Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien
weißer Hund. Männer, schafft die beiden Gefangenen in die Gruben!«
6
DIE GRUBEN VON ZEMBABWEI
Die Gruben von Zembabwei waren tief in das Gestein unter der alten Stadt gehauene Verliese. Ein Trupp der schwarzen Krieger führte Conan und den Jungen durch enge, gewundene Korridore, die nur von rußig flackernden, ölgetränkten Fackeln beleuchtet wurden. Nach den seltsam winkligen Windungen und den Größenverhältnissen der Gänge zu schließen, nahm Conan an, daß die alten Mythen tatsächlich der Wahrheit entsprachen, nämlich, daß die Stadt Altzembabwei wirklich von den geheimnisvollen Schlangenmenschen prähistorischer Zeit errichtet worden waren, oder sie zumindest das Fundament gelegt hatten, auf dem die jetzige Stadt stand. Er hatte ähnliche Gänge schon zweimal zuvor gesehen: einmal in einer zerfallenen Zitadelle auf den grasigen Ebenen Kushs { 1 } , und Jahre später auf der namenlosen Insel { 2 } im unerforschten Westlichen Ozean, südlich der Schiffahrtsstraßen von Kauffahrern, Kriegsflotten und Piraten.
Das Verlies, das Conan mit seinem Sohn teilen sollte, war schmal und feucht. Nässe sickerte aus den glitschigen, modrigen Wänden aus schwarzem, vom Zahn der Zeit angenagtem Stein. Auf dem Boden lag verfaulendes, schmutziges Stroh. Eine Ratte quiekte und huschte hastig zwischen den Füßen der Eintretenden aus der Tür. Der Gestank von Moder und Fäulnis hing in der Luft.
In diese Zelle wurden sie gestoßen, und eine Gittertür aus schwerer Bronze knallte hinter ihnen zu. Der schwarze Wachoffizier verschloß sie mit einem großen Schlüssel, und der Trupp zog sich mit leisen Schritten auf nackten Sohlen zurück.
Kaum waren sie allein, suchte Conan das Verlies ab. Er betastete den pockennarbigen Stein der Wände und rüttelte an den grünspanigen Gitterstäben an der Tür. Fenster gab es nicht. Das einzige Licht kam von einer Fackel in einer Wandhalterung an der letzten Biegung des Korridors, und es reichte kaum bis zu der Zelle.
Conn setzte sich in die trockenste Ecke und bemühte sich, seine Erschöpfung und Verzweiflung nicht zu zeigen, dazu quälten ihn noch Hunger und Durst. Aber tapfer ahmte er seinen Vater nach und machte eine grimmig entschlossene Miene. Lieber hätte er sich martern lassen, als vor seinem Vater Furcht zu zeigen.
Nachdem er festgestellt hatte, daß das Verlies keine Fluchtmöglichkeit bot, schob Conan mit dem Fuß Stroh, das wenigstens noch einigermaßen trocken war, in die Ecke, wo sein Sohn kauerte, und streckte sich gähnend neben ihm aus. Er legte wärmend und tröstend einen Arm um ihn.
Nach einer Weile fragte Conn: »Was werden sie mit uns tun, Vater?«
Conan zuckte die Schulter. »Ich weiß, was sie beabsichtigen mit uns zu tun, aber es mag ganz anders kommen. Vergiß nicht, daß die halbe aquilonische Armee auf dem Weg hierher ist. Kein Zweifel, daß Pallantides die Burschen antreibt wie nie zuvor. Die Nacht des Roten Mondes ist erst in vierzehn Tagen, bis dahin kann viel geschehen.«
»Sie wollen uns Set opfern, nicht wahr?« flüsterte Conn.
»Ja, das möchten sie gern«, brummte Conan. »Aber was aus uns wird, liegt in den Händen der Götter, wie die Priester sagen würden – oder in denen des unberechenbaren Geschicks, das, wie einige Philosophen behaupten, über Götter und Menschen gleichermaßen bestimmt. Was mich betrifft ...«
»Ja, Vater?«
»Ich habe in den Klauen dieses Drachenungeheuers nicht sonderlich gut geschlummert und könnte noch ein bißchen Schlaf brauchen.« Wieder gähnte Conan und streckte die Beine aus.
Conn seufzte und lächelte ein wenig in der Dunkelheit. Es war in der Gegenwart seines Vaters unmöglich, auf die Dauer düsteren Gedanken nachzuhängen oder Furcht zu empfinden. Nicht, daß sein mächtiger alter Herr ein ausgesprochener Optimist war, er brütete nur nicht sinnlos über Gefahren, die vielleicht bevorstanden. Statt dessen paßte er sich den Umständen an, machte das beste daraus und wartete eine günstige Gelegenheit ab, die er dann auch nutzen würde. Tatsächlich war Conan bereits eingeschlafen und schnarchte laut.
Conn legte den Kopf auf seines Vaters Schulter, und bald schlief er genauso tief und fest wie er.
Ein abgrundtiefes Stöhnen riß den Cimmerier aus dem Schlaf. Er war sofort hellwach wie ein Raubtier, das die Annäherung eines Feindes spürt.
Behutsam zog er den Arm unter seinem Sohn hervor und schlich zur Tür. Angespannt lauschte er am Gitter. Wieder vernahm er das
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