Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien
so aus, als zolle er der Zeit bereits Tribut.
»Zum letztenmal, sagst du?« Thoth-Amon sprach Aquilonisch mit nur einem Hauch von Akzent. »So sei es! Diese Begegnung wird nur einer überleben, und dieser eine bin ich! Aber wir wollen Wortgefechte vermeiden. Ich werde dich sogleich an Ort und Stelle töten, und deinen Welpen ebenfalls. Und die Horden von Schwarzen hier werden deine ohnehin geschwächten Streitkräfte aufreiben. Der Westen wird fallen und Set seine Herrschaft über die ganze Welt ausbreiten, wenn ich als Kaiser auf dem Thron von Tarantia sitze. Bereite dich auf den Tod vor!«
Eine schallende Stimme brach den Bann von Thoth-Amons Worten. »Bei Damballah, Stygier, Ihr habt wohl vergessen, wer hier der König ist?«
Conan hob die Augen zum Schädelthron, dem er bisher nur einen kurzen Blick hatte widmen können. Nenaunir saß auf ihm, der Hexenkönig von Zembabwei und letzter von Thoth-Amons Verbündeten. Nenaunir war ein hochgewachsener Schwarzer, dessen muskelstrotzende Brust im rötlichen Licht des frühen Morgens wie geöltes Ebenholz glänzte. Seine kalten Augen blickten wie Eis, auf dem die Sonne sich bricht, zu ihnen herunter.
Der Stygier hielt inne, und sein dunkles Gesicht erblaßte. Offensichtlich suchte er nach Worten. Conan spürte die Rivalität zwischen den beiden Fürsten der Schwarzen Magie um die Oberherrschaft.
»Ich ... Natürlich, Bruder, Ihr seid der König hier«, sagte Thoth-Amon stockend. »Aber wir beide wollen ein großes Reich. Ihr werdet im Süden herrschen, ich im Westen. Wir teilen die Welt unter uns auf, die sich in Zukunft wieder vor Vater Set beugen wird ...«
»Vor Lord Damballah, dessen Prophet und Stellvertreter auf Erden ich bin!« donnerte der majestätische Schwarze. »Muß ich Euch auf Euren Platz verweisen, Stygier? Der kriechende Gott hat Euch seine Gunst endlich entzogen. Eure Zeit ist vorbei. Ich sehe keinen Grund, weshalb ich die Welt mit einem wie Euch teilen sollte. Vielleicht ernenne ich Euch in meiner Güte zum Regenten oder Statthalter einer der Provinzen, die meine Armeen einnehmen werden – wenn Ihr Euch angemessen benehmt. Aber haltet Euch zurück! Ich allein bestimme den Tod dieses weißen Teufels!«
Die tiefe Stimme Nenaunirs, der sich des vereinfachten Shemitisch bediente, das als Handelssprache der nördlichen schwarzen Nationen diente, hallte in der plötzlichen Stille wider. Erst die schwarzen Krieger ringsum brachen sie, indem sie mit den Speerschäften einmal im Gleichklang auf die Pflastersteine klopften.
Der Hexenkönig von Zembabwei wandte den eisigen Blick von dem zusehends gealterten Stygier Conan zu. Der Cimmerier stand mit den Armen über der mächtigen Brust verschränkt völlig ruhig, und sein tapferer Sohn mit ihm.
»Was dich betrifft, weißer Hund«, donnerte der schwarze König, »du hast wahrhaftig einen unverzeihlichen Fehler begangen, indem du in mein Reich eindrangst. Wir begegneten uns schon einmal, in Louhis Burg in Hyperborea. Du lebst nur noch, weil Louhi zauderte, dich zu töten, denn sie erhoffte sich, dich als Waffe gegen diesen Stygier zu benutzen, um selbst zum Oberhaupt der Magier aller Welt aufzusteigen. Das war ihr Fehler, denn dadurch kamst du frei und hast sie vernichtet. Du hast auch Thoth-Amons Macht in Stygien zerstört. Ich werde nicht ihre Fehler machen. Ich habe nichts von dem Stygier zu befürchten und wenig durch seine Freundschaft zu gewinnen. Ich bin König hier, und ich allein werde deinen Tod bestimmen. Bilde dir nicht ein, daß du noch einmal entkommen kannst!«
Conan schwieg, aber seine gletscherblauen Augen blickten ungerührt in die eisigen schwarzen Nenaunirs.
»Wir werden uns noch ein letztesmal sehen«, fuhr der Schwarze grimmig fort. »Und zwar in der Nacht des Roten Mondes. Ja, wenn der Mond sich rot färbt, wird dein Blut über den Altar des Kriechenden Gottes fließen, während deine Seele sich wimmernd aus deinem Körper löst, um den Hunger Damballahs zu stillen.«
»Und wann soll das sein?« erkundigte sich Conan ruhig.
Nenaunir drehte den Kopf. »Rimush!« donnerte er.
»Jawohl, Eure Majestät?« Ein kleiner, gebückter, ältlicher Shemit trat vor in seinem abgetragenen, geflickten Astrologengewand, dessen gestickte Symbole seiner Zunft reichlich verblaßt waren.
»Wann wird die Nacht des Roten Mondes sein?«
»Nach meinen Berechnungen – sofern keine Götter etwas anderes bestimmen – zwölf Nächte nach der soeben vergangenen, Sire.«
»Da ist die Antwort für dich,
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