Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien
Scheusale zähmen kann, ist es kein Wunder, daß er sein Volk so im Griff zu halten vermag. Seht dort hinüber!«
Die Flugechse flatterte zu einem der türlosen Türme und verschwand hinter seinem hohen Rand.
»Das also ist das Geheimnis dieser Türme!« murmelte Trocero. »Dort nisten diese Drachen wie Fledermäuse in einer Höhle!«
»In die Flammen des Molochs mit diesen Ungeheuern«, brummte Pallantides. »Wir müssen einen König und einen Prinzen befreien!«
»Wie könnt Ihr sicher sein, daß sie hinter diesen Mauern gefangengehalten werden?«
»Bei Nergals Zähnen, das ist doch so offensichtlich wie ein Muttermal auf den Hinterbacken einer Tänzerin!« erwiderte Pallantides. »Thoth-Amons einziger Verbündeter ist dieser Nenaunir, der seinen Thron hinter diesen Mauern dort hat. Und die fliegenden Teufel dieses Hexers haben König und Prinz aus unserer Mitte entführt. Wohin hätten sie sie sonst bringen sollen, als in diese Hauptstadt?«
»Aber ob sie noch leben?«
»Das werden wir herausfinden, sobald wir in der Stadt sind.«
Trocero seufzte. »Ich weiß ja, daß Ihr größere Erfahrung mit Belagerungen habt als ich, aber ich halte diese Mauern für uneinnehmbar.«
»Für eine Armee, ja, doch nicht für einen einzelnen Mann.«
Trocero blickte den General an. »Ihr habt einen Plan?«
Pallantides strich mit einer schmutzigen Hand über das stopplige Kinn. »Erinnert Ihr Euch an den zingaranischen Edlen Murzio?«
»Dieser verschlagene Renegat?«
»Verschlagen und listig wie ein Fuchs, das stimmt. Aber er versteht gut mit der Klinge umzugehen und ist ein getreuer aquilonischer Ritter, obschon ich nicht an seine edle Geburt glaube. Ich denke eher, er entsprang den Gossen von Kordava, aber das spielt keine Rolle. Er ist Conans Günstling, weil sein Vater ihm in seiner Freibeuterzeit einen großen Dienst erwiesen hat. Ihr erinnert Euch vielleicht auch, daß der König vor drei Jahren seinen alten Freund Ninus an den Hof einlud ...«
»Ihr meint den Mitrapriester? { 1 } Unser König hat wahrhaftig einige fragwürdige alte Kameraden, aber an diesen abgefeimten, spindelbeinigen, versoffenen Burschen kommt nicht so leicht einer heran!«
Pallantides grinste. »Da habt Ihr allerdings nicht so unrecht. Ihr habt ja selbst miterlebt, wie er des Tages sittsam und fromm durch den Palast gewandelt ist und sich des Nachts in den Weinhäusern hat vollaufen lassen, und den Bauch vollgeschlagen hat er sich auch. Jedenfalls wurden er und Murzio dicke Freunde. Conan wollte Murzio einen Auftrag als Spion erteilen, da überredete er Ninus, dem Zingarier einige seiner Tricks als Einbrecher und Dieb zu lehren. Ninus tat es, und Murzio erwies sich als Musterschüler. Daraufhin schickte Conan ihn nach Shem, wo er ein Komplott des Königs von Ophir mit einigen der Stadtstaatherrscher von Shem aufdeckte. Außerdem brachte er Dokumente und andere Beweise mit zurück, die es Conan ermöglichten, mit diesem Komplott ein Ende zu machen, ehe es Unheil hatte anrichten können.
Für diese Leistung schlug Conan Murzio zum Ritter. Diese Zingarier sind zwar falsch, aber für einen, den sie mögen, opfern sie ihren letzten Blutstropfen. Ich kann nur hoffen, daß es bei Murzio nicht anders ist.«
»Aber was hat das mit Zembabwei zu tun?«
Pallantides schmunzelte. »Jede große Stadt hat ein unbewachtes Tor: das der Kanalisation.«
»Kanalisation? Der Dschungel muß Euch den Geist verwirrt haben, Mann! Eine Stadt der Barbaren hat doch keine Kanalisation!«
»Ah, diese schon! Möglicherweise stammt sie noch aus Epochen vor der Zeitrechnung. Seht Ihr das schmutzige Wasser, das durch das Gitter an der Südwestmauer fließt?« Pallantides wies in eine Richtung.
»Ja.«
»Nach dem üblen Geruch, den der Wind bis hierher mitbringt, ist das der Abfluß der Abwässer von Zembabwei. Und damit die Abwässer alle zusammenkommen, müssen die Schwarzen unterirdische Tunnels gebaut haben – oder eine Kanalisation benutzen, die bereits vorhanden war. Ich vermute nämlich, daß diese Stadt auf den Ruinen einer älteren aufgebaut wurde. Nun, wenn es einen in unserer Armee gibt, der sich durch dieses Abflußgitter schlängeln kann, dann nur Murzio, der schlank wie ein Aal und dreimal so glatt ist.«
Trocero kratzte seinen jetzt gar nicht mehr so ordentlich getrimmten, dafür aber um so schlammigeren Spitzbart und sagte: »Ah, jetzt verstehe ich Euren Plan. Er soll durch das Gitter eindringen und in dunkler Nacht, nachdem er die Wachen unschädlich
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