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Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien

Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien

Titel: Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Vendhya eingelegten Klapptisch brütete der König über knisternden Pergamentkarten den Plan für den kommenden Tag aus.
    Ein halbes Jahrhundert Kämpfe und Blutvergießen war selbst an einem so kräftigen Mann wie ihm nicht spurlos vorübergegangen. Die Zeit hatte die gerade geschnittene Mähne dicken Schwarzhaars mit Silberfäden durchzogen und den dichten Schnurrbart meliert, der ungezwirbelt über die Wangen ragte. Die Sonne vieler Länder hatte seine Haut gebräunt und gegerbt, und die schweren Jahre hatten ihre Furchen zwischen den Narben gezogen, die er sich in unzähligen Kämpfen geholt hatte. Aber immer noch war die Kraft seiner gewaltigen Muskeln unbestreitbar, und aus seinen gletscherblauen Augen unter buschigen schwarzen Brauen blitzten Lebensfreude und unbeugsamer Wille wie eh und je.
    Während seine Gedanken um die Karte kreisten, rief er nach Wein, wobei er sein Gewicht verlagerte. Die leichten Wunden, die er sich im Lauf der Schlacht zugezogen hatte, störten ihn nicht mehr als ein Schnakenstich, obgleich ein weniger harter Mann jetzt vermutlich stöhnend seinen Schmerzen nachgäbe, hätte er so viel Blut verloren wie der Cimmerier an diesem Tag. Während Conan sich mit seinen Offizieren beriet, öffneten seine Junker besorgt die vielen Lederbänder seiner Rüstung, und der Feldscher versorgte seine Verletzungen.
    »Diese Wunde muß genäht werden, Sire«, erklärte der Feldscher.
    »Auhhh!« knurrte Conan. »So macht schon, Mann, und achtet nicht auf meine Flüche! Pallantides, welches ist nun wieder der kürzeste Weg nach Stygien?«
    »Diese Route, Sire.« Der General fuhr mit dem Zeigefinger über das Pergament.
    »Stimmt. Ihm folgte ich, als ich etwas gegen Xaltotuns Zauber unternehmen mußte ...«
    Das Kinn auf die kräftige Faust gestützt, starrte Conan blicklos in Raum und Zeit, und eine Spur von Argwohn erwachte in ihm bei der Erinnerung an den schrecklichen acheronischen Zauberer.
    Es war etwas an diesem Wahnsinnsunternehmen des Herzogs Pantho, das ganz einfach nicht zu dem paßte, was er über den scharfsinnigen und listigen Abenteurer gehört hatte. Nur ein Narr oder ein Besessener wäre mit seiner Armee in Conans kriegerischste und getreueste Provinz eingefallen. Und Conan, der heute die Klingen mit Pantho gekreuzt und ihm mit einem mächtigen Hieb den Schädel gespalten hatte, glaubte nicht, daß der Mann töricht oder wahnsinnig gewesen war.
    Er vermutete eine unsichtbare Hand hinter diesem scheinbar unüberlegten Einfall – eine Schattengestalt hinter Panthos Rücken. Er roch ein Komplott, oder vielmehr, er roch – Hexerei!
     
     
    2
     
    DER DRUIDE
     
    Hauptmann des Königs Leibwache in dieser Nacht war Amric, ein Abenteurer aus Koth, den die Kunde von Conan und seinen Heldentaten vor Jahren ins goldene Tarantia gezogen hatte. »Amric der Stier« nannten ihn seine Kameraden, nicht nur seines Draufgängertums in der Liebe, sondern auch seines wilden Kampfgeistes in der Schlacht wegen. Er hatte einen gewaltigen Brustkasten und eine tiefe Stimme, olivfarbige Haut, wie viele Kothier, und vielleicht eine Spur shemitischen Blutes, worauf sein dichter schwarzer Krausbart schließen ließ. Als ein kleiner Mann in schmutzigen weißen Gewändern lautlos auf des Königs Zelt zukam, erkannte Amric ihn als einziger als das, was er war.
    »Bei Molochs Feuer!« fluchte Amric. »Ein Druide aus dem Piktenland, oder ich will Eunuch sein!« Er nahm das Schwert in die Linke, um mit der Rechten ein Schutzzeichen beschreiben zu können.
    Der kleine Mann lachte und schwankte. Amric vermutete, daß er betrunken war. »Dein schlechtes Gewissen verrät dich, Amric von Khorshemish!« sagte der Druide.
    Amric fluchte herzhaft unter Aufzählung der unteren Körperteile einiger der verrufenen östlichen Dämonengötter. Er war erbleicht, und Schweiß perlte auf seiner Stirn. Seine Kameraden blickten ihn verwundert an, denn selbst im dicksten Kampfgetümmel hatte der Hauptmann nie Furcht gezeigt. Dann musterten sie neugierig und argwöhnisch den Kleinen.
    Er sah eigentlich recht harmlos aus, dieser Mann, der die besten Jahre seines Lebens bereits hinter sich hatte. Von ein paar dünnen Strähnen weißen Haares abgesehen, war er kahl wie ein Ei. Wäßrig blaue Augen schauten aus einem blassen Gesicht mit schlaffen Hautfalten. Was von seinen Beinen unter dem Gewand hervorschaute, war so dürr wie Hühnerbeine. Alles in allem war er der letzte Mensch, den man auf einem Schlachtfeld anzutreffen erwarten

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