jedes Jahr mit ihrem Löwenkostüm zum Fest kommt. Es soll ihr Schaden nicht sein, wenn sie es uns ausleiht. Und es stimmt, was Ihr vermutet. Gegen Ende des Festes könnt Ihr Euch zweifellos unbemerkt davonstehlen, denn Yah Chieng läßt gewöhnlich an alle Wein verteilen. Die Betrunkenen machen dann einen solchen Lärm und stiften eine so große Verwirrung, daß die Soldaten schließlich alle mit blanken Schwertern verjagen. Wir könnten diesen Tumult für uns nutzen.
Wie würden die Soldaten überrascht sein, wenn sie plötzlich auf nüchterne Männer mit verbotenen Klingen stießen! O ja, ich glaube, wir könnten Yah Chieng ein aufregendes Ende seines Festes bieten!«
»Das muß gut durchdacht sein«, gab Leng Chi zu bedenken. »Wieviel Mann können wir aufbringen? Yah Chieng hat neben seiner Leibgarde stets zwei Hundertschaften abrufbereit. Von den letzteren würden vielleicht einige zu uns überlaufen, wenn sie wüßten, was wir vorhaben. Aber ...«
»Wir haben auch nur ein paar Rüstungsstücke«, warf ein anderer Ältester ein. »Die Truppen des Usurpators dagegen sind gepanzert wie ein Krebs aus dem Hosee.«
Als die Flüchtlinge zusammengezählt hatten, was sie bieten konnten, wurden ihre Gesichter lang, und ihre Stimmen resigniert. Da sagte Conan:
»Lord Kang, Ihr habt doch vor ein paar Tagen einen Trupp westlicher Söldner erwähnt, die Yah Chieng vergangenes Jahr gefangengenommen hat. Was ist mit ihnen?«
Der Greis antwortete: »Im Monat des Schweins kamen fünfzig Mann aus dem Westen anmarschiert. Sie sagten, sie hätten dem König – hm, wie hieß dieses Reich denn bloß? Ah ja, ich erinnere mich wieder – von Turan gedient. Aber da die Generäle dieses Königs sie mit solcher Verachtung behandelt hatten, wollten sie nicht länger in dieser Armee bleiben. Also machten sie sich auf den Weg gen Osten, um ihr Glück in Khitai zu finden.«
Leng Chi fuhr fort. »Sie kamen ein paar Meilen nordwärts von hier durch die Ortschaft Shaulun und erwarben sich die Gunst der Bürger, da sie eine Räuberbande schlugen und weder plünderten, noch die Frauen belästigten. Darum warnte man sie in Shaulun auch vor Yah Chieng. Aber sie achteten die Warnung nicht und marschierten weiter nach Paikang.
Wie wir hörten, boten sie dort Yah Chieng ihre Dienste an. Er tat, als nähme er sie in seine Armee auf, doch er hatte andere Pläne mit ihnen. Er gab ein Fest für sie, und als sie alle betrunken waren, ließ er ihrem Hauptmann den Kopf abschlagen und warf den Rest in seine Verliese.«
»Warum?« wunderte sich Conan.
»Er brauchte sie offenbar als Opfer für eine ganz besonders große, teuflische Hexerei.«
»Und hat er sie schon dafür benutzt?«
»Als wir das letztemal von ihnen hörten, lebten sie noch. Aber das liegt jetzt schon drei Monate zurück.«
»Wie habt Ihr das erfahren?«
»Eine Frau von Paikang, die mit einem Offizier der zwei Hundertschaften liiert gewesen war, floh nach Shaulun. Von dort kam die Kunde zu uns.«
»Lord Kang«, bat Conan, »beschreibt mir bitte Euren ehemaligen Palast, damit ich mich dort zurechtfinden kann.«
Kang Hsiu zeichnete einen Plan auf den Lehmboden der Hütte. »Ich weiß natürlich nicht«, sagte er, »was der Usurpator alles hat ändern lassen, seit meine Familie und ich dort lebten. Aber so sah es jedenfalls zu unserer Zeit aus. Hier ist das Haupttor, dort der Audienzsaal ...«
Als eine lange Zeit später die Pläne bis zur letzten Einzelheit ausgearbeitet waren, stand Kang Hsiu auf und hob seinen Kelch, wobei die bernsteinfarbige Flüssigkeit leicht überschwappte. Mit begeisterter Stimme rief er: »Auf die Zukunft und Ehre unseres großen Paikang! Und möge die Schlange bald unter dem Absatz des Rächers zertreten werden!«
Alle stimmten in den Toast ein, und Conan leerte seinen Kelch. Hinter seiner Stirn brodelte es bei der
Weitere Kostenlose Bücher